Nachdem Self-Publisher-“Geheimtipp” KNM seit kurzem nur noch Exklusiv-Verträge schließt, fehlte scheinbar ein Anbieter auf dem Markt, der alle Plattformen beliefert, offen für Self Publisher ist und dem Autor trotzdem alle Freiheiten lässt. Die Lücke war aber tatsächlich gar nicht vorhanden, denn schon seit Mitte Februar liefert die seit 20 Jahren im Musikgeschäft tätige Firma Dance All Day (im oberbayerischen Traunstein beheimatet) auch eBooks deutschland- und weltweit aus, wohl ohne das groß anzukündigen. Dank eines Tipps in der Self-Publisher-Gruppe bei Facebook kam die Nachricht nun auch bei mir an – und ich musste das Angebot natürlich gleich testen.

Vorausschickend: Das Modell, das Feiyr wählt, ist ungewöhnlich. Es ist nämlich mit gewissen, wenn auch kleinen Kosten verbunden. Die Account-Eröffnung kostet knapp zehn Euro, jede Veröffentlichung knapp 5 Euro und für das Löschen oder Ändern eines eBooks fallen rund 30 Euro an. Die zieht die Firma von dem Guthaben ab, das normalerweise durch Verkäufe entsteht – am Anfang muss der Autor aber erst einmal Geld einzahlen.

Nach einer Umfrage des Branchenverbands BITKOM unter 1000 Personen ab 14 Jahren bevorzugt bereits fast ein Fünftel (18 Prozent) aller Bundesbürger elektronische Bücher gegenüber dem gedruckten Buch. Hochgerechnet wären das rund 12,6 Millionen Personen, also mehr, als bis dato eReader im Umlauf sein dürften. Fast drei Viertel (73 Prozent) der Befragten bevorzugen dagegen gedruckte Bücher, weitere 9 Prozent sind unentschlossen. Nach BITKOM-Prognosen werden im Jahr 2013 rund 1,4 Millionen E-Reader und mehr als 5 Millionen Tablets verkauft.

Der geschätzte Kollege Andreas Winterer fragte mich gestern (im Zuge der Recherche für einen Beitrag im Hyperland-Blog des ZDF, Link folgt!), ob ich das Self Publishing schon für einen Wirtschaftsfaktor hielte. Eine interessante Frage – immerhin wird so viel darüber geschrieben, dass man diesen Verdacht gewinnen könnte…

Ich konnte nicht anders und habe mal nachgerechnet. Natürlich brauchte ich dafür ein paar Annahmen, die ich bewusst konservativ gewählt habe:

  • Self Publishing spielt vor allem bei eBooks eine Rolle
  • Bei Amazon tummelt sich der Großteil der Selbstverleger
  • Amazon hat 40 Prozent Marktanteil am eBook-Markt

Laut Weltbild-Chef Carel Halff hatten eBooks 2012 einen Anteil von 4 Prozent am 4,2 Milliarden Euro schweren deutschen Publikums-Buchmarkt. Das ergibt 168 Millionen Euro Umsatz mit eBooks. 40 Prozent davon dürfte dann Amazon für sich verbuchen – also 67 Millionen Euro.

Eine Meldung in eigener Sache: Mein Handbuch zum Tolino shine ist jetzt verfügbar. Lohnende Lektüre, finde ich, die deutlich über die mitgelieferte Anleitung hinausgeht.

Internet und Sex – das Netz scheint manchmal geradezu dazu erfunden worden zu sein, bestimmte körperliche Bedürfnisse seiner Nutzer zu erfüllen. Die Sexbranche war jedenfalls die erste, die im WWW so richtig Geld verdiente. Und sie ist auch wie kaum eine andere von der mit dem Netz entstandenen Raubkopier-Problematik betroffen. Sogar Erotik-Autoren werden übrigens gern beklaut – immer wieder stellt sich heraus, dass ein angeblich selbst publizierter Titel aus Geschichten aus dem Web beruht.

Der Markt ist jedenfalls da, das zeigen auch die Verkaufszahlen von Bestsellern wie “Shades of Grey” oder “80 Days”. Was sollte ein Autor beachten, der selbst in diesem Bereich veröffentlichen will?

