Metadaten-Analyse: Warum verkaufen sich diese Bücher nicht? (11. Teil)

Im Juli erschien meine letzte Analyse von Titeln, die sich – laut ihren AutorInnen – nicht so verkaufen, wie sich ihre Verfasser das vorstellen. Obwohl seitdem viel Zeit vergangen ist, erhalte ich immer noch jede Woche mehrere Anfragen dazu. Es ist also Zeit für einen neuen Versuch! Ich muss, wie immer, vorausschicken, dass auch das Befolgen meiner Hinweise keinen künftigen Bestseller garantiert. Wann immer Ihnen jemand einen Platz in den Verkaufscharts verspricht, kann es sich nur um ein unseriöses Angebot handeln. Aber es gibt doch ein paar Voraussetzungen, deren Erfüllung zumindest Chancen auf gute Verkäufe eröffnet. Wie schneiden die heutigen drei Kandidaten dabei ab?

Buch  1: Verlassen: Seelensplitter von Alexa Znih (4,99 €, KU)

Das Buch hat derzeit einen Bestsellerrang über 500.000, verkauft sich also wirklich nicht. Und das ist in diesem Fall gut. Denn ich muss ehrlich sagen: Daran ist noch eine Menge Arbeit zu erledigen, und so ist das Buch noch nicht verbrannt – es kennt ja niemand. Das beginnt beim mindestens bei der Typografie laienhaft anmutenden Cover. Die Beschreibung klingt nach Thriller, das sollte auch das Cover widerspiegeln, das mit der Rose sehr romantisch daherkommt. Der Klappentext muss dringend überarbeitet werden. Schon, dass “Klappentext” darüber steht, wirkt unprofessionell. Die Formatierung ist gewöhnungsbedürftig, und schon hier tauchen die ersten Fehler auf. Liest man hinein, wird deutlich, dass auch der Inhalt noch auf Überarbeitung wartet. Tippfehler im Prolog und im ersten Kapitel sprechen nicht für ein gründliches Lektorat. Der Preis ist zu hoch und sollte bei einem möglichen Neustart angepasst werden.

Buch 2: Tag der Spinnen von Tom Bernhard (0,99 €, KU)

“Tag der Spinnen” ist laut Cover ein Thriller. Der Klappentext spricht von einem “apokalyptischen Öko-Thriller”. Nun könnte man meinen, oh, drei Genres, drei Schlagwörter, da verdreifacht sich doch glatt die Zielgruppe! Weit gefehlt. Thrillerleser sind eine ziemlich große Gruppe. Ökothriller lesen schon deutlich weniger. Solche, die in der Apokalypse statt in der Normalität handeln, wünscht sich von der Untergruppe wieder nur ein kleiner Teil. Grundsätzlich ist die Idee sicher nicht schlecht. Einen Thriller, bei dem Spinnen zu den Protagonisten gehören, würde wohl auch ein “normaler” Thrillerleser (der aus der großen Gruppe!) lesen. Aber dazu muss er – oder sie – erst einmal merken, dass es sich um einen Thriller handelt. Das Wort winzig auf dem Cover genügt da nicht, das Cover muss “Thriller” rufen. Mit roten und schwarzen Farbtönen ist schon ein Anfang gemacht, aber das Cover wirkt noch nicht “thrillerig” genug. Weitere Kleinigkeiten: Der Klappentext vergibt durch die Formatierung einiges. Der Leser will nicht erst auf “weiter” klicken müssen, um die Handlung zu erfahren. Der Titel des Buches steht doch eh schon oben ganz groß. Der Titel ist an sich auch etwas schwach. wenn man nicht gerade Spinnenphobiker ist. Thriller-Titel klingen sonst bedrohlicher.

Buch 3: Trojan: Eine dunkle Prophezeiung von Christina Degenhardt (2,99 €, kein KU)

Hier haben wir einen Fantasy-Erstling vor uns. Erschienen ist das Buch schon 2016. Jetzt haben wir 2019. Kein vor drei Jahren erschienenes Buch verkauft sich heute noch gut. Das gelingt auch Verlagen nicht. Aber jedes neue Buch zieht in der Regel die zurückliegenden Ausgaben, die Backlist, wieder mit. Die Fortsetzung, die sich einige der Rezensenten wünschen, könnte auch diesem Buch etwas aufhelfen, zumindest, wenn sie gut ist. Das Cover passt in diesem Fall gut zum Genre. Trojan, der Held, scheint allerdings der Einführung nach durchaus schon erwachsen, deshalb würde ich das Buch nicht in eine Jugendbuch-Kategorie einsortieren (die Rezensenten sagen das auch). Der Klappentext klingt noch etwas zu verwirrend – zu viele Namen, die der Leser noch nicht kennt. Und er klingt etwas zu generisch. Was ist das Besondere, das dieses Buch ausmacht? Ein Held, der die Welt mit List, Magie und Schwert vor dem Bösen rettet, das ist Standard. Der Standard ist das Mindeste, das die LeserInnen suchen, aber es muss auch klar sein, warum gerade dieses Fantasy-Epos auf den Reader oder ins Buchregal gehört. Fantasy ist übrigens ein typisches Vielleser-Genre und profitiert stark von KindleUnlimited.

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Weitere praktische Tipps bekommen Sie in “Warum verkauft sich mein Buch nicht wie erwartet

(hier geht es zu Teil 1, Teil 2 , Teil 3, Teil 4,Teil 5Teil 6, Teil 7, Teil 8, Teil 9 und Teil 10)

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