Mehr Geld für den Autor: eBooks selbst verkaufen

Seit dem Start von KDP in Deutschland im Frühjahr 2011 ist Self Publishing für Autoren auch hierzulande eine ernstzunehmende wirtschaftliche Alternative. 70 Prozent des Netto-Verkaufspreises versus 10 (bei eBooks manchmal 20) Prozent, die Verlage bieten – das ermöglicht eine ganz andere Preisgestaltung und damit auch deutlich höhere Verkaufszahlen, als auf dem bisher üblichen Weg erreichbar.

Nach anfänglicher Begeisterung stellen viele Autoren aber auch schnell fest: 70 Prozent sind nicht 70 Prozent. Amazon zieht zum Beispiel vom Nettopreis Transferkosten ab. Andere wichtige Plattformen wie Thalia oder Hugendubel sind nur über Drittanbieter wie Xinxii oder Neobooks erreichbar – und die erledigen den Job natürlich nicht, ohne ebenfalls an den Einnahmen beteiligt zu sein.

Es gibt eine Alternative: Der Autor stellt sich selbst mit einem digitalen Bauchladen ins Netz und bietet seine Titel selbst an. Das ist technisch gar nicht allzu kompliziert. Dazu sollte er zwei Voraussetzungen mitbringen. Erstens braucht er bereits einen gewissen Namen, eine Community, Leser, die er auf seine Website ziehen kann, die bereit sind, ihn direkt zu unterstützen. Zweitens muss er ein wenig Arbeit in den eigenen Shop investieren und bereit sein, sich um typische Probleme eines Online-Ladens zu kümmern, die sonst der eBook-Anbieter übernimmt.

1. Option: eigener eBook-Store von Ceebo

Die Autorin Myra Cakan ist diesen Weg gegangen. Sie hat ihre Erfahrungen in einem Blogpost beschrieben. Die für ihre Charts bekannte Firma Mediacontrol bietet unter dem Ceebo-Label einen eBook-Laden an, den der Nutzer nach eigenen Vorgaben ausgestalten kann, in Grenzen zumindest. Das ist in der Praxis unkompliziert – am schwierigsten ist noch die Vorbereitung, da man natürlich auch ISBNs selbst bereitstellen muss. Die Käufer können Paypal und Kreditkarte nutzen, Dateiformat ist ePub.

Ceebo erhebt pro Verkauf Gebühren zwischen 50 und 65 Cent. Hinzu kommen jedoch noch Transaktionsgebühren des Bezahl-Anbieters: Bei Paypal 35 Cent pro Vorgang plus 2,9 Prozent, bei Kreditkarte liegen die Kosten noch etwas höher. Das macht das Anbieten günstiger Titel unattraktiv, bei teuren eBook jedoch kommt man auf ein höheres Honorar als bei Amazon. Ob ein DRM verwendet wird, legen Sie selbst fest – da es ebenfalls Kosten verursacht, würde ich eher darauf verzichten. Außerdem können sonst Kindle-Nutzer Ihre Titel nicht für ihr Gerät konvertieren.

Im Shop von Myra Cakan können Sie ausprobieren, wie das funktioniert.

Vorteil dieser Option ist die besonders bequeme Umsetzung – Sie müssen nichts programmieren, und der Onlineshop sieht trotzdem professionell aus. Das kostet leider.

2. Option: eBook-Verkauf über das eigene Blog

Für das weit verbreitete Blog-System WordPress (vermutlich auch die Alternativen, doch die habe ich nicht im Einsatz) gibt es eine ganze Reihe von Plugins, die sich um den Verkauf digitaler Güter (auch eBooks, ganz gleich in welchem Format) kümmern. Sie verwalten die einzelnen Titel damit in der Regel, wie Sie es von WordPress gewohnt sind – jedes Produkt bekommt eine einzelne Seite. Die Zahlungsabwicklung übernimmt das Plugin für Sie. Meist ist aber nur die Zahlung per Kreditkarte oder Paypal möglich.

Mir persönlich hat iSell am besten gefallen. Es ist leicht zu installieren. Als Zahlungsmittel können Sie damit zwar nur Paypal akzeptieren, doch damit kann jeder Kunde bei Ihnen einkaufen, der eine Kreditkarte oder ein Bankkonto besitzt. iSell selbst erhebt keinerlei Gebühren. Doch für Paypal fallen Kosten an, nämlich 35 Cent plus 2,9 Prozent. Die Kosten sind also niedriger als bei Ceebo – dafür müssen Sie aber den Laden selbst einrichten. Was bei Vorhandensein eines WordPress-Blogs wiederum kein Problem ist.

iSell stellt Ihnen für jedes Produkt einen direkten Verkaufslink zur Verfügung, unter Ihrer Domain, den Sie auf einer eigens einzurichtenden Produktseite einfügen können (aber auch in E-Mails, auf Facebook und so weiter). Gutscheine sind bei iSell nicht möglich.

Alternativen zu iSell sind zum Beispiel Easy Digital Downloads (auch mit Coupons und einem Einkaufswagen, der die Paypal-Gebühren minimiert), Sell Downloads oder MarketPress (sehr umfangreich, verschiedene Zahlungsanbieter, 19 Dollar)

Vorteil dieses Verfahrens ist die direkte Einbindung in die eigene Website, auch die Gebühren sind deutlich niedriger als bei Ceebo. Außerdem bekommen Sie die E-Mail-Adressen all Ihrer Kunden mitgeteilt.

