Der Ansatz klingt spannend: Creatavist verspricht, jede Geschichte, jedes Buch auf alle erdenklichen Plattformen zu bringen. Per Mausklick entstehen eBook (ePub und Mobi), iBook (auch “enhanced”) für die iTunes-Plattform, eigene Apps für iOS und Android und schließlich auch eine Web-Version. Kein Umformatieren mehr, keine Pflege unterschiedlicher Versionen. Der feuchte Traum aller Autoren also – oder vielleicht sogar die Wirklichkeit? Ich gebe zu, die Vorstellung, mit einem Klick alle Plattformen bedienen zu können, ist sehr reizvoll. Dafür würde ich vielleicht sogar Jutoh aufgeben…

Erreichbar ist die Plattform unter www.creatavist.com. Eine kurze Einführung gibt es hier. Creatavist beruht auf einer Lösung, die Unternehmen bereits länger zur Verfügung steht und die von einer ganzen Anzahl an Risikokapitalgebern unterstützt wird. Die Registrierung ist kostenlos, gilt aber zunächst nur für ein einziges Projekt. Wer die Plattform dauerhaft nutzen will, zahlt 10 Dollar im Monat für einen Account mit 5 Gigabyte Speicherplatz.

Kollege Thomas Knip (eBooks pur) leitete mir gerade eine Nachricht weiter, die von Amazon über seinen Distributor kam. Demnach akzeptiert Amazon nur noch bis 30. September Inhalte, die mit den älteren Programmen Mobigen, Mobipocket Creator und KindleGen 1.x erstellt wurden. Was bereits online ist und damit erzeugt wurde, braucht allerdings nicht aktualisiert zu werden.

Die Ursache ist klar: Erst KindleGen 2.x unterstützt das kombinierte Dateiformat, bei dem sich in einer Mobi-Datei sowohl KF8 für neuere Kindle-Tablets als auch das alte Format befinden.

Praktisch hat das zwei Konsequenzen: Wer Programme wie Jutoh nutzt, die auf KindleGen aufsetzen, sollte die aktuellste KindleGen-Version herunterladen. Wer nicht updaten kann (das betrifft zum Beispiel Besitzer älterer Power-Macs), sollte in Zukunft besser ePub-Dateien hochladen.

Seit dem Start von KDP in Deutschland im Frühjahr 2011 ist Self Publishing für Autoren auch hierzulande eine ernstzunehmende wirtschaftliche Alternative. 70 Prozent des Netto-Verkaufspreises versus 10 (bei eBooks manchmal 20) Prozent, die Verlage bieten – das ermöglicht eine ganz andere Preisgestaltung und damit auch deutlich höhere Verkaufszahlen, als auf dem bisher üblichen Weg erreichbar.

Nach anfänglicher Begeisterung stellen viele Autoren aber auch schnell fest: 70 Prozent sind nicht 70 Prozent. Amazon zieht zum Beispiel vom Nettopreis Transferkosten ab. Andere wichtige Plattformen wie Thalia oder Hugendubel sind nur über Drittanbieter wie Xinxii oder Neobooks erreichbar – und die erledigen den Job natürlich nicht, ohne ebenfalls an den Einnahmen beteiligt zu sein.

Es gibt eine Alternative: Der Autor stellt sich selbst mit einem digitalen Bauchladen ins Netz und bietet seine Titel selbst an. Das ist technisch gar nicht allzu kompliziert. Dazu sollte er zwei Voraussetzungen mitbringen. Erstens braucht er bereits einen gewissen Namen, eine Community, Leser, die er auf seine Website ziehen kann, die bereit sind, ihn direkt zu unterstützen. Zweitens muss er ein wenig Arbeit in den eigenen Shop investieren und bereit sein, sich um typische Probleme eines Online-Ladens zu kümmern, die sonst der eBook-Anbieter übernimmt.

1. Option: eigener eBook-Store von Ceebo

Die Autorin Myra Cakan ist diesen Weg gegangen. Sie hat ihre Erfahrungen in einem Blogpost beschrieben. Die für ihre Charts bekannte Firma Mediacontrol bietet unter dem Ceebo-Label einen eBook-Laden an, den der Nutzer nach eigenen Vorgaben ausgestalten kann, in Grenzen zumindest. Das ist in der Praxis unkompliziert – am schwierigsten ist noch die Vorbereitung, da man natürlich auch ISBNs selbst bereitstellen muss. Die Käufer können Paypal und Kreditkarte nutzen, Dateiformat ist ePub.

Auf der CONTEC-Konferenz vor der Frankfurter Buchmesse stieß ich auf PubCoder – ein Programm einer italienischen Firma, mit dem sich besonders leicht interaktive eBooks auf Basis des ePub3-Formats erstellen lassen sollen. Apple iBooks und der eReader Readium sind Zielformate, auch das Amazon-Format KF8 gehört zu den Ausgabeoptionen. Da an diesem Tag der Download der Software kostenlos war, musste ich das neue Tool unbedingt ausprobieren.

Nach der Installation (die Software gibt es derzeit nur für MacOS) hat der Nutzer einen Bildschirm vor sich, der an eine Mischung aus Designsoftware und Programmierumgebung erinnert. Das charakterisiert die Funktionalität des Programms wohl auch ganz gut. Da die Features nicht unbedingt selbsterklärend sind, lädt man am besten zuerst die Beispieldatei. Sie zeigt auf 48 Seiten, was man mit Pubcoder alles anstellen kann. Auf diese Weise arbeitet man sich schrittweise in die Software ein.

Die Oberfläche von PubCoder

Wer die richtigen Werkzeuge nutzt, kann sein eBook schon selbst recht einfach in die wichtigsten Formate wandeln. Trotzdem steckt der Teufel oft im Detail, und es soll ja auch Autoren geben, die ihre Energie lieber ins Schreiben als in die Technik stecken. Praktischerweise gibt es Anbieter, die den Umwandlungsprozess übernehmen – zu überraschend günstigen Preisen. Berücksichtigen Sie dabei, dass auch Ihre Arbeitszeit einen Wert hat – investieren Sie lieber in Ihr Buch oder in die Einarbeitung in Werkzeuge wie KindleGen, Calibre oder Jutoh? In die nachfolgende Übersicht habe ich Anbieter aufgenommen, die ihre Websites einigermaßen aktuell halten, vernünftige, nachvollziehbare Preise bieten und auch in der Community bereits einen guten Ruf genießen.