Mit dem Buch ins Ausland: Meine Erfahrungen mit der Übersetzungs-Plattform Babelcube

Babelcube bietet schon seit einiger Zeit ein für Autoren mit Übersetzungs-Ambitionen interessantes Modell: Statt eine Übersetzung komplett vorzufianzieren (bei einem normalen Roman müssen Sie ohne Lektorat mit 4000-7000 Euro rechnen), teilen sich Autor und Übersetzer das Risiko. Genau genommen übernimmt sogar der Übersetzer den größeren Teil des Risikos – denn er arbeitet zunächst ohne Entlohnung. Dafür erhält er zunächst den größeren Teil des Honorars: bis 2000 Dollar Gesamteinnahmen sind es 55 Prozent, bis 5000 Dollar 40 Prozent, bis 8000 Dollar 20 Prozent und darüber 10 Prozent.

Für den Autor ist das spannend, denn das Risiko ist Null. Der Übersetzer muss ganz schön rechnen. Selbst wenn das Buch insgesamt 10.000 Dollar umsetzt, erhält er davon insgesamt nur 3100 Dollar, also deutlich weniger als das in Deutschland übliche Pauschalhonorar. Der Autor hingegen kommt auf 5400 Dollar, ohne auch nur einen Finger krumm zu machen. Das ist, nebenbei, auch wesentlich mehr, als er bei einem Verlag erhalten hätte. Babelcube selbst kassiert den Rest (15 Prozent).

Das Procedere ist einfach. Sie laden Buchcover und Klappentext hoch (in Englisch). Dabei sollten Sie den Erfolg des Buches in Deutschland darstellen und seine großen Erfolge – Sie müssen das Projekt ja einem Übersetzer verkaufen. Die Übersetzer melden sich dann per System-Mail. Wenn Autor und Übersetzer ins Geschäft kommen (der Übersetzer kann zum Beispiel Referenzen ins Spiel bringen), wird zunächst eine Probe-Übersetzung angefertigt. Ist der Autor damit zufrieden (Sie brauchen also einen Muttersprachler der Zielsprache), geht es ans komplette Buch.

Ich selbst habe bei Babelcube Anfragen für die Übersetzung meines Thrillers “Beisha” bekommen – aus Polen und aus den Niederlanden. Aufgrund der Bedingungen werden sich natürlich vor allem Übersetzer in Ländern mit geringerem Gehaltsniveau melden und solche, die gerade freie Zeit haben. Sollte ein besser bezahltes Projekt dazwischen kommen, muss Ihr Buch warten. Dadurch kann sich die Übersetzung hinziehen. Die niederländische Übersetzung dauerte in meinem Fall etwa neun Monate. Die polnische ist seit über einem Jahr in Arbeit und immer noch nicht fertig.

Anschließend können Sie das fertige Manuskript prüfen. Ein Lektorat wäre an dieser Stelle natürlich schön, das müsste aber jemand bezahlen… der Übersetzer hat ja schon seine Arbeit eingebracht. Sind Sie mit der Qualität zufrieden, bringt Babelcube das eBook in alle möglichen Shops weltweit. Genutzt wird dazu Draft2Digital. Jetzt wäre es hilfreich, auch im Ausland Marketing zu betreiben. Wenn Sie Glück haben, hat der Übersetzer damit Erfahrung (Interesse sollte er ja eh mitbringen, da er am Erfolg partizipiert). Leider haben Sie über Babelcube keinen Zugriff auf die üblichen Marketing-Kanäle, können den Titel also nicht bei Select einstellen oder Preisaktionen durchführen. Das schränkt Ihre Möglichkeiten dann schon deutlich ein.

Fazit: In meinem Fall bedeutet das monatliche Einnahmen von unter zehn Euro. Damit lohnt sich für mich der Aufwand nicht, auch wenn er noch so gering ist.