Kobo-Manager Wayne White zu Tolino, zum Markt – und über den neuen Kobo Aura HD

Anlässlich der Vorstellung des Kobo Aura (Test hier) beantwortete mir Kobo-Manager Wayne White, Executive Vice President and General Manager, Devices, ein paar Fragen – zum Tolino, zum Markt, über das Self Publishing – und über den neuen Kobo Aura HD.

Was gibt es Neues bei Kobo?

Wir wachsen noch immer sehr stark: 190 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Wir haben jetzt 13 Millionen Kunden und 3,4 Millionen eBooks in 68 verschiedenen Sprachen. Writing Life, unser Self-Publisher-Angebot in 13 Ländern, macht zehn Prozent unserer weltweiten Verkaufszahlen aus. Der Markt für eInk-Geräte wächst weltweit in attraktivem Ausmaß: 2015 sollen es 18 Millionen Geräte werden. Menschen, die unsere Geräte kaufen, gehören zu den aktivsten Lesern. Sie kaufen im Mittel vier Bücher pro Monat, das ist extrem viel. Im Vergleich zu den Nutzern unserer Apps kaufen eReader-Besitzer fünfmal so viel. Vielleser greifen in der Regel offenbar lieber zu einem speziellen Lesegerät als zu einem allgemeinen Tablet.

Unter diesen Kunden ist unser Kobo Glo ist ein echter Hit. Er macht 60-70 Prozent unserer Hardware-Umsätze aus. Und wie können wir ihn verbessern? Die Leser wünschen sich vor allem einen größeren Bildschirm, mehr Speicherplatz und eine schnellere Blättergeschwindigkeit. Das Ergebnis ist der Kobo Aura HD. Er richtet sich an wirklich aktive Leser. Sein Bildschirm zeigt mit 265 dpi (1440 x 1080 Pixel) mehr Punkte als ein Retina-Display. Das ist signifikant mehr als die 212 dpi von Kobo Glo und Wettbewerbern und führt zu einem papier-artigem Lesegefühl. Das Gerät ist 20 Prozent schneller, sein Bildschirm ist mit 6,8 Zoll Diagonale 30 Prozent größer. Das Design ist von einem Buch inspiriert, es ist sehr ergonomisch und sieht nicht wie ein Standard-eReader aus. Den Speicherplatz haben wir auf 4 Gigabyte verdoppelt, er lässt sich auf 32 GB erweitern. Die Batterielaufzeit beträgt nun zwei Monate. Weiterhin gibt es eine Front-Beleuchtung, die wir sogar noch etwas verbessert haben.

Marktforscher sagen speziellen eReadern ein baldiges Ende voraus…

Ein Drittel unserer eReader-Käufer besitzt bereits ein Tablet. Wenn wir die Kunden betrachten, die mit der Kobo-App lesen: Ein großer Prozentsatz davon will sich in den nächsten zwölf Monaten einen eReader kaufen! Wir sehen deshalb das Tablet als Lockmittel für den Einstieg ins eReading – wer dann bequemer lesen will, kauft ein eInk-Gerät.

Ähnlich läuft es ja in der Kamerabranche: Smartphones fotografieren immer besser, dadurch schrumpft zwar der Low-End-Markt, doch der High-End-Markt explodiert, weil mehr Menschen sich für Fotografie interessieren und sich für bessere Kameras entscheiden. Tablets kannibalisieren den eReader-Markt nicht, sie vergrößern ihn, jedenfalls wenn es um Buch-Liebhaber geht. Ab-und-zu-Leser werden sicher mit ihren Tablets zufrieden sein.

Wie wichtig ist der deutsche Markt für Sie?

Deutschland stellt etwa 5-10 Prozent unseres Gesamt-Geschäfts dar. Wir sind in den Elektronik-Märkten gut vertreten. Unser Marktanteil liegt zwischen 15 und 20 Prozent, je nachdem, was Sie betrachten.

Was halten Sie vom Tolino-Projekt?

Ich halte gerade einen Tolino in der Hand. Ein interessantes Gerät. Ich denke aber, einem Konsortium wie Tolino wird es schwerfallen, mit dem Innovationstempo eines eReading-Spezialisten wie Kobo mitzuhalten. Sie haben sechs oder acht Monate nach dem Start des Kobo Glo ein Gerät eingeführt, das nicht so gut wie der Glo ist. Wir sind schon dabei, in die nächste Generation zu starten. Aber trotzdem ein respektabler Markteintritt, was die Hardware betrifft, an der Software mangelt es noch etwas.

Wie sehen Sie den eReading-Markt in Europa im Vergleich zu den USA?

Tatsächlich wächst der Markt in Europa derzeit schneller als in den USA, deshalb hoffen wir, dass er irgendwann aufschließen wird. Deutschland spielt da eine ganz besondere Rolle, von den großen Ökonomien in der Welt dürfte Deutschland den am schnellsten wachsenden Markt besitzen.

Wie entwickelt sich das Self Publishing bei Kobo?

Wir investieren weiter in Writing Life. Es wird wachsen, das ist klar. Die vorhin erwähnten 10 Prozent gelten natürlich für Stückzahlen. Bei den Umsätzen sieht es anders aus, weil der mittlere Verkaufspreis niedriger ist.

Der Kobo Aura HD wird ab 25. Mai für 169 Euro in Deutschland erhältlich sein.