Amazons neuer E-Reader Kindle Voyage im Test: Perfekt für Vielleser

Im Grunde sind E-Reader am Ende ihrer technischen Entwicklung angekommen. Ihre technischen Fähigkeiten sind für ihren Zweck, das Lesen, optimal: lange Akkulaufzeit, bei allen Lichtverhältnissen kontrastreiches und auf Wunsch beleuchtetes Display, direkte Online-Anbindung in den E-Book-Store und einfache Bedienung per Touch – mit Features wie Wörterbüchern oder Suchfunktion, gegen die ein Papierbuch nicht ankommt. Klar, Farbdarstellung ist nicht möglich, und die Bildschirme sind so langsam, dass Videos nicht laufen – aber würde man diese Mängel beseitigen, hätte man ein Tablet vor sich, mit all dessen Nachteilen.

Trotzdem ist es Amazon gelungen, beim Kindle Voyage einen deutlichen Fortschritt zu erreichen. Das beginnt schon bei der Gestaltung: Der E-Reader legt perfekt in der Hand, ob man nun Rechts- oder Linkshänder ist. Die Touch-Bedienung wurde um “Tasten” ergänzt, Tasten in Anführungszeichen, weil es sich um virtuelle Tasten handelt, die sich fast wie echte anfühlen. Einfache Berührung genügt nicht, man muss mit dem Finger Druck ausüben – und wie bei einer echten Taste reagiert der Voyage darauf fühlbar. Amazon nennt das “PagePress“. Ich habe mich bei der Nutzung des Voyage schnell daran gewöhnt und würde das Feature stets einer reinen Touch-Funktion vorziehen.

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Und dann ist da natürlich der Bildschirm. Wer einen Tolino Vision oder Kindle Paperwhite besitzt, kann mit der Darstellungsqualität eigentlich ganz zufrieden sein. Doch der Unterschied zum Voyage ist sofort sichtbar. Mit einer Punktdichte von 300 dpi besitzt das Display Druckauflösung. Kein Taschenbuch ist schärfer (aber nur beim E-Reader können Sie auch die Schriftgröße verändern). Dass der Bildschirm plan mit dem 7,6 Millimeter dicken (Paperwhite: 9,1 Millimeter) Gehäuse abschließt, gibt dem ganzen Gerät ein edles Aussehen, das auch die Rückseite bestätigt. Sogar der Einschaltknopf wurde ausgetauscht, statt des kleinen Druckknöpfchens gibt es nun einen richtigen, gut erkennbaren Schalter.

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Wenig geändert hat Amazon an der Software. Die kennt man schon von Paperwhite und Kindle, sie liegt in Version 5.5.0 vor. Hinzugekommen sind lediglich Einstellungen bezüglich der PagePress-Sensoren (der virtuellen Tasten): Sie dürfen festlegen, wie groß der benötigte Druck sein soll und wie stark die Rückmeldung des Voyage. Was ich mir noch wünschen würde: Auch die linke Blättertaste blättert vorwärts. Als Rechtshänder ist das für mich nicht intuitiv – lieber würde ich die Blätter-Richtung hier selbst einstellen können.

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Ansonsten habe ich am Kindle Voyage wirklich nichts auszusetzen. Gut, es wäre schön, könnte ich ihn wie den Tolino Vision 2 mit in die Badewanne nehmen – gerade weil er nicht billig ist, sondern mit 189 beziehungsweise 249 Euro (3G-Version) schon das Niveau günstiger Tablets erreicht. Dass keine Speicherkarte einsetzbar ist, kann ich gut verschmerzen – Amazon hat das Cloud-Konzept schon so gut umgesetzt, dass ich selten mehr als zehn Titel gleichzeitig auf meinem E-Reader habe.

Fazit: Reiner Lese-Luxus

Durch seinen hohen Preis ist der Kindle Voyage sicher kein Einsteiger-Gerät. Ich wette aber, dass das ab 4. November verfügbare Gerät am 24. Dezember unter so manchem Weihnachtsbaum liegt. Das Lesen damit macht jedenfalls noch ein Quäntchen mehr Spaß als mit der Konkurrenz.

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