Gastbeitrag: Wie bekomme ich mein Buch in die Buchhandlungen? Ein Erfahrungsbericht

(Foto: edella / Depositphotos.com)
(Foto: edella / Depositphotos.com)

Wenn man heute den Begriff Selfpublishing hört, denkt man sofort an Ebooks. Nie war es so einfach für uns Autoren, unsere Texte so schnell und praktisch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich lese auch gerne Ebooks und habe schon ein paar veröffentlicht, und doch liebe ich „richtige“ Papier-Bücher noch mehr und wünsche mir, auch meine Bücher in Buchläden ausgelegt zu sehen. Und ich glaube, so geht es vielen Autoren.

Das Selfpublishing hat ja eigentlich mit dem Drucken von Büchern bei BoD begonnen, als das Ebook noch weit in den Kinderschuhen lag. Heute bekommt man bei BoD und anderen Anbietern sogar eine ISBN für sein Buch und wird in bestimmte Barsortimente (Großhändler von Büchern) oder das VLB aufgenommen. So kann das Buch von allen Menschen, die in den Buchhandlungen nachfragen, gefunden werden. Doch fragen sie natürlich nicht nach, wenn sie gar nicht wissen, dass es dieses Buch gibt. Da geht es Selfpublishern nicht anders als kleinen Verlagen, für deren Bücher es meist keinen Platz in den Läden gibt.

Ich bin seit 20 Jahren Heilpraktikerin und da lag es irgendwann nahe, zu meiner bevorzugten Therapiemethode ein Buch zu schreiben. Für meine beiden ersten Bücher fand ich vor ungefähr fünf Jahren einen kleinen Verlag zu nicht besonders guten Konditionen, aber davon hatte ich damals keine Ahnung. Ich war einfach froh, dass jemand Lust hatte, meine Bücher zu verlegen und zu verbreiten. Das eine verkaufte sich einigermaßen und so verdiente ich sogar ein bisschen daran.

Dann begann die Selfpublishing-Welle, und ich wollte meine neue Buchidee gerne als Ebook und in Print selbst herausbringen. Zum Glück kannte ich einen guten Lektor und Mediengestalter, der mein Buch – einen Ratgeber zu Wildkräuter-Smoothies – druckfertig machen würde. Ein PDF reicht nicht für den Druck, und das nötige Know-how ist sehr speziell. Weil das sehr viel Arbeit war – er machte das Cover, fotografierte die meisten Bilder, sah den Text durch und machte die Datei druckfertig – verabredeten wir für das erste Jahr eine Beteiligung von 50 %. Ich meldete gleich einen Verlag an, was ein alter Traum von mir war, obwohl das im Grunde für Selfpublisher nicht nötig ist, und kaufte mir 10 ISBN-Nummern. Das ist einer der Vorteile, einen Verlag zu haben: man muss die ISBN-Nummern nicht alle einzeln kaufen, was sehr viel günstiger ist. Der zweite Vorteil ist, dass man als Selbstverleger einfach professioneller rüberkommt, wenn man mit Verlag auftritt.

Die Druckerei fand ich auf folgende Weise: Ich schaute mir das Impressum von Büchern an, die mir gefielen und ließ mir von mehreren Druckereien ein Angebot machen. Letztendlich hat es mich überrascht, wie wenig Bücher heute kosten. Ein Taschenbuch z.B. mit 160 Seiten ohne Bilder kostet ungefähr ein Euro oder ein klein wenig mehr, je nach Auflage. Mein Wildkräuter-Smoothie-Buch, das durchgehend Farbfotos enthält, kostete 1,15 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer bei einer Auflage von 6000.

Ich stellte mein Buch selbst bei Amazon ein und ließ die Buchhandlungen erst einmal links liegen. Mein Buch verkaufte sich gut, doch die Konditionen für kleine Selfpublisher mit gedruckten Büchern sind bei Amazon nicht besonders lohnend (55 Prozent Rabatt), und so kündigte ich wieder bei Amazon und fragte letzten Frühjahr bei den drei größten Barsortimentern an, KNV, Libri und Umbreit, ob sie mein Buch mit in ihr Sortiment aufnehmen würden. Dafür suchte ich mir meine Ansprechpartner auf der jeweiligen Homepage aus und pries ihnen m ein Buch nach allen Regeln der Kunst an.

