Eine Geschichte von Miracle Jones, über die ich mich so amüsiert habe, dass ich sie (mit Genehmigung des Autors) übersetzen musste.

Auslieferungslager

Ich arbeite im neuen Amazon-Auslieferungslager in Haslet, Texas, als Teilzeit-Saison-Picker. Es ist Winter. Wir sind hier keine Arbeiter, wir sind Partner. Es ist ein Job, in dem ich selbst verkatert und unter Drogen nicht versage, und ich verdiene gerade genug hier, um meine eigene Wohnung zu zahlen, einen Platz, um all meine leeren Bierdosen und zerknüllten Taco-Cabana-Tüten aufzubewahren und all meine Stapel beschissener Science-Fiction-Heftchen.

Ich bin wieder zu Hause, weil ich nicht mehr in Dallas sein will, vielleicht auch, weil ich damit nicht mehr umgehen konnte, und womöglich, weil ich für eine Weile vergessen will, wie das Internet funktioniert.

Genau genommen bin ich gar nicht bei Amazon angestellt. Genau genommen bin ich bei Amazons Personalagentur angestellt, die sich “Human Solutions” nennt.

Die Human-Solutions-Verantwortliche für Haslet ist diese Dame namens Ashley Hood (wie in John Hood, wie in Fort Hood, wie in den Hood’s Rangers, also wie in den Texas Rangers). Sie ist ein tolles Weibsbild, das ich schon ewig kenne, und so bin ich auch an den Job gekommen. In unserer Highschool-Zeit haben wir uns nach den Theater-Übungsstunden auf dem Parkplatz von Cici’s Pizza gemeinsam zugedröhnt und gevögelt.

Kurz vor Weihnachten wollen Autoren und Verlage ihre Bücher in die aussichtsreichsten Positionen bringen – deshalb gab es wohl in dieser Woche besonders viele 99-Cent-Aktionen, die den mittleren Preis aller selbst publizierten eBooks auf 2,20 Euro gedrückt haben (Vorwoche: 2,50 Euro).

Ansonsten zeigt sich das gewohnte Bild: Mehr als die Hälfte, genau 52, aller 100 bestplatzierten Titel bei Amazon kommen von Self Publishern. 31 davon, also fast ein Drittel der Top 100, sind exklusiv bei diesem einen Buchhändler erhältlich.

Die Daten im einzelnen:

Wenn der große Gegner Amazon außer dem eReader Kindle auch Tablets unter der Kindle-Fire-Marke verkauft, muss die Produktkategorie wohl spannend sein. Das werden sich jedenfalls die in der Tolino-Allianz vertretenen deutschen Buchhändler gedacht haben – und so gaben sie beim Technik-Partner Telekom ein Tolino-Tablet in Auftrag.

Natürlich sagt das keiner der Partner so – aber zufällig ist der Telekom-eBook-Shop Pageplace der einzige, der das Tolino Tab nicht verkauft. Oder besser die Tolino Tabs, denn es gibt ja eine Version mit 7 und eine mit 8,9 Zoll Diagonale. Wie bei Amazon. Die Telekom ist aber auch Vertriebspartner von Apple und Samsung und damit wohl mit Tablets ausreichend ausgestattet.

Das Tolino Tab 7

179 Euro für die kleinere Version – das klingt gar nicht so schlecht. Zwar bietet Aldi 10-Zoll-Tablets für denselben Preis an, aber auf dem Papier gehört das Tolino Tab zu einer neueren Generation. So hat etwa der Bildschirm nicht nur 1280 x 800, sondern 1440 x 900 Punkte Auflösung. Mit dem Kindle Fire HDX kann das Tolino Tab trotzdem nicht mithalten: Das Display ist okay, aber nicht überwältigend. Das Gerät liegt insgesamt gut in der Hand. Der Rahmen um den Bildschirm ist relativ breit, das Tolino Tab wiegt aber kaum mehr als der Konkurrent.

Ein Indie-Autor ist für den kompletten Veröffentlichungs-Prozess selbst verantwortlich. Das ist spannend, kann aber auch anstrengend sein. Warum sollte man sich die Arbeit nicht teilen? Triskele ist eine Gemeinschaft britischer Autoren, die sich selbst “Autoren-Kollektiv” nennt. Mitgründerin JJ Marsh erklärt im Interview, was die Zusammenarbeit bringt und welche Fehler man vermeiden sollte.

(Click here for the English version of the interview)

Jill, was mir zuerst auf deiner Website auffiel, war die Bezeichnung “Autoren-Kollektiv”. Was genau ist das?

Das Allerschwerste, komplizierter noch als sich auf Grundsätze zu einigen, einen Namen zu wählen, sich ein Mission Statement auszudenken, ein Logo zu entwerfen und Entscheidungen über drei Kontinente hinweg zu fällen, ist zu erklären, was wir sind.

Wir sehen wie ein kleiner Verlag aus, gekennzeichnet durch eine bestimmte Optik und eine gemeinsame Identität. Wir verhalten und auch wie einer, indem wir gemeinsam die Marke Triskele als eine Art Qualitätssiegel nutzen. Es gibt aber keine Verträge oder rechtliche Bindungen, wir behalten alle Rechte an unserer Arbeit und unseren Einnahmen, und das Ganze ist auf Vertrauen aufgebaut.

Wie hast du deine Partner ausgesucht (oder sie dich)? Was sind die wichtigsten Punkte bei der Partnerwahl?

