Brauchen wir Amazon? Béla Bolten

Kaufen Sie Ihre Bücher bei Amazon?

Ja, schon lange Zeit, nahezu ausschließlich und viel zu viele.

Finden Sie es richtig, Bücher bei Amazon zu kaufen oder die eigenen dort verkaufen zu lassen?

Ich selbst lese fast nur noch E-Books und da ist Amazons Kindle-Store immer die erste Wahl, weil er der Einzige ist, in dem ich wirklich alle verfügbaren Titel (auch die von verlagsunabhängigen Autoren) finde.

Außerdem lebe ich in einer Familie von Viellesern und da schlägt der Bücherkauf ziemliche Breschen ins Budget. Für Eltern von Leseratten ist es ein Segen, dass es bei Amazon mit einem Klick möglich ist, das heiß ersehnte Buch zum günstigen Preis gebraucht zu kaufen.

Was mich an der Frage am meisten ärgert: Hinter ihr lugt ein erhobener, moralischer Zeigefinger hervor. Dabei habe ich bis heute nicht verstanden, warum es besser sein soll, wenn ich mein Geld bei Thalia ausgebe, also einer Buchhandlung, die Teil einer Holding im Besitz eines US-amerikanischen Finanzinvestors ist.

Würden Sie als Autor Ihre Bücher gern nicht mehr über Amazon vertreiben (lassen)?

Da könnte man auch gleich fragen, ob ich meinen Beruf als Krimiautor ganz an den Nagel hänge wolle. Ich vertreibe meine Romane ausschließlich über Amazon, weil mich sämtliche anderen Portale nicht als Partner, sondern allenfalls als notweniges Übel betrachten. Solange z. B. die Tolinoallianz keine eigene Selfpublishingplattform anbietet, sondern verlagsunabhängigen Autoren den Zugang nur über Dritte (Distributoren) gestattet, sind sie für mich kein ernst zu nehmender Partner. Bei Amazon sitzen wir nicht am Katzentisch.

Was halten Sie von der Nachricht, dass Amazon die Bücher mancher Verlage nur verzögert liefert, wenn diese Verlage sich den Rabattforderungen von Amazon widersetzen?

Anscheinend ist Amazon für die Verlage ein wichtiger Vertriebspartner, sonst wäre die Aufregung nicht so groß. Große Unternehmen neigen dazu, ihre Position in Verhandlungen auszuspielen. Das mag man kritisieren, ist aber letztlich Teil des Systems. Wo war der Aufschrei, als die Kettenbuchhandlungen den Verlagen die Bedingungen diktierten – einfach, weil sie es aus einer Position der Stärke heraus konnten?

Was halten Sie von den Nachrichten über die Arbeitsbedingungen bei Amazon?

Ich bin der Letzte, der Kritik von Arbeitnehmern an Bedingungen in Unternehmen zurückweisen würde. Sie ist berechtigt und sollte Amazon gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen verstoßen, sollen (und werden) die Gewerkschaften dagegen vorgehen. Die Kampagne, die lanciert wurde, ist allerdings lächerlich. Hier geht es nur darum, Amazon an den Pranger zu stellen, oder wo ist die gleich laute Kritik an den Zuständen im Einzelhandel oder in kleineren Unternehmen der Dienstleistungsbranche?

Was die Löhne und Gehälter angeht, ist die Buchbranche generell für ihre niedrigen Entgelte bekannt. Das Einstiegsgehalt im Buchhandel (rd. 1.300 Euro) liegt z. B. deutlich unter dem Lohn eines Lagermitarbeiters bei Amazon (rd. 1900 Euro).

Alles zusammengenommen, mit wie vielen Sternen (von fünf möglichen) würden Sie Amazon bewerten?

Als Kunde vergebe ich eindeutig fünf Sterne für das beste Angebot und die beste Dienstleistung im Onlinehandel.

Als verlagsunabhängiger Autor gebe ich vier Sterne, denn natürlich wünsche ich mir, wie alle Kolleginnen und Kollegen, noch die eine oder andere Verbesserung.

Der Historiker Béla Bolten verfasst erfolgreiche Krimis mit historischem Hintergrund, aber auch eine in der Jetztzeit spielende Krimireihe.

Béla Bolten - Porträt sw

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  3. Béla Bolten
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