Neu bei KDP Print: Erweiterter Vertrieb – eine sinnvolle Erweiterung?

Seit wenigen Tagen bietet Kindle Direct Publishing für Taschenbücher eine neue Option: den “erweiterten Vertrieb“. Sie können diese Option aktivieren, indem Sie bei Ihrem Tsschenbuch auf “andere Marketplaces” klicken und dann bei Amazon.com das Häkchen bei “erweiterter Vertrieb” setzen. Dazu muss Ihr Buch eine Voraussetzung haben: das korrekte Format, denn der erweiterte Vertrien unterstützt nur die Standardformate 5″ x 8″, 5,25″ x 8″, 5,5″ x 8,5″ oder 6″ x 9″ (bei cremefarbenem Papier, wie es in der Belletristik üblich ist) bzw. alle KDP-Print-Standard-Formate bei weißem Papier. Außerdem ist eine ISBN Voraussetzung, aber die teilt Amazon ja eh zu.

Alte Hasen kennen dieses Feature noch von CreateSpace, wo es “expanded distribution” hieß und die gleichen Einschränkungen besaß. Die Idee: Buchhändler können die Titel dann bei Amazon bestellen und auf eigene Rechnung verkaufen. Praktisch funktioniert das so, dass Amazon die Titel in den Katalog von Ingram aufnehmen lässt, einem weltweiten Großhändler. Das dauert mehrere Wochen, auch Änderungen sind dann nicht mehr so schnell möglich. Sie erscheinen zwar schnell auf der Amazon-Website, aber nicht im Bestellkatalog für die Buchhändler. Zudem wird Ihr Buch dann nicht unbedingt mehr bei Amazon gedruckt, es können sich dadurch kleinere Änderungen bei Format und Papier ergeben.

Den größten Nachteil hat der erweiterte Vertrieb jedoch, weil Ihr Buch dann plötzlich zu ganz unterschiedlichen Preisen erhältlich sein wird – so ist es jedenfalls bei CreateSpace. Händler in den USA sind ja nicht an die Preisbindung gebunden und können international agieren. Da Sie für diese Titel dann deutlich weniger Honorar erhalten, ist das doppelt ärgerlich. Interessant: Amazon gibt an, für Bücher im erweiterten Vertrieb gebe es 40 statt 60 Prozent Honorar. Ruft man jedoch den Honorarrechner auf, erkennt man, dass offenbar auch die Fixkosten deutlich steigen. Bei einem 400-Seiten-Buch für 16,99 Dollar zahlt Amazon normalerweise 4,04 Dollar Honorar – im erweiterten Vertrieb aber nur 64 Cent. Den deutschen Buchhandel erreichen Sie mit dem erweiterten Vertrieb nicht. Insofern kann man derzeit nur davon abraten, das Häkchen zu setzen.