Metadaten-Analyse: Warum verkaufen sich diese Bücher nicht? (9. Teil)

Vor nun sieben Jahren habe ich einen Fantasy-Roman geschrieben. Ich habe mir damit wirklich alle erdenkliche Mühe gegeben. Das Cover gefällt mir immer noch hervorragend. Der Inhalt ist umfangreich recherchiert; das Buch spielt in Shanghai, und ich habe mir alle Locations selbst angesehen. Im Grunde habe ich mich ein bisschen in Shanghai verliebt und dann überlegt, welche Art von Geschichte dort spielen könnte. Urban Fantasy, das war dann meine Idee. Ich habe das dann mit großem Aufwand gestartet, habe Buchbloggern aus China geheimnisvolle Postkarten geschrieben, sogar ein Gewinnspiel gab es – doch das hat alles nicht geholfen. Das Buch hat im ersten Monat 500 € eingespielt, im zweiten 300 €, und in seiner ganzen Lebenszeit etwas über 1000 €. Und zwar bei Kosten von etwa 5000 €. Aus heutiger Sicht hätte ich einiges anders gemacht (das geht schon beim Pseudonym los). Vielleicht hätte ich sogar bei der Selfpublisherbibel gefragt, warum mein Buch sich nicht wie erwartet verkauft, aber die hat damals solche Fragen nicht beantwortet, weil es sie noch gar nicht gab.

Buch  1:

Das Cover des Buches sagt klar: Fantasy. Keine High Fantasy, eher eine womöglich romantische Geschichte mit einer starken weiblichen Hauptfigur. Hier sehe ich das erste Problem: Glaubt die Käuferin dem männlichen Autor, dass er sich in seine Heldin hineinversetzen kann? Ein größeres Hindernis ist aber der Klappentext. Der erste Satz lautet: “Nach einer Auseinandersetzung mit Eadias Statthalter flieht die junge Sklavin Sirana aus ihrem grausamen Gefängnis mitten in den drohenden Krieg zweier Völker.” Ich kenne an dieser Stelle weder Eadia noch Sirana noch die Völker, werde aber schon in einen Krieg gezogen, über den ich auch nichts weiß. Auch die folgenden Sätze lesen sich verwirrend. Ich erfahre nicht, welche Art von Buch ich erwarten kann. Fängt Sirana etwas mit diesem Aron an? (Romantasy) Geht es eher um Schlachten und Gemetzel? (Schwert und Magie) Womöglich kann sich das Buch aber auch nicht entscheiden – die unten zitierte Lesermeinung (ein bisschen von allem) deutet darauf hin. Mit einem verbesserten Klappentext sehe ich übrigens durchaus noch Hoffnung. Leserinnen kaufen nicht so gern nicht abgeschlossene Trilogien; wenn dann alle Bände verfügbar sind, würde ich noch einen weiteren Marketing-Anlauf starten. Den Preis würde ich derweilen durchaus auf 3,99 € setzen.

Buch 2:

Ein Sachbuch – wer will nicht schnell reich werden? Trotzdem dümpelt das Buch irgendwo um Bestsellerrang 20.000 herum. Das Problem: es gibt einen gewissen Sumpf von billig gemachten Sachbüchern zu Finanz- und Gesundheitsthemen bei Amazon. Und das Buch konkurriert nicht nur mit diesen Titeln, sondern es nutzt auch noch die gleichen, von “Reich mit Kindle”-Gurus beschriebenen Verkaufstricks. Dadurch wird es nicht als das seriöse Buch erkennbar, das es ist. Denn der Autor ist kein Pseudonym mit Stockfoto, sondern er ist wirklich Anwalt in Hamburg, wie es auch im Klappentext zu lesen ist. In einer unseriösen Umgebung ist es umso wichtiger, als anders erkannt zu werden. Raus mit den vielen Fettungen, den Suggestivfragen (Webadressen sind im Klappentext übrigens eigentlich nicht erlaubt), besser die Kompetenz des Autors herausstellen, denn die besitzen die unseriösen Autoren nicht. Ein positives Beispiel ist der Konkurrenztitel “Geld verdienen mit Wohnimmobilien”, der trotz des hohen Preises (35 €) deutlich besser platziert ist. Trotzdem ist der Sachbuch-Bereich nicht einfach; man könnte sich deshalb fragen, ob hier nicht eine Multiplattform-Strategie (statt der Beschränkung auf KDP) günstiger wäre.

Buch 3:

“Der Nagel” sieht auf den ersten Blick wie ein historischer Roman aus. Das Cover hat eine schöne Patina. Der Titel ist etwas unspezifisch. Der Klappentext beginnt auch historisch, aber dann scheint sich die Handlung zum Spionage-Thriller zu wenden. Spionage-Thriller sind in Deutschland schwierig, wenn man nicht John le Carré heißt. Vermutlich würde sich das Buch als historischer Roman besser verkaufen. Ich setze dabei voraus, dass es historisch gut recherchiert ist. Vielleicht ist also die Kategorien-Einordnung das Problem. Definitiv ein Problem sind im Amazonshop der Preis und die Tatsache, dass das Buch nicht in KindleUnlimited erhältlich ist. Da gibt es durchaus noch Potenzial. Hilfreich wäre es auch, wenn es sich nicht um das einzige Buch des Autors in diesem Genre handeln würde. Das beste Marketing ist immer ein neues Buch. Aber ich verstehe natürlich, dass es nicht sehr motivierend ist, wenn sich das alte Buch gar nicht gut verkauft.

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Weitere praktische Tipps bekommen Sie in “Warum verkauft sich mein Buch nicht wie erwartet

(hier geht es zu Teil 1, Teil 2 , Teil 3, Teil 4,Teil 5Teil 6, Teil 7 und Teil 8)