Fünf von uns (Gillian Hamer, Liza Perrat, JD Smith, Catriona Troth und ich) trafen sich auf Autorenseite, wo man sich gegenseitig kritisiert. Die virtuelle Verbindung war eine Notwendigkeit – wir leben über ganz Europa verteilt, von Anglesey bis Zürich. Trotz der Unterschiede in unseren Genres hat es uns zusammengezogen, weil wir gegenseitig die Qualität unseres Schreibens schätzten. Ich hatte keine Ahnung, wie sich diese Menschen in der Realität anhören oder wie sie aussehen, aber ich wusste eines, dass sie verdammt gute Autoren sind.

In Self Publishing, every author is responsible for each of the steps of the publishing process. That’s very interesting, but can also be exhausting. So why not share the work with fellow authors? In the interview, JJ Marsh from Triskele Books explains us the Do’s and Dont’s of forming an author collective.

(Hier gehts zur deutschen Version des Interviews)

Jill, what I noticed first on your website is the author collective
you mention. What exactly is an author collective? 

The hardest thing – harder than agreeing on ethics, choosing a name, crystallising a mission statement, designing a logo and making decisions across three countries – is explaining what we are.

Die Computerzeitschrift c’t hat deutsche eBook-Shops getestet. Ihr Fazit: Die Angebote liegen näher beeinander als noch im vergangenen Jahr. Gedruckte Bestseller sind außer bei Kobo, Pageplace und Trekstor fast zu 100% auch als eBooks zu bekommen.

Bei einer bunten Auswahl neuer und älterer Werke in Deutsch und Englisch schneidet Amazon immer noch am besten ab, die Konkurrenz konnte den Abstand jedoch deutlich verringern. Platz 2 belegte dabei der Sony-Reader-Store. Besitzer von ePub-eReadern müssen allerdings manchmal von Shop zu Shop pilgern, um einen bestimmten Titel kaufen zu können.

Vor vier Wochen wusste ich noch nicht, was ein Selfpublisher ist, jetzt bin ich selbst einer. Stimmt nicht ganz, aber so ähnlich fühlt sich das für mich an, wie ich dazu gekommen bin, meine Erzählung „Vater, Mutter, Kind“ für die Amazon-Singles Edition beizusteuern, die jetzt endlich mit der lange angekündigten Werbekampagne gestartet ist.

Als einer, der schon diverse Bücher, bislang vorwiegend Übersetzungen, veröffentlicht hat, verfolge ich seit längerem die Entwicklung auf dem Selfpublisher-Markt. Ich komme auch in den Gesprächen mit Kollegen, die selber selfpublishen, immer wieder zu dem Schluss, dass diese Option zwar reizvoll ist, die Algorithmen aber, auf die ich auch im Zuge meiner Selbstveröffentlichung gestoßen werde, eine schöne mathematische Umschreibung dafür sind, dass der Teufel immer auf den dicksten Haufen scheißt.

Nun soll meiner also ein solcher werden. Angefangen hat das aber vor Längerem. In meiner virtuellen Schublade, dem Ordner „Prosa“ stauen sich fertige Erzählungen, mehr als ein Dutzend, von denen ich immerhin zwei bereits für Anthologien absetzen konnte, nahezu unbezahlt – man muss fast bitten, sie gedruckt zu finden. Nicht jede Judith Herrmann findet ihren Reich-Ranitzki, zumal dieser leidenschaftliche Verteidiger kurzer Prosa ja nicht mehr lebt. Selbst Daniel Kehlmann soll von Rowohlt dazu überredet worden sein, die Erzählungen von „Ruhm“ zu einem Roman zu runden. Wer „Novelle“ über seinen Roman schreibt, muss schon Hennig von Lage heißen, um das Werk zu verkaufen. Ansonsten ist das Etikett „Roman“ das einzige, dem die verunsicherten Prosa-Verlage vertrauen, am liebsten mit Untertitel Autobiographie.

Es wird ja allmählich schwer, neue Überschriften für die Self-Publisher-Charts zu finden: Die Superlative sind längst ausgereizt, Steigerungen kaum noch möglich. In dieser Woche kommen 56 der 100 meistverkauften Titel bei Amazon von unabhängigen Autoren – immerhin noch vier mehr als in der vergangenen Woche. Auch ganz oben tummeln sich die Indies; sieben der Top 10 stammen nicht aus einem Verlag.

Was mir diesmal besonders auffiel, aber wohl schon länger nachweisbar ist: Frauen sind unter den Autoren absolut in der Überzahl. 42 der 56 Top-Titel wurden von Frauen zumindest mitverfasst (BC Schiller ist ein Autoren-Paar). Dabei kann ich nur bei zwei oder drei Pseudonymen nicht ausschließen, dass sich ein Mann dahinter versteckt. Dabei haben Autorinnen oft gleich mehrere Titel ganz oben: Roxann Hill und Natalie Rabengut kommen auf drei, Poppy J. Anderson sogar auf vier eBooks unter den ersten 100.

Bei den Kategorien stehen Herz&Schmerz (auch in erotischer Hinsicht) an erster Stelle, dann folgen die Krimis, wo auch noch ein paar Männer punkten können. Fantasy scheint derzeit nicht sonderlich populär, jedenfalls bei selbst verlegten Titeln.

Der mittlere Preis ist in dieser Woche übrigens wieder gestiegen; er liegt nun bei 2,50 Euro. Die Daten im Einzelnen: