Buchkritik: “Marketing für Selfpublisher” von Sven Kudszus

Marketing ist neben dem Schreiben die zweite große Aufgabe für jeden Selfpublisher. Nun gibt es zwar jede Menge Schreib-Ratgeber, doch Marketing-Hilfen sind derzeit noch vergleichsweise rar (Disclaimer: ich biete einen Online-Kurs zum Thema Buch Vermarkten an). Diese Lücke füllt der Autor Sven Kudszus jetzt mit seinem Buch “Marketing für Selfpublisher“, das als eBook (9,99 €) und gedrucktes Buch (12,99 €) verfügbar ist.

Ich konnte das Buch in eBook-Form kostenlos probelesen. Es hat, wie wohl jedes Buch, Stärken und Schwächen. Positiv: das Buch verhehlt nicht, dass Marketing Arbeit ist, viel Arbeit, und Geld kostet, viel Geld. Es verspricht Ihnen – ganz unamerikanisch – auch keine Bestseller-Platzierung bei Amazon, wenn Sie nur die Tipps beherzigen. Das wäre auch unrealistisch, spätestens dann, wenn 100 Autoren das Buch gekauft haben… Es gibt kein Bestseller-Rezept, es gibt nicht einmal eine universelle Strategie, die bei jedem Schreibenden funktioniert. Dieses Wissen nimmt man dem Buchautor ab, der sich immer wieder als Praktiker zu erkennen gibt. Zudem warnt Kudszus vernünftigerweise immer wieder vor Blackhat-Methoden wie dem Kauf von Rezensionen, die Ihnen vielleicht kurzfristig Vorteile bringen, langfristig aber nur Ärger.

Auch wenn der Klappentext etwas anderes sagt: die Stärke des Buches ist es, Ihnen alle möglichen und unmöglichen Ideen aufzulisten, wie Sie Ihr eigenes Buch vermarkten können. Nicht alle hat der Autor ausprobiert. Wenn es um die konkrete Umsetzung geht, wird er denn auch gern mal unkonkret. Als Leser wüsste ich natürlich gern: Bringt es denn wirklich etwas, mit dem eigenen Buch von Tür zu Tür zu laufen? Nicht alle Tipps sollten Sie zudem bedenkenlos testen: Gutscheine zu vergeben (“wenn du zwei Bücher kaufst, bekommst du das dritte umsonst”) verstößt zum Beispiel gegen die Preisbindung und wird Ihnen Probleme einhandeln. Kudszus weist zwar darauf hin, dass es sich um ein “heißes Thema” handle, doch gerade dazu erwarte ich doch in einem Praxis-Buch Informationen statt eines allgemeinen Links zum Börsenverein. Manche Tipps können Sie ohne weiteres auch gar nicht nachvollziehen: Um Werbung auf den Amazon-Seiten zu schalten, brauchen Sie einen Account bei Seller Central, der, ich spreche aus Erfahrung, nicht trivial einzurichten ist, was im Buch aber auch nicht beschrieben wird.

Wichtigste Voraussetzung, und damit beginnt auch das Marketing-Buch, ist immer ein tolles Produkt. Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Hinweis. Wie das entsteht, darüber kann man streiten. Der Autor empfiehlt für Cover-Entwürfe Fiverr, ein Korrektorat „auf jeden Fall“. Über den Nutzen eines Lektorats offenbart er etwas seltsame Vorstellungen: „Wenn Sie über das Geld verfügen und es das Manuskript dringend benötigt, dann JA. Allerdings gibt es auch viele Autoren die ihre individuelle Handschrift bestehen lassen wollen und daher auf ein Lektorat verzichten.“ Ein Lektorat, das die individuelle Handschrift eines Autors zerstört, ist kein Lektorat. Und wie soll der Autor herausfinden, ob sein Manuskript ein Lektorat braucht? Dem eBook selbst hätte ein gründlicheres Korrektorat gut getan, beim Lesen stößt man doch relativ häufig auf Interpunktions-Fehler inkl. des fehlenden Kommas im Satz oben.

Fazit: Wenn Sie auf der Suche nach Marketing-Anregungen sind, wird Ihnen das Buch sicher weiter helfen. Ob und wie erfolgreich die Vorschläge sind, das müssen Sie selbst herausfinden, und Sie sollten durchaus zuerst nach potenziellen Fallstricken suchen. Aber das kann natürlich auch Spaß machen. Sobald Sie eine ungewöhnliche Strategie getestet haben, freue ich mich immer über Ihren Bericht als Gastbeitrag hier!