CreateSpace: Vorsicht vor der “Expanded Distribution” – wie Amazon mit sich selbst konkurriert

Seit kurzem bietet die Amazon-Tochter CreateSpace auch deutschen Nutzern die so genannte “Expanded Distribution” an. Klingt wie eine vernünftige Einstellung – “the more, the merrier”, wie wir Deutschen so sagen. Was ist gegen eine möglichst breite Distribution einzuwenden?

Nun ja, der Autor erhält etwa 50 Prozent weniger Honorar, wenn ein Buch über diesen Kanal verkauft wird. Der genaue Betrag ist in der Rubrik “Pricing” einsehbar. Aber das sind wir ja von den Buchhändlern gewöhnt, auch die müssen schließlich von irgend etwas leben. Oder?

Vorsicht vor der Expanded Distribution

Spannender wird es, wenn man sich ansieht, wer die dafür freigegebenen Titel dann verkauft. Der Hugendubel, Osiander oder lokale Buchhändler um die Ecke ist nicht dabei (was man Amazon nicht vorwerfen kann – wer bestellt schon freiwillig bei der bösen Konkurrenz).

Vielmehr landet das Buch nun bei Online-Händlern. Und die nutzen die Verkaufs-Spanne, um den Titel preisgesenkt anzubieten. Und zwar auch deutschen Kunden. Das ist völlig legal – die Preisbindung gilt nun mal nicht für britische Händler. Aber wenn ein deutscher Käufer direkt unter dem Originalpreis das herabgesetzte Buch sieht, wo wird er wohl bestellen? Fallen ihm die in kleiner Schrift hinzugefügten Versandkosten wirklich auf? Die betragen immer 3 Euro – teurere Bücher sind damit inklusive Versand immer noch günstiger als bei Direktbestellung über Amazon.

Okay, soll er doch sparen, unser Käufer, oder zumindest das Gefühl haben – schadet ja nicht. Doch! Wir erinnern uns an den zweiten Absatz. Jedes so verkaufte Buch bringt dem Autor nur das halbe Honorar. Das ist besonders pikant, weil der Marktplatz-Händler oft genug “The Book Depository” heißt. Und dabei handelt es sich nicht um irgendeinen kleinen Krauter, sondern – um eine Tochter von Amazon. Amazon bietet also die bei Amazon gedruckten Bücher billiger als Amazon an. Wer verliert? Der Autor. Wer gewinnt? Amazon, nämlich 50 Prozent des Honorars…

Wie Amazon sich selbst Konkurrenz macht