1. Das Pseudonym

Solange sich alles im rechtlich einwandfreien Rahmen bewegt, gibt es eigentlich keinen Grund, sich ein Pseudonym zuzulegen. Und wenn der rechtliche Rahmen überschritten wird, hilft ein Pseudonym auch nicht weiter. Doch falls ein Autor oder eine Autorin sonst vielleicht Jugendbücher verfasst oder ganz einfach von Bekannten nicht auf ihren Brotjob abgesprochen werden möchte, kann ein Pseudonym sehr hilfreich sein. Die gängigen Plattformen ermöglichen es, problemlos einen fiktiven Namen als Autor anzugeben, kein gewöhnlicher Leser kann daraus den eigentlichen Verfasser ermitteln. Bei Amazons Authorcentral kann man zu einem Pseudonym sogar eine eigene Autorenseite anlegen, diese muss allerdings unter einer eigenen E-Mail-Adresse laufen.

In der US-Blogosphäre ging am Wochenende der Fall der unabhängigen Autorin Jamie McGuire herum: Nachdem ihr zunächst selbst publiziertes Buch von einem Verlag aufgegriffen worden war, hatte Amazon allen Käufern der Indy-Version eine Rückgabe des Titels angeboten – auf Kosten der Autorin. Wollte Amazon McGuire schaden, weil sie sich einen Verlag gesucht hatte? Danach sah es aus.

(Update vom 5.3.: Test der Onleihe)

Der Tolino shine – ist er wirklich eine passende Antwort auf Amazons Kindle? Das hängt nicht nur davon ab, wie gut das Gerät gelungen ist, sondern auch davon, wie konsequent die Allianz aus Telekom, Weltbild, Hugendubel, Thalia und Club Bertelsmann das System umsetzt. Um über Erfolg oder Misserfolg zu urteilen, ist es definitiv zu zeitig. Das Testgerät jedoch lässt sich durchaus schon beurteilen – wenn auch unter dem Vorbehalt, dass die Telekom regelmäßige Updates versprochen hat, womöglich gar im Zwei-Wochen-Rhythmus.

1. Inbetriebnahme

Der E-Reader wird in einer hübschen Verpackung geliefert: einem Schuber, der die eigentliche Schachtel enthält. Darin liegt das Gerät, nimmt man es heraus, findet man die bebilderte Kurzanleitung und das USB-Kabel (MicroUSB).

Zum Starten muss man den Power-Schalter zur Seite schieben. Der Tolino erklärt sich dann zunächst selbst, bevor er seinen neuen Besitzer auf die Startseite entlässt, die oben die zuletzt gelesen eBooks aufführt und unten einen Ausschnitt aus dem vorinstallierten eBook-Shop zeigt – beim Testgerät der eBook-Store von Hugendubel.

Als Kommentar zu Berichten über den Tolino shine las ich jetzt des öfteren: Warum soll ich mir den nun den Tolino kaufen statt eines Kindle von Amazon? Soll ich gar vom Kindle Paperwhite auf den Tolino umsteigen? Deshalb hier ein paar Argumente pro und kontra.

1. Offenheit

In der Pressekonferenz zum Tolino fiel das Wort “Offenheit” sehr häufig. Ja, die neue Plattform, auf die der eReader zugreift, ist offen. Offen für Bücher von anderen Anbietern, solange sie das ePub- oder PDF-Format besitzen und kein exklusives DRM tragen wie die eBooks von Apple. Auf den Geräten selbst ist jedoch ein fester Store vorinstalliert, der sich derzeit noch nicht wechseln lässt. Und die Bücher, die man in diesem Laden kauft, besitzen nach wie vor einen Kopierschutz (von Adobe). Insofern also kein wirklicher Vorteil für Tolino, denn durch die deutsche Preisbindung ist die Motivation gering, in möglichst vielen verschiedenen Läden einkaufen zu können. Ergebnis: unentschieden.

Tolino 1 – Kindle 1

Viele Self Publisher (ich auch) hatten die Hoffnung, dass Tolino vielleicht auch neue Möglichkeiten für unsereins mitbringt. Dem ist nicht so. Der Grund liegt wohl vor allem darin, dass man zunächst die Akzeptanz der Verlage sichern sollte, jedenfalls klingt Weltbild-Chef Carel Halff so: (wir wollen) “erst einmal nichts tun, das missverstanden werden könnte als ein neuer Weg der Inhaltsbeschaffung.” Aber, setzte er im Interview hinzu, “ich schließe es für die Zukunft nicht aus.” Aber was heißt das für die Gegenwart? Wie kommt mein eBook auf den Tolino? Da es kein eigenes Self-Publishing-Angebot gibt, bleibt nur der Weg über Distributoren.