Neu: Buchtalent.de – lohnt sich die virtuelle Autoren-Agentur?

Derzeit scheint es an der Zeit für neue Konzepte: nach bestselleridee.de kommt nun auch die aus der Self-Publishing-Branche nicht ganz unbekannte Firma Tredition mit einem in dieser Form neuartigen Konzept. Ihre Plattform Buchtalent.de fungiert als eine Art virtueller Agent: Manuskripte, die Autoren hier einstellen, werden zunächst Verlagen vorgelegt (die Tredition allerdings auch erst noch von der Teilnahme überzeugen muss).

Kauft der Verlag das Manuskript, was wohl eher die Ausnahme als die Regel ist, ist der Prozess auch schon zuende (die Einzelheiten machen dann Verlag und Autor aus). Der Verlag kann eine Buchidee aber auch “beobachten”, also eine Art Option erwerben. Dafür muss der Verlag nichts zahlen. Der Autor veröffentlicht sein Buch dann über Buchtalent.de als Print und eBook, Tredition bringt es in den Handel.  Der Verlag, der die Option hat, wird über die Entwicklung der Verkäufe unterrichtet und kann dem Autor jederzeit einen Vertrag anbieten. Parallel erhält er sogar 2,5 Prozent vom Umsatz.

Gehen mehr als 1000 Exemplare über den Ladentisch, entsteht daraus eine Verpflichtung: Schlägt der Verlag dann nicht binnen drei Monaten zu, darf Buchtalent den Titel anderen Verlagen anbieten. Der Autor bekommt dabei für jedes verkaufte Exemplar ein Honorar, das in verlagsüblicher Höhe liegt beziehungsweise sogar leicht darüber (10 Prozent vom Netto-Verkaufspreis für Taschenbuch, 11 Prozent bei Hardcover, 30 Prozent beim eBook).

Das wäre insgesamt eine spannende Alternative zum üblichen Weg zum Verlag. Gäbe es auf der Welt noch keine Self-Publishing-Plattformen, würde ich diesen Weg sogar rundheraus empfehlen. Allerdings gibt es nun einmal Amazon & Co. – und daraus leiten sich ein paar Minuspunkte des Konzepts ab:

  • Der Honoraranteil ist zwar für Verlagsverhältnisse hoch, für Self Publishing aber niedrig – zumal die Veröffentlichung in Self-Publishing-Strukturen abläuft, der Autor also Lektorat, Cover, Layout etc. selbst bezahlt. Schafft es der Autor zum Beispiel, 1000 eBook-Exemplare für 4,99 Euro brutto zu verkaufen, erhält er bei Buchtalent 1260 Euro, also etwa die Kosten für das Lektorat. Bei Amazon hätte er dann schon  über 3000 Euro eingenommen.
  • Die Preise für Paperback und Hardcover, die Tredition kalkuliert, sind relativ hoch (14,90 Euro für 240 Seiten Taschenbuch, niedrigere Preise sind zwar möglich, aber dann bleiben keine 10 Prozent Honorar mehr übrig) – das erschwert den Verkauf. Auch Eigenexemplare sind recht teuer, vergleicht man mit anderen Anbietern.
  • Durch die für Verlags-Veröffentlichungen hohen Honorare und die zusätzliche Beteiligung von Buchtalent.de an den Provisionen (die der Verlag tragen muss, nicht wie bei anderen Agenturen der Autor) wird der neue Autorenvertrag für den Verlag relativ teuer.

Da der Autor sein Manuskript vertraglich für drei zwei Jahre bindet, will eine Beteiligung an Buchtalent.de jedenfalls gut überlegt sein – zumal das Einreichen eines Exposés nicht genügt, es muss schon ein komplettes Manuskript sein.

Buchtalent will als virtuelle Agentur zwischen Verlagen und Autoren vermitteln