E-Reader-Forschung: Lesen mit Beleuchtung bringt Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander

Bild: Depositphotos.com / Stefano Lunardi
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Seit Tausenden von Jahren schläft der Mensch, wenn es dunkel wird, und wacht vom Licht des neues Morgens wieder auf. Dieser Schlaf-Wach-Rhythmus wird vor allem von dem Hormon Melatonin geprägt, das deshalb auch als Anti-Jetlag-Medikament genutzt wird. Die Melatonin-Ausschüttung wiederum erfolgt nach Lichtintensität; insbesondere kurzwelliges Licht (typisch für Sonneneinstrahlung, untypisch für Kerzen oder Lagerfeuer) verringert die Melatonin-Ausschüttung.

Der Mensch lebt schon lange nicht mehr in Höhlen. Der moderne Alltag hat dazu geführt, dass sein Schlaf-Wach-Rhythmus in vielen Aspekten gefährdet ist: Schichtarbeit, Flugreisen, Alkohol bringen ihn durcheinander – und offenbar auch E-Reader. Das zeigt jedenfalls ein Experiment, das US-Forscher im Magazin PNAS beschreiben. Die Wissenschaftler haben zwölf gesunde Erwachsene am Abend jeweils vier Stunden lang in einem abgedunkelten Raum mit einem beleuchteten E-Reader oder in einem normalen Buch (mit Leselampe) schmökern lassen.

Das Ergebnis: Die Probanden, die den E-Reader genutzt hatten, brauchten im Mittel zehn Minuten länger zum Einschlafen. Ihr Schlaf war weniger erholsam, und am folgenden Morgen waren sie weniger ausgeschlafen. Die Forscher vermuten, dass der relativ hohe Anteil kurzwelligen Lichts im Spektrum der E-Reader-Hintergrundbeleuchtung die Ursache dafür ist.

Sollte also ein Sticker “E-Reader gefährden Ihren Schlaf” auf jedes Gerät? Da wäre ich vorsichtig. Zum einen ist der Pool mit nur zwölf Probanden recht klein geraten. Zum anderen aber habe ich leider viel zu selten Zeit, am Abend vier Stunden ununterbrochen zu lesen. Und an solchen Tagen stören mich dann zehn Minuten späteres Einschlafen auch nicht so sehr… Ob der Effekt auch schon nach einer halben Stunde auftritt, haben die Forscher leider nicht untersucht.