Autoren-Tipp: Schreiben von unterwegs – als digitaler Nomade

Die Arbeit als Selfpublisher hat einen großen Vorteil: Außer Computer und Internet braucht man nichts, der Kontakt zum Lektor oder Coverdesigner besteht per E-Mail. Selfpublishing funktioniert vom Strand in Thailand ebenso wie aus einer Berghütte in den Alpen. Ich kenne selbst Kolleginnen und Kollegen, die den Winter auf Bali oder in Florida verbringen. Wäre das etwas für Sie? Ich habe Barbara Riedel, Autorin, Selfpublisherin und Bloggerin gebeten, von ihren Erfahrungen zu berichten. Wenn Sie dieses Thema spannend finden und in Zukunft mehr darüber erfahren wollen, freue ich mich über Kommentare.

Mein Leben als digitale Nomadin

Seit November 2014 lebe und arbeite ich aus dem Rucksack. Warum? Weil ich eine digitale Nomadin bin!

Was sind digitale Nomaden?

Es war etwa Mai 2014. Ich saß gerade mal wieder an der Planung für meine Weltreise, als ich über einen Reise-Blog auf die Konferenz für digitale Nomaden, DNX, stieß. Ich überflog die Seite und mir stachen Wörter wie „Ortsunabhängigkeit“, „Freiheit“, „Online-Business“ und „Reisen und Arbeiten verbinden“ ins Auge.

Ich recherchierte und fand heraus, dass digitale Nomaden hauptsächlich online und damit ortsungebunden ihr Geld verdienen. Viele von ihnen nutzen diese Freiheit, um an immer wieder neuen Orten ihren Laptop aufzuklappen. Ich spürte sofort, dass das mein Leben völlig verändern würde und buchte das Ticket für die Konferenz. Nach und nach wurde mir klar, dass die Weltreise mein erster Schritt in mein neues Leben, ein Leben als digitale Nomadin, sein würde. Und so kam es.

Startprobleme auf dem Weg ins digitale Nomadentum

Anfängliche Schwierigkeiten habe ich mit der radikalen Entscheidung, mich aus Deutschland abzumelden, lösen können. Dazu gehörte die Kündigung bei meiner deutschen Krankenversicherung, die ich nach Abschluss der Reisekrankenversicherung bei der Hanse Merkur nicht mehr benötigte und auch nicht mehr wollte. Aber auch mein von dem Zeitpunkt an fast ungenutzter Handyvertrag, den ich dann mit viel Mühe in eine Prepaid-Karte umwandeln konnte.

Dann war ich endlich frei!

Ich reiste in acht Monaten einmal um die Welt. Allein in Südamerika legte ich 20.000 Kilometer zurück. War auf vier Kontinenten, in dreizehn Ländern und unzähligen Städten. Und veröffentlichte zwei Bücher (Meine Weltreise und Reisen fürs schmale Portemonnaie) im Selbstverlag darüber.

Mein neues Leben

Heute liegt das Ende meiner Weltreise in gefühlt unendlicher Ferne, obwohl es nur acht Monate her ist. Seitdem habe ich mir ein Online-Business als Übersetzerin, Bloggerin und Autorin aufgebaut, das noch immer am Anfang steht, aber langsam wächst.

Das Arbeiten von unterwegs fällt mir nicht schwer. In Gegenteil: Ich merke, wie ich durch die Ortsunabhängigkeit kreativer und effektiver werde. Ich arbeite dort, wo es mich hinzieht. Mal in meinem Bett, mal in einer Strandbar oder an einem Pool, mal in einem Coworking Space (das sind Büroräume, in die man sich tage-, wochen- oder monatsweise einmieten kann). Ich arbeite mehr denn je zuvor, nicht selten 16 Stunden am Tag, aber es fühlt sich nicht so an. Denn ich habe es genauso gewollt. Ich arbeite an den schönsten Orten der Welt und wenn ich mich zwischendurch entspannen möchte, laufe ich den Strand entlang und lasse meine Augen über das Meer schweifen. Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich zum Beispiel in Jerusalem. Das Mittelmeer ist nicht gerade um die Ecke, aber dafür mache ich immer mal wieder kurze Ausflüge in das Zentrum dieser pulsierenden Stadt, die zwischen Moderne und Antike steht.

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Mittlerweile bin ich wieder in Deutschland gemeldet und habe meine Reisekrankenversicherung gegen eine internationale Krankenversicherung bei einem britischen Anbieter eingetauscht, der mich sowohl in Deutschland als auch im Rest der Welt versichert. So habe ich keinen bürokratischen Aufwand mehr und nur eine statt zwei Versicherungen.

Neben meiner Prepaid-Karte für Deutschland habe ich in einem kleinen Kästchen, das ich immer bei mir habe, 5 weitere SIM-Karten, auf denen mit schwarzem Edding geschrieben steht, von welchem Land sie sind.

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Während meiner kurzen Besuche in der Heimat habe ich den Großteil meines Besitzes verschenkt, verkauft oder einfach weggeschmissen. Der Minimalismus kommt automatisch mit diesem Lebensstil, da man sich mehr und mehr fragt, was man eigentlich braucht und was hingegen nur belastet, wodurch man Verpflichtungen hat und das einen an einen bestimmten Ort bindet.

Mein Fazit

All das hat dazu geführt, dass ich mich heute frei und zufrieden fühle, wie es in Deutschland nie der Fall war. Deswegen möchte ich trotz aller Schwierigkeiten – denn auch die gibt es, das kann ich versichern! – dieses neue Leben gegen keinen Job der Welt eintauschen, wenn er mich dazu zwingt, an einem Ort zu bleiben. Sesshaft zu werden, kommt für mich erst einmal nicht infrage. Vielleicht in ein paar Jahren. Denn was die Zukunft bringt, weiß keiner.