KindleUnlimited: Die ersten Auswirkungen der Amazon-Flatrate in Deutschland

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Wie hat sich der Start von KindleUnlimited in Deutschland am 7. Oktober bisher ausgewirkt? Für eine endgültige Zusammenfassung der Folgen der Lese-Flatrate für Autoren ist es bisher sicher noch zu früh.

Aber es gibt ein paar Tendenzen zu beobachten, die in manchen Aspekten auch für mich überraschend, in anderen vielleicht beruhigend sind.

Buchpreise und KindleUnlimited

Kurz nach Start der Flatrate schossen all die Titel nach oben, die der Leser ohne Flatrate zu einem relativ hohen Preis hätte kaufen müssen. Das hat sich interessanterweise schon wieder abgeschwächt: Sowohl die Verkaufscharts als auch das Beliebtheitsranking zeigen heute wieder ein ähnliches Bild wie kurz vor dem Start von KindleUnlimited, mit einer klaren Dominanz günstiger Titel – abgesehen von eBooks, die durch aktuelle Ereignisse gefragt sind (Lenz, Modiano, Neuhaus…).

Die Idee, dass Flatrate-Nutzer möglichst schnell ihre Kosten wieder einspielen wollen, ist also womöglich nicht korrekt. Andererseits zahlt bisher noch niemand überhaupt nur einen Cent, denn der kostenlose Probemonat endet ja erst zum 7. November.

KindleUnlimited und die Amazon-Exklusivität

Amazon war schon immer recht gut darin, Autoren vom Nutzen des KDP-Select-Programms zu überzeugen. Der Start von KindleUnlimited in den USA hat das durchaus noch befördert. Während am 1. August noch 45 Titel der Top 100 in KDP Select vertreten waren, hatte sich die Zahl zum 1. September schon auf 54 erhöht. Heute waren 66 der Top-100-eBooks in Kindle Unlimited verfügbar. Bei fünf der Titel konnte ich in der Datenbank erkennen, dass diese vor zwei Monaten noch nicht in Select angemeldet waren – hier haben die Autoren also umgedacht.

Trotzdem ist die Dominanz von KindleUnlimited-eBooks nicht so groß, wie ich das vermutet hatte. Gerade im Probemonat wird ja wohl jeder Nutzer fleißig herumprobieren – wenn es dann ans Bezahlen geht, könnte der Einfluss von KindleUnlimited sogar zurückgehen. Hinzu kommt, dass Autoren von in KU erhältlichen Titeln sowohl Verkaufs- als auch Leih-Einbußen vermeldeten. Das ist nachvollziehbar, denn eine Leihe wird ja erst registriert (und für den Verkaufsrang gewertet), wenn der Leser mindestens zehn Prozent des Buches konsumiert hat. Damit steht die zusätzliche Regalfläche gegen einen gewissen Umsatzverlust durch KindleUnlimited. In der Summe scheint sich das derzeit auszugleichen.

Verkaufs- und Umsatzentwicklung durch KindleUnlimited

Ich höre von vielen Autoren und sehe das auch in meiner Abrechnung bestätigt: Der Oktober wird auch bei den in Kindle Unlimited vertretenen eBooks zu den bisher umsatzschwächsten Monaten des Jahres gehören. Das liegt sicher zum Teil am verzögerten Registrieren der Leihvorgänge. Zweite Ursache ist womöglich die starke Verlags-Fixierung der KindleUnlimited-Promotion: Die noch wenigen Verlagstitel wurden überdimensional herausgestellt. Und es gibt für gewöhnliche Leser nun mal nur ein bestimmtes maximales Lesevolumen pro Monat…

Was heißt das aktuell für Autoren? Es besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Wenn Sie an KindleUnlimited teilnehmen, sind Sie für drei Monate daran gebunden und können damit wenigstens noch einen Monat lang abwarten, was passiert. Wenn nicht, brauchen Sie sich zumindest im Moment darüber nicht den Kopf zu zerbrechen: Erst wenn der Probemonat für die Start-Nutzer vorüber ist, wird der tatsächliche Einfluss der Flatrate auf Leser und Autoren erkennbar sein.

Mehr zu Kindle Unlimited erfahren Sie im (für KU-Nutzer kostenlosen) eBook KindleUnlimited – das inoffizielle Handbuch. Anleitung – plus: die besten Leih-eBooks“.