Die zehn häufigsten Irrtümer über das Veröffentlichen im Selfpublishing

Vor nun zehn Jahren ist mit dem Start von KDP in Deutschland Selfpublishing ernsthaft hier angekommen – doch trotzdem kursieren noch einige Halb- und Unwahrheiten. Die zehn häufigsten sammelt dieser Artikel.

1. Wenn ich Amazons Kindle Direct Publishing (KDP) nutze, muss ich mein eBook exklusiv auf Amazon verkaufen.

Falsch. Amazon beansprucht keine Exklusivrechte an Ihrem eBook. Sie können allerdings das KDP-Select-Programm nutzen, das verschiedene Marketing-Vorteile bietet. Dann (und nur dann) binden Sie das betreffende Buch für drei Monate exklusiv an Amazon.

2. Ein Lektorat kann ich mir sparen, ich hatte eine 1 im Deutsch-Abitur.

Falsch. Zum einen umfasst ein echtes Lektorat deutlich mehr als nur die Korrektur von Rechtschreibfehlern. Auch Handlung, Figuren, Logik und Ausdruck kommen unter die Lupe. Zum anderen fehlt Ihnen als Autorin oder Autor der objektive Blick – selbst professionelle Lektor*innen würden ihre eigenen Bücher deshalb nicht selbst bearbeiten. Lesende jedoch sind sehr aufmerksam, unlektorierte Texte haben deshalb kaum Erfolgschancen.

3. Bei Amazon / Tolino gekaufte eBooks lassen sich nur auf dem Kindle / auf dem Tolino lesen.

In der Regel falsch. Technisch unterscheiden sich die eBook-Formate kaum. Sie lassen sich deshalb leicht ineinander umwandeln. Das funktioniert nur dann nicht, wenn Autor*in oder Verlag einen Kopierschutz (DRM) verwendet haben. Glücklicherweise ist das immer seltener der Fall.

4. Amazon bezahlt nach gelesenen Seiten.

Falsch (auch wenn es so oft genug durch die Medien geistert). eBook-Verkäufe werden von Amazon (wie auch von jedem Verlag) nach Stückzahlen abgerechnet. Wenn Sie allerdings an der Leihbibliothek von KindleUnlimited teilnehmen (freiwillig), erhalten Sie als Honorar einen Betrag, der von der Anzahl in Ihrem Buch gelesener Seiten abhängt. Die genaue Höhe dieses Betrags wechselt von Monat zu Monat und lag zuletzt bei rund 0,27 Cent.

5. Ein im Selfpublishing veröffentlichtes Buch ist für Verlage verbrannt.

Im GegenteilVerlage sind dauernd auf der Suche nach erfolgreichen Titeln von Selfpublisher*innen, um sie als Bücher in den Handel zu bringen. Eine gute Platzierung ist der beste Beweis, dass das Buch Verkaufspotenzial hat. Wenn Ihr Buch allerdings nicht läuft, sinken die Chancen, dass es dann noch von einem Verlag angenommen wird.

6. Selfpublisher*innen haben es nicht zu einem Verlag geschafft.

Falsch. Tatsächlich versuchen es heute viele unabhängige Autorinnen und Autoren gar nicht mehr bei einem Verlag. Sie warten lieber, bis der Verlag von selbst anklopft. Aber natürlich gibt es auch Selfpublisher*innen, die von Verlagen früher abgelehnte Manuskripte nun auf eigene Faust in den Handel bringen.

7. Mein Buch ist so gut, das verkauft sich auch ganz ohne Marketing.

Leider falsch. Vielleicht haben Sie wirklich ein hervorragendes Buch geschrieben. Aber woher sollen Lesende davon erfahren, wenn nicht durch geschicktes Buch-Marketing? Jedes Jahr kommen 120.000 Titel von Verlagen und Indies heraus – ein einzelnes Buch, so gut es auch ist, kann da nicht von selbst auffallen.

8. Ein eBook, das wenig kostet, ist auch wenig wert.

Das ist eine häufige Verwechslung – “Preis” ist nicht dasselbe wie “Wert”. Ein Produkt kann trotz eines niedrigen Preises einen hohen Wert für seine Käufer*innen haben. Ein Buch liefert zum Beispiel für einige Tage Unterhaltung, aber auch neue Ideen, Gedanken und Sichtweisen – oder auch die Lösung eines konkreten Problems. Je höher der Wert und je niedriger der Preis, desto eher entscheiden sich Interessent*innen für dieses Produkt (und nicht für das nebenan). Bei gedruckten Büchern verhindern die Kosten für Herstellung und Vertrieb, dass der Preis zu sehr sinken kann. Beim eBook jedoch liegen die Hürden deutlich niedriger, deshalb ist da auch eine ganz andere Preiskalkulation möglich.

9. eBook-Preisaktionen sind schädlich, weil meine Fans dann nicht mehr bereit sind, höhere Preise zu zahlen.

Das stimmt so nicht. Es gibt – wie bei jedem Produkt – auch beim eBook unterschiedliche Zielgruppen. Eine Preisaktion spricht eine ganz bestimmte Gruppe an, die der Schnäppchenjäger*innen. Diese Gruppe ist eine Minderheit, sie kauft alles, was nur günstig ist, mit dem Hintergedanken, das Buch irgendwann mal lesen zu wollen. Solche Käufer*innen würden kein Buch zum Normalpreis kaufen. Der Mehrheit hingegen geht es um den Produktnutzen. Sie kaufen das Produkt (das Buch) dann, wenn es sich für sie lohnt, wenn sie sich also versprechen, dass es ihren Geschmack trifft. Der Preis spielt dabei also auch eine Rolle, aber nicht die entscheidende. Mit einer Preisaktion sprechen Sie also die kleinere Gruppe an, damit anschließend die größere Gruppe das Buch sehen und kaufen kann.

10. Mein Buch sollte einen Kopierschutz besitzen, damit es nicht raubkopiert wird.

Falsch. Kein Kopierschutz kann vom Buchklau abhalten. Das einzige, was Sie damit bewirken: Sie schaden Ihren ehrlichen Leser*innen. Die sind nämlich dadurch an ein System gebunden und können bei Amazon gekaufte eBooks nicht auf Tolino-Geräten lesen – und umgekehrt.