KNV sagte mir, dass sie eigentlich nur Verlage mit mindestens fünf Büchern in ihr Sortiment nehmen würden, doch ich konnte schon auf die ganz guten Verkäufe im vorigen Jahr verweisen und der Zuständige machte eine Ausnahme. Bei Libri und Umbreit scheint es mir leichter zu sein, hineinzukommen. Ich fragte bei allen drei Barsortimentern auch nach, ob es nötig sei, als Verlag aufzutreten, und sie verneinten das. Auch ohne Verlag kann das eigene Buch gelistet werden, vermutlich zählt nur die wahrscheinliche Verkaufserwartung.

Natürlich nehmen auch die Großhändler einen großen Batzen des Verkaufspreises. 50 Prozent sind die Regel, mehr ist auch gesetzlich nicht erlaubt, aber dann gibt es Aufschläge wie 3 Prozent Skonto bei Bezahlung innerhalb von zwei Wochen und Ähnliches. Ganz grob kann man sagen, dass man den Barsortimentern die Hälfte des Buchpreises oder ein klein wenig mehr überlässt. Dafür verkaufen sie die Bücher allen Buchhandlungen und Internetverkäufern (auch Amazon), die sie bestellen. So ist das Buch in ganz Deutschland und mit KNV auch in Österreich und der Schweiz erhältlich.

Die Barsortimente schicken ihre Bestellungen direkt an mich, und ich liefere die Bücher in Paketen verpackt innerhalb weniger Tage (meist über Hermes) aus. Dazu schreibe ich eine Rechnung, die dann innerhalb der Zeitspanne, die wir für die Bezahlung ausgemacht haben – zwei Wochen oder auch drei Monate – überwiesen wird. Das Bücher verpacken und wegschicken ist ein ziemlich großer Anteil meines Selfpublisher- Lebens geworden, aber eine Verlagsauslieferung, die das für mich übernehmen würde, kostet viel zu viel. Man sagte mir am Telefon, dass würde sich erst ab einem Umsatzvolumen von 1 Million Euro lohnen.

Letztes Jahr verkauften sich meine Bücher am besten über Amazon, was auch toll war, aber die große Frage war weiterhin: wie bekomme ich mehr Bücher in die Läden? Ich klapperte die Buchläden in meinem Wohnort Tübingen und Umgebung ab und präsentierte ihnen mein Buch. Ich bot es Buchhändlern und manchmal auch Zeitschriftenwarenläden (oder auch einem Regonalialaden) mit einem Rabatt von 35 oder 40 Prozent in Kommission an. Ich sagte, ich würde sie wieder abholen, wenn sie sich nicht verkaufen würden. Alle zwei oder drei Monate rief ich an, um zu fragen, ob die Bücher verkauft waren, und wenn ja, schrieb ich eine Rechnung, schickte sie per mail oder brachte sie vorbei. Dieses Jahr kaufen mir viele Buchhändler die Bücher sofort ab, nachdem es klar ist, dass sie wahrscheinlich verkauft werden. Direkt bei den Buchhändlern vorbeizugehen macht am meisten Spaß und klappt auch so gut, dass ich sogar am überlegen bin, mit meinem Auto voller Bücher eine kleine Tour durch Deutschland zu machen. Allerdings: wie viele Buchhandlungen würde ich wohl an einem Tag besuchen können? Und die Inhaber trifft man auch nicht immer an. Ob sich der Zeit- und Geldaufwand lohnen würde, ist unklar.

Besonders lohnend kann es auch sein, mit einem Einkäufer einer Buchhandelskette zu sprechen, der das Buch dann für alle Filialen bestellt. So beliefere ich Osiander, dessen Hauptsitz in Tübingen ist, regelmäßig mit meinen Büchern, und sie werden auf verschiedene Filialen verteilt.

Eine Buchhändlerin empfahl mir, einen Verlagsvertreter zu suchen, der in die Buchhandlungen geht und Bücher verschiedener Verlage anbietet. Nach einer Woche mit Telefonaten bekam ich nur Absagen. Die Buchhändler empfangen immer weniger Vertreter und vor allem die Buchhandelsketten verhandeln direkt mit den Verlagen. Ich fand keinen Vertreter, der meine Bücher mitnehmen wollte.

