Ein Jahr KDP Select in Deutschland – was hat die Leihbibliothek gebracht?

Die Entwicklung von KOLL-Fonds und Vergütung pro Leihvorgang über die letzten Monate

Im Oktober 2012 hat Amazon in Deutschland als Teil des KDP-Select-Programms die Kindle-Leihbibliothek eingeführt. Ihr Charme für den Amazon-Kunden: Wer das Prime-Programm abonniert hat, darf pro Monat ein eBook daraus kostenlos ausleihen.

Das Kürzel “KOLL” auf den monatlichen Abrechnungen von KDP verrät Autoren, was sie von dem Programm haben. Pro Leihvorgang zahlt Amazon einen gewissen Betrag aus. Wie hoch dieser ausfällt, hängt vom monatlich vorab festgelegten, für alle KDP-Teilnehmer weltweit geltenden KDP-Select-Fonds ab und von der Gesamtanzahl der Leihvorgänge. Hoher Fonds und wenige Ausleihen bedeuten also pro Leihvorgang mehr Geld für den Autor.

Was hat KDP im Laufe dieses einen Jahres konkret in die Geldbörsen gespült? Im Mittel 1,64 Euro pro Monat. Die stärksten Ausreißer gab es gleich zu Beginn mit 1,82 Euro im Oktober, gefolgt von 1,46 Euro im November und sogar 1,42 Euro im Dezember. Zum Jahresende half also nicht einmal der deutlich erhöhte globale Fonds.

Die Entwicklung von KOLL-Fonds und Vergütung pro Leihvorgang über die letzten Monate

Etwa ab April gelang es Amazon, die Ausschüttungen einigermaßen stabil um 1,70 Euro zu halten – das dürfte dann wohl auch der Wert sein, den Amazon als den für sich selbst und die Autoren besten Gegenwert ansieht. Die Ausschüttung darf ja nicht zu niedrig liegen (sonst wandern die Autoren ab), aber auch nicht zu hoch (sonst zahlt Amazon drauf).

Ein Nutzer, der brav jeden Monat sein eBook ausleiht, kostet den Anbieter demnach im Jahr knapp über 20 Euro – wobei der Jahresbeitrag in Deutschland bei 29 Euro liegt. Nimmt man an, dass dieser Nutzer überwiegend Titel zu 2,99 Euro ausleiht, aber auch ein paar zu 99 Cent (teurere Verlagstitel sind nur selten in der Leihbibliothek zu haben), dann spart er übers Jahr etwas weniger, als er für Prime ausgibt. Oder anders ausgedrückt: die weiteren Vorteile von Prime sind für ihn dann beinahe kostenlos.

Nun verrät Amazon natürlich nicht, wie konsequent die Prime-Kunden ihre Leihmöglichkeiten auch nutzen. Falls realistisch ist, dass jeder, der für Prime zur Kasse gebeten wird, auch in vier von fünf Fällen sein ihm zustehendes eBook abholt, dann muss Amazon in den USA, Großbritannien, Frankreich, Japan und Deutschland (nur dort gibt es die Leihbibliothek) insgesamt etwa 600.000 Prime-Kunden zählen, die zugleich einen Kindle-eReader oder -Tablet besitzen. Denn mit der Kindle-App allein lässt sich die Leihbibliothek nicht nutzen. Hinzu dürfte auch noch eine erkleckliche Anzahl an Kindle-Besitzern kommen, die sich für das Prime-Programm nicht interessieren. Allerdings wachsen die Leihzahlen nicht in dem Maße, wie man das anhand der steigenden Verbreitung von eReadern und Tablets vermuten würde; anscheinend ist das Prime-Programm doch nicht attraktiv genug.

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