Hier können Sie ausprobieren, wie das funktioniert (das Jutoh-Handbuch ist noch nicht fertig, aber Käufer erhalten selbstverständlich die fertige Version).

3. Option: eBook-Verkauf über Sellbox

Der Anbieter Sellbox ist noch recht neu, aber sehr vielversprechend. Er klinkt sich in die Online-Datenspeicher Dropbox oder Google Drive ein. All ihre Dateien, die dort liegen, können Sie per Mausklick als Datei verkaufen. Das gilt also nicht nur für eBooks, sondern auch für andere Medien, etwa Hörbücher.

Die Einrichtung ist wirklich unkompliziert: Datei auswählen (ePub, Mobi, PDF, Hörbuch…), Preis festlegen, Beschreibung formulieren, Bilder dazuklicken. Sellbox liefert Ihnen dann einen Link der Art http://sbx.sk/…, den Sie beliebig in Ihre Website einbauen können. Abgerechnet wird über Paypal. Sellbox nimmt sich 5 Prozent des vom Käufer gezahlten Betrags, an Paypal gehen 35 Cent plus 2,9 Prozent des Bruttopreises.

Damit wäre Sellbox auch für 99-Cent-Titel wirtschaftlich ergiebiger als Amazon – gäbe es nicht die Einschränkung, dass nur Preise ab 1 Euro erlaubt sind. Wegen der Preisbindung in Deutschland müssten Sie Ihre 99-Cent-Titel also überall für 1 Euro anbieten (auf Nachfrage hat sich Sellbox bereit erklärt, den Mindestpreis auf 99 Cent zu senken).

Besonders bequem ist es bei Sellbox übrigens, die eigenen Titel zu aktualisieren: Sie brauchen die geänderte Datei nur in Ihrer Dropbox auszutauschen. Sellbox erlaubt zudem, Gutscheine auszustellen (auch über den kompletten Kaufbetrag) oder die Datei zu einem vom Nutzer festlegbaren Preis zu verkaufen. Wegen der Buchpreisbindung ist das in Deutschland für eBooks leider keine Option, für Hörbücher aber schon.

Vorteil von Sellbox ist die besonders bequeme Handhabung – Sie benötigen nicht einmal ein Blog.  Außerdem bekommen Sie die E-Mail-Adressen all Ihrer Kunden mitgeteilt.

Hier können Sie ausprobieren, wie das funktioniert – für ein darüber verkauftes Buch erhalte ich zum Beispiel 2,40 Euro, während Amazon weniger als zwei Euro auszahlt.

Werbung für den eigenen Shop

Wie überzeugen Sie Ihre Leser davon, statt bei Ihrem Lieblings-eBook-Anbieter nun bei Ihnen einzukaufen? Zunächst würde ich am Ende jedes eigenen Buches auf die eigene Seite hinweisen. Achtung: Apple mag keine direkten Shop-Links zu irgendwelcher Konkurrenz! Ihre Homepage sollte natürlich bei jeder ihrer Marketing-Maßnahmen eine Rolle spielen.

Leser, denen Ihre Bücher gefallen, sind durchaus bereit, den Autor direkt zu unterstützen, wenn Sie Ihnen die Vorteile klarmachen. Wie wäre es, in der von Ihnen verkauften Datei noch ein paar Goodies unterzubringen? Der Käufer muss die Datei ja sowieso erst auf den Computer laden – da freut er sich vielleicht über ein tolles Hintergrundbild (das funktioniert bei Option 1 nicht) oder einen MP3-Song. Sie können den Leser auch damit zu Ihnen locken, dass Sie regelmäßige Updates anbieten, für all die Bücher, die Sie auf anderen Plattformen verkaufen. Ist der Kunde erst einmal bei Ihnen, haben Sie schon fast gewonnen. Es versteht sich, dass Sie Ihre Titel auch in allen möglichen Formaten online stellen sollten.

Steuerrechtliche Aspekte

Der Verkauf eigener Bücher gefährdet den Freiberufler-Status des Autors übrigens nicht, solange die anderweitigen Honorar-Einnahmen deutlich höher sind. Aber natürlich ist der Verkauf von eBooks grundsätzlich eine gewerbliche Tätigkeit, die separat zu versteuern und auch als Gewerbe anzumelden ist (sofern es sich nicht nur um eigene Werke handelt).

Apropos Steuer: Da Sie vermutlich nicht in Luxemburg wohnen, müssen Sie den Käufern 19 Prozent Mehrwertsteuer berechnen – Amazon oder Apple dürfen sich dank ihres Unternehmenssitzes mit 3 Prozent bescheiden. Das senkt die Lukrativität des eigenen eBook-Ladens etwas. Aber vielleicht sind Sie als Kleingewerbetreibender ja auch von der Umsatzsteuer befreit.

Rechtliche Aspekte (Update)

Als Ergänzung aus den Kommentaren noch ein wichtiger Hinweis: Natürlich sollte die Seite gültige AGB besitzen, die der Nutzer auch ohne zu Suchen findet. Das ist ein ganz eigenes Thema, zu dem man sich fachkundige Beratung holen sollte. Einfach mal nach “AGB” googeln, dann trifft man auf diverse Kanzleien, die für nicht allzuviel Geld abmahnsichere AGB versprechen (teilweise sogar mit Garantie bzw. Kostenübernahme, falls es doch zu einer Abmahnung kommen sollte). Hinzu kommen noch Datenschutzerklärung, Impressum, Widerrufsbelehrung…