Autorentipp: Erfolgreich im Ausland? Der englischsprachige Markt im Blick

In der vergangenen Woche unterhielt ich mich mit der britischen Autorin Joanna F. Penn über ihre ersten Versuche auf dem deutschen Markt. Natürlich hat mich dabei auch ihr Heimatmarkt interessiert. Was braucht man, um mit einer Übersetzung in Großbritannien erfolgreich zu sein? Joanna hat das Wort…

“Zunächst sollte man wohl besser nicht das Land, sondern die Sprache im Blick haben in dieser neuen, bemerkenswerten Welt. Ein englischsprachiges Buch verkauft sich in Großbritannien, den USA, Kanada, Australien sowie an alle englischsprachigen Menschen weltweit. Amazon hat weltweit eBook-Läden, iBooks verfügt über 51 Szores und Kobo Writing Life zeigt schon auf der Verkaufsoberfläche, wo Ihr Buch überall gekauft wurde.

Natürlich gibt es gewisse Vorstellungen davon, was Briten typischerweise lesen, Amerikaner oder Deutsche. Aber Tatsache ist, dass es Leute wie uns überall auf der Welt gibt und dass die Themen unserer Bücher in jeder Kultur Widerhall finden können. Die speziellen Schauplätze und die deutschen Namen können in der englischsprachigen Welt auf jeden Fall ein herausragendes Merkmal sein – so wie die ungewöhnlichen Laute ja auch dem Erfolg der Skandinavien-Krimis in Großbritannien nicht abträglich waren.  Wenn Sie als Autor allerdings einen sehr komplizierten Namen haben, sollten Sie vielleicht lieber ein Pseudonym benutzen. So können ihn die Leser besser aussprechen (wenn sie etwa Ihr Buch im Laden kaufen wollen).

Wenn es darum geht, dass Käufer von Ihnen Notiz nehmen sollen, werden sie schnell merken, dass es auch deutlich mehr Konkurrenz gibt. Sie müssen also ein paar Dinge beachten.

  1. Haben Sie mehr Bücher in petto. Ein einzelnes Buch wird nie besonders einschlagen. Es braucht Zeit, Leser zu finden, also konzentrieren Sie sich darauf, mehr Bücher zu schreiben, die sich am besten an ein ähnliches Publikum richten. Entsprechend sorge ich mich auch nicht zu sehr um den Erfolg meines ersten deutschsprachigen Titels – interessanter wird zu sehen sein, wie sich die kommenden Jahre mit mehr verfügbaren Büchern entwickeln.
  2. Bauen Sie eine E-Mail-Liste Ihrer Fans auf. Ich habe gerade mit Hilfe meiner Übersetzerin eine deutschsprachige Liste gestartet. Ein tolles Beispiel ist Tina Folsom, die ihre Leser in vier Sprachen mit Neuigkeiten versorgt. Starten Sie mit einer einfachen englischen Liste, kopieren Sie den Link in all Ihre Bücher und sehen Sie beim Wachstum zu.
  3. Veröffentlichen Sie ein in jeder Hinsicht gutes Buch. Eine tolle Geschichte, ein beeindruckendes Cover, professionelles Lektorat und Formatierung gehören zusammen. Sie sollten auch die passenden Kategorien und Keywords für den englischen Markt recherchieren – sie sind deutlich feiner strukturiert als in Deutschland. Sie können dazu die Auto-Vervollständigen-Funktion von Amazon nutzen, wie ich es etwa hier beschrieben habe.
  4. Betreiben Sie globales Marketing. Sie wissen nie, wo sich Ihre Käufer befinden. Wenn Ihre Bücher überall erhältlich sind, können Sie auch jeden erreichen. Ich habe etwa US-Leser besonders adressiert, indem ich die Zeiten meiner Blogpostings und Social-Media-Aktivitäten auf die US-Zeitzonen abgestimmt habe. Das hat mit der Zeit dazu geführt, dass 80 Prozent meiner Website-Besucher und meiner Verkäufe aus den USA kommen, obwohl ich in Großbritannien lebe.
  5. Nutzen Sie den kulturellen Unterschied zu Ihrem Vorteil. Sie sind schon einmal inhärent interessant, weil Sie Deutsche(r) sind! Sie bringen einen neuen Aspekt in die Konversation ein, selbst wenn es in Ihrem Genre schon viele Titel gibt. Wenn Sie Englisch sprechen, sind Podcasts ein guter Weg, Aufmerksamkeit zu bekommen. Nutzen Sie Slideshare, wenn Sie nur geschriebenes Englisch gut beherrschen. Versuchen Sie Gast-Postings auf anderen Blogs und senden Sie englischsprachigen Bloggern Ihr Buch. Bauen Sie Verbindungen zu englischsprachigen Autoren in ähnlichen Genres auf und bereiten sie gegenseitige Werbeaktionen vor. Ich bin zum Beispiel sehr daran interessiert, mich mit deutschsprachigen Autoren über gegenseitige Unterstützung zu unterhalten, die Thriller schreiben. In dieser neuen Welt des Self Publishing geht es vor allem um Freigiebigkeit, Verfügbarkeit und Zusammenarbeit mit der Konkurrenz (“co-opetition“), um gemeinsam mehr zu erreichen.
Joanna F. Penn
Joanna F. Penn

Joanna schreibt auf JFPenn.com und bei Twitter unter @thecreativepenn