Eine Dame empfahl mir, größere Verlage zu kontaktieren und zu fragen, ob sie gegen ein paar Prozente Kommission mein Buch den Buchhandlungen mit anbieten würden. Auch das wollte niemand; die Verlage waren sogar meist etwas pikiert wegen dieser Anfrage. Das einzige, was man mir anbot, war, mein Buch nochmals zu verlegen, denn wenn es schon einmal gut läuft,  kauft man es ja gerne!

Außerdem schickte ich mein Buch an verschiedene Zeitschriften als Rezensionsexemplar. Da gab es sehr wenig Resonanz, aber ich glaube, dass ich mich nicht besonders geschickt angestellt habe. Zwei Zeitschriften druckten einen Artikel von mir, den ich über Wildkräuter schrieb. Meine Heimatzeitung brachte einen feinen Bericht mit Bildern über mich und mein Buch, und das zahlte sich für den Verkauf in Tübingen gut aus. Auf meiner eigenen Homepage stelle ich ebenfalls meine Bücher vor. Facebook nervt mich eher, und bis jetzt weigere ich mich, dort Werbung zu machen, auch die anderen sozialen Netzwerke habe ich bis jetzt ziemlich links liegen gelassen.

Nun habe ich diesen Frühling zwei neue Bücher herausgebracht und die dazu gehörigen Ebooks sind in Arbeit. Im Moment rufe ich jeden Tag ein paar Buchhandlungen an, um ihnen meine Bücher vorzustellen. Wenn die zuständigen Mitarbeiter nicht da sind, schreibe ich eine mail, wenn möglich direkt an die Person adressiert, die das zu entscheiden hat. Manche wenige Buchhändler bestellen daraufhin Bücher in Kommission, manche bei den Großhändlern, manche sind eher kurz angebunden bis genervt (verstehe ich auch, so viel manchmal in Buchhandlungen los ist) und manche sind interessiert und neugierig und bedanken sich sogar für den Buchtipp. Eine Buchhändlerin gab mir letzte Woche die Idee, eine kleine Smoothie-Lesereise zu machen. Vielleicht wird das dann nächstes Jahr mein Road Trip durch Deutschland?

Immerhin gibt es jetzt 50 oder mehr Buchhandlungen in Deutschland, die mein Buch ausgelegt haben und damit bin ich schon mal sehr zufrieden. Einen ganz einfachen Weg gibt es wohl nicht, nicht für die kleinen Verlage und nicht für Selfpublisher. Createspace dagegen, mit dem man immerhin auch ein Printbuch in den Händen hält, ist bedeutend einfacher, aber man bleibt damit ausschließlich bei Amazon; die Buchläden erreicht man damit nicht.

Selbst Bücher herauszubringen macht Spaß und ist insgesamt sehr befriedigend. Mir ist natürlich klar, dass ich mit den Büchern zu Wildkräuter-Smoothies von einem momentanen Boom profitiere und es deshalb leichter habe. Aber warum sollten auch andere Autoren mit ihren Büchern nicht auch ihren Weg in die Buchhandlungen finden? Mit meinem Bericht möchte ich dazu anregen, dass es sich auch lohnen kann, nicht nur auf Ebooks, sondern auch auf Printbücher zu setzen. Ich wünsche jedenfalls allen Lesern viel Erfolg und Spaß mit ihren Buchprojekten. Und wer noch gute Ideen hat, die Bücher in die Buchläden zu bringen, die mit Facebook & Co nichts zu tun haben, kann sie mir gerne mitteilen; ich freue mich.

Evelyne Laye

Evelyne Laye ist seit 1994 Heilpraktikerin und Seminarleiterin in verschiedenen Städten im Süden Deutschlands. Sie ist Autorin von mehren Büchern zu therapeutischen/gesundheitlichen Themen. Vor ein paar Jahren entdeckte sie die Welt der Heilkräuter und erforscht nun weiter, was für reiche Geschenke die Natur zu bieten hat.

Evelyne Layes Bücher: