Self Publishing in Deutschland: Honorarmodelle, eBook-Müll und Print

Der dritte Teil der gemeinsam von buchreport und selfpublisherbibel.de durchgeführten Umfrage unter Dienstleistern befasst sich mit den oft intransparenten Honorarmodellen, dem Problem (?) des eBook-Mülls, Verlags-Self-Publishing-Konzepten und dem Verhältnis von Print und eBook.

7. Frage: Derzeit erschwert eine Vielzahl von Honorarmodellen Autoren die Wahl des passenden Anbieters. Sehen Sie da Abhilfe?

Monsenstein & Vannerdat: Da wird sich auf Dauer wahrscheinlich irgendeine Lösung durchsetzen. Vielleicht wird es auch mehrere Varianten geben, aber es wird Standards geben, da bin ich sicher. Es formt sich derzeit halt alles noch. Es ist meiner Ansicht nach nur eine Frage der Zeit. Wir zahlen unseren Autoren bei den E-Books beispielsweise 70% des Verlagsumsatzes.

Beam: Nein, eher nicht.

Mein-Bestseller: Eigentlich sehe ich da nicht das wirkliche Problem. Der Autor möchte Bücher verkaufen zu einem marktgerechten Preis. Die Honorar-Modelle sind oft vergleichbar. Autoren bekommen anteilig eine Provision per verkauftes Buch. Das bieten derzeit alle Plattforme an. Außerdem bestimmen die Autoren den eigenen Buchpreis und bestimmen damit ihr eigenes Honorar. Ein Vergleich ist dementsprechend nicht einfach. Einen reinen Honorarvergleich macht auch keinen Sinn, denn man vergleicht Äpfel mit Birnen. Ob ein Buch verkauft wird, hängt auch nur bedingt vom Honorar des Autors ab. Entscheidet aus meiner Sicht sind Funktionalität, Nutzerfreundlichkeit, Vermarktungsmöglichkeiten und Support. Diesen Vergleich könnte man einfach machen. Wir wären gerne bereit an einer Untersuchung teil zu nehmen, wobei z.B. folgende Sachen berücksichtigt werden:

eBook vs. Druckbuch
Professionelle Dienstleistungen
ISBN vs. Privatveröffentlichungen
(Mehrere) Pseudonyme erstellen pro Nutzer
Papierformate und Standard-Buchformate
Konvertierungsmöglichkeiten eBook
Veröffentlichungskanäle bzw. Bestellmöglichkeiten
Integration Social Media
Seiten-SEO
Umschlagdesignmöglichkeiten
VLB-Listung
Sprachen
Sonstige Vertriebsmöglichkeiten
Look und Feel/ optisch
Support
Versandkosten Druckbücher
Verkaufsübersicht

Tredition: Leider tragen zahlreiche Self-Publishing-Anbieter dazu bei, dass bei der Höhe von Autorenprovisionen für Buchverkäufe starke Intransparenz herrscht und es für Autoren schwer ist, das beste Angebot zu identifizieren. So ist es üblich geworden, bei eBook-Verkäufen einen Prozentsatz als Höhe der Provision anzugeben (tredition 40%, BOD 50%, epubli 60%, neobooks 70%). Das Angebot von neobooks erscheint am attraktivsten. Allerdings zahlt neobooks 70% auf den „Nettoverlagserlös“ – eine variable Bezugsgröße, die Self-Publishing-Autoren vollkommen fremd ist. Die anderen Anbieter beziehen die Provision auf den Nettoladenpreis, der fix bleibt. Geht man von einem durchschnittlichen Handelsrabatt von 35% für die eBook-Händler aus, so beträgt die Höhe der Provision in Bezug auf den Nettoladenpreis bei neobooks lediglich
(100% – 35%) * 70% = 45 %. Das vermeintlich attraktivste Angebot bewegt ist im fairen Vergleich durchschnittlich.

Unfair wird es für die Autoren auch dann, wenn Kosten für Herstellung, Listung oder Datenhaltung nicht klar kommuniziert werden und sich hinter vermeintlich niedrigen Preisen für eine Veröffentlichung hohe Jahresgebühren verbergen. Das erklärte Ziel von tredition ist es, die fairste Veröffentlichungsmöglichkeit für Autoren zu bieten; in diesem Sinne kommunizieren wir unseren Autoren von vornherein den Preis, der sämtliche Dienstleistungen komplett abdeckt: Das sind 149,90 Euro für eine Veröffentlichung als Hardcover, Taschenbuch und eBook bei einer Vertragslaufzeit von drei Jahren. Bei Abnahme von 35 print-Exemplaren zum Autorenpreis entfällt diese Gebühr komplett. Im Vergleich zum Marktteilnehmer epubli, der demgegenüber mit sehr günstigen 19,95 Euro wirbt, erscheint das Angebot von tredition deutlich teurer. Der detaillierte Blick auf die kompletten Jahresgebühren offenbart aber weitaus höhere Kosten bei epubli. Über einen Zeitraum von drei Jahren (Vertragslaufzeit bei tredition) betragen die ISBN-Kosten für Hardcover, Taschenbuch und eBook bei epubli insgesamt 179,55 Euro zuzüglich 79,95 Euro für die eBook-Herstellung. Der tatsächliche Preis für eine Buchveröffentlichung beträgt also 259,50 Euro gegenüber 149,90 Euro bei tredition, sieht aber auf den ersten Blick deutlich günstiger aus.

Eine Abhilfe ist hier schwer. Außer BOD und tredition ist in Deutschland kein Self-Publishing-Anbieter mit nennenswerten Marktanteilen profitabel. Wir haben den Eindruck, dass Anbieter wie Neobooks oder Bookrix im in Deutschland noch entwicklungsfähigen SP-Markt Marktanteile um jeden Preis gewinnen wollen. Die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit wird dabei außer Kraft gesetzt. Für den Gewinn der Marktanteile werden alle Mittel wie z.B. intransparente Provisionsmodelle eingesetzt. Solange die Anbieter weiter durch Investoren/Mutterkonzerne subventioniert werden, wird es immer wieder neue „kreative“ und intransparente Provisionsmodelle geben.

ePubli: In der Tat sollten sich Autoren die Konditionen der verschiedenen Anbieter sehr genau angucken. Wenn wichtige Informationen nicht leicht nachzuvollziehen sind, sollte man skeptisch sein. Werden wirklich alle großen Vertriebskanäle beliefert? Muss ich als Autor dem Anbieter die Exklusivrechte an meinen Werken überlassen? Wie lang ist die Kündigungsfrist? Und was die Honorarmodelle angeht: Zahlt der Anbieter mir einen bestimmten Prozentsatz vom Endverkaufspreis des Buches oder tauchen andere, weniger transparente Bezugsgrößen auf?

Neobooks: So unterschiedlich sind die Modelle im Grunde nicht. Als Autor sollte man sich genau informieren, z.B. mit der Übersicht der Selfpublisherbibel.

BoD: Mittlerweile findet man in den Foren und Blogs doch sehr differenzierte Übersichten und Tabellen, die Leistungen und Konditionen der einzelnen Anbieter anschaulich erklären. Durch Erfahrungsberichte auf Plattformen wie Qype, Trustpilot oder Ciao sind zudem Erfahrungsberichte von einzelnen Kunden zu finden, die helfen, eine zusätzliche Einschätzung zu erhalten. Letztendlich hängt die Wahl des Dienstleisters aber von den individuellen Bedürfnissen des Autors ab.

Xinxii: Die Wahl des Anbieters sollte meiner Meinung nach nicht primär vom Honorarmodell getrieben und erschwert werden, sondern vom „Gesamtpaket“ des Anbieters. Dabei spielen neben Reichweite (d.h. die Zahl der angeschlossenen Partnershops) und Qualität des Angebotes (d.h. der Aufbereitung) insbesondere die Freiheit des Autors eine wichtige Rolle: Bindet er sich durch einen Autorenvertrag? Kann er die Shops, auf denen er sein E-Book verkaufen möchte, individuell wählen?

Unser Honorarmodell ist fair und wird jedem Nutzer unserer Plattform durchsichtig kommuniziert.

Feiyr: Ich denke, dass alle Angebote übersichtlicher werden müssen, auch um es den Kunden zu erleichtern, Kalkulationen vorzunehmen.

8. Frage: E-Books sind so einfach zu veröffentlichen, dass gern eine drohende Flut von Müll-Titeln heraufbeschworen wird. Erkennen Sie das Problem, und wenn ja – wie ließe es sich lösen?

Feiyr: Natürlich werden auch viele weniger gute Titel veröffentlicht werden, ähnlich wie bei der Musik, Hörspielen und Hörbüchern, dennoch denke ich, dass schlechte Bücher schnell in der Versenkung verschwinden werden und der Erfolg gute Bücher belohnen wird.

Monsenstein & Vannerdat: Ein Mülltitel – was soll das sein? Dieter Bohlen wird trotz großem Verlag von manch einem auch als Müll angesehen und ein technisch schlecht gemachtes E-Book, das aber für eine bestimmte Zielgruppe wichtig ist, kann sich dennoch durchsetzen. Es ist doch letztlich ganz egal, wie viele Titel auf einem E-Bookserver lagern. Der Leser hebt oder senkt schließlich den Daumen. Warum also soll der Publikationsprozess nicht demokratisiert werden? Wer klassifiziert ein Buch als Mülltitel und mit welchem Recht? Der Leser macht das schon. Kombiniert mit einer immer ausgereifteren Technik sehe ich da keine wirklichen Probleme.

Beam: Da sehe ich wirklich ein sehr großes Problem. Das ist ja jetzt schon so. Allerdings ist das auch eine echte Herausforderung für den eBookHändler, da die Perlen rauszusuchen für den Kunden.

Mein-Bestseller: Ich glaube, damit werden wir uns abfinden müssen. Es sei denn, man verfügt über die Möglichkeit, jedes Manuskript vorher manuell zu sichten und zu beurteilen. Das kostet aber Zeit und Geld. Grundsätzlich glaube ich, dass der Leser entscheidet, was Müll ist oder nicht. Bewertungen der Leser werden ein Teil dieses Problems sicherlich lösen.

Tredition: Wir erkennen das Problem auf jeden Fall und haben es seit dem ersten Tag von tredition in 2007 gelöst. Wir kontrollieren jedes bei uns zur Publikation eingereichte Werk auf Inhalt, Rechtschreibung, Grammatik, Satz, Illustration und sogar auf Urheberrechte. Im ersten Schritt weisen wir ca. 50% aller Bücher zurück und geben Autoren ein dediziertes Feedback, was genau verändert werden muss, damit es bei uns veröffentlicht werden kann. Von den zurückgewiesenen Werken veröffentlichen wir dann im zweiten oder dritten Anlauf 47%. Das bedeutet, dass die Autoren dankbar und offen für die Verbesserungen sind. Das Ergebnis ist spürbar. Wir haben keinerlei Beschwerden von Buchhändlern und die Rezensionen im Internet beziehen sich, wenn sie negativ sind, nur auf den Inhalt, der ja Geschmackssache ist.

Es gibt noch eine andere Lösung: Was nichts kostet taugt nichts. Sicherlich ist das etwas übertrieben formuliert, trifft aber den Kern. Als tredition in 2007 gestartet ist, haben wir unsere Dienstleistung kostenfrei angeboten. Die eingereichten Manuskripte waren zu einem hohen Anteil katastrophal. Es wimmelte vor Rechtschreibfehlern und viele Bücher waren lustlos gesetzt. Seitdem wir einen Preis für die Veröffentlichung berechnen, hat sich die Qualität ganz stark verbessert.

Unsere Einschätzung ist, dass der „Müll“ dort publiziert wird, wo es kostenfreie Publikationsmöglichkeiten gibt. Wir erwarten, dass die Toleranz der Buchhändler geringer wird, ihre Online-Kataloge mit tausenden Titeln zu überfrachten, die nur selten „Buch“ genannt werden können. Des Weiteren erwarten wir eine Kennzeichnung der SP-Titel bei Buchhändlern, die den Leser warnen, das bei diesen Titel i.d.R. keinerlei Kontrolle des Inhaltes erfolgt ist.

ePubli: Nein, das Problem sehen wir nicht. Vor ein paar Jahren, wurde – meist von Industrievertretern – sehr despektierlich über YouTube-Videos gesprochen, Stichwort Katzenvideos. Mit denselben Argumenten übrigens, die auch gerne gegen Self-Publishing vorgebracht werden. Heute sucht die Filmindustrie händeringend nach Möglichkeiten, in der neuen digitalen Welt zu bestehen und eigene Formate außerhalb des eigenen linearen Programms bei YouTube & Co. aufzubauen.
Tatsache ist doch, dass sowohl durch Onlinevideos als auch durch Self-Publishing die Vielfalt unglaublich wächst und nur die etablierten Torwächter ihre Felle davon schwimmen sehen.

Neobooks: Tatsächlich steigt mit der großen Zahl der veröffentlichten Titel natürlich auch die Zahl der Titel, die besser nie das Licht der Welt gesehen hätten. Es gibt aber auch Faktoren, die dafür sorgen, dass diese Titel auch nie wirklich sichtbar werden: Einmal durch die Algorithmen der Händler, zweitens durch Leserstimmen und drittens prüft auch neobooks vorab jeden Titel nach gewissen, allgemeinen Kriterien wie v.a. die Rechtschreibung. Auch wird sich jeder potentielle Käufer durch die Leseprobe des Werks ein Bild machen. Zudem hat sich vor wenigen Monaten eine Initiative von Autoren gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, durch PeerReviewing und die Vergabe eines Qualitätssiegels genau diesem Kritikpunkt zu begegnen. Wenn es einen Bedarf dafür gibt, wird sich das Modell durchsetzen.

BoD: Das Prinzip der Zugänglichkeit liegt in der DNA des Self-Publishing. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass Autoren aus Eigeninteresse überwiegend verantwortungsvoll mit der Veröffentlichung ihrer Inhalte umgehen und damit auch ein notwendiges Maß an Sorgfalt zeigen. Das mag u.a. auch daran liegen, dass bei uns jede Veröffentlichung mit einer Gebühr verbunden ist, auch wenn diese sehr gering ist. Wir nehmen explizit keine Selektion vor und gehen nicht detailliert auf jeden Text ein, fällt uns aber im Veröffentlichungsprozess z.B. eine offensichtliche Anzahl von Rechtschreibfehlern auf, dann nehmen wir auch nochmals Kontakt mit dem Autor auf bevor die Veröffentlichung erfolgt. Wir möchten ihm die Möglichkeit geben, unser Feedback zu verarbeiten, aber am Ende entscheidet der Autor, was er mit unseren Anmerkungen macht.

Xinxii: Ich erkenne kein Problem – oder besser gesagt: kein neues Problem. Es gab auch vor der Geburt des Selfpublishings ein Meer von Titeln. Es lag am Leser, „sein“ Buch zu entdecken – und es war auch damals eine Herausforderung Perlen bzw. Bücher jenseits der durch große Marketingbudgets gepushten Titel zu finden.

Dank der Einfachheit der Veröffentlichung erblicken mehr Bücher das Licht der Welt – schlechte aber auch gute. Das Urteil gibt letztendlich der Leser ab.

9. Frage: In den USA verfolgen viele große Verlage eigene Selfpublishing-Aktivitäten, was hierzulande noch selten ist. Erwarten Sie, dass die Verlage nachziehen? Mit welchen Folgen?

Xinxii: Ist dieses Modell „Selfpublishing“?

Feiyr: Ja, auch hier werden die Verlage nachziehen, wenn sie das Potential des Selfpublishing erkennen.

Monsenstein & Vannerdat: Ja, es wäre schon sehr verwunderlich, wenn die Deutschen gerade hier nicht nachziehen sollten. Es wird sich eventuell zu einem eigenen Marktfeld entwickeln. Dabei kann der Verlag dann natürlich auch seine Kernkompetenz ins Spiel bringen. Die Kluft zwischen Verlag und Publikationsdienstleister wird sich wahrscheinlich immer weiter verkleinern.

Beam: Ich denke, das wird in Deutschland eher die Ausnahme bleiben.

Mein-Bestseller: Definitiv. Wir bieten diese Möglichkeit an Verlage, Buchhandlungen und Zeitungen bereits an. Das Angebot wird sich damit differenzieren und auch professionalisieren. Verlage kennen dabei einen gewissen Qualitätsstandard und werden möglich auch versuchen zu filtern oder versuchen eine gewisse Zielgruppe an zu sprechen und zu fördern. Bei der neuen Anzahl an Bücher werden auch interessante Bestseller-Titel entstehen. Ein neuer Markt also, die Verlage in Deutschland zur Zeit nicht bedienen. 99,5% aller Manuskripte wird bei den Verlagen abgewiesen ohne dass die Autoren eine Alternative geboten wird. Mit SP hätte man die. Gleichzeitig bietet SP die Möglichkeit für Verlage um neue Schreibtalente zu entdecken.

Tredition: So langsam scheint im Bewusstsein deutscher Verlage anzukommen, dass Self-Publishing Umsatzpotenziale bietet bzw. dass es diese zu nutzen gilt, um langfristig im Markt zu bestehen und Wachstum zu generieren. Ein paar Beispiele für Aktivitäten deutscher Verlage, Talente zu entdecken und zu fördern, gibt es schon. Die bereits erwähnte Mediengruppe Kamphausen (tao.de) ist dafür ebenso ein Beispiel wie unser Kunde vorwärts-Verlag, der unter der Marke „rotation“ Buchveröffentlichungen anbietet. Daneben versuchen bekanntlich auch etablierte Belletristikverlage im Segment Fuß zu fassen (z.B. neobooks.com/Droemer Knaur, Bastei Lübbe Academy, Krimischule von Rowohlt). Dadurch wird das Image des Self-Publishing steigen.
tredition wird in Kürze eine ganz speziell auf die Bedürfnisse von Verlagen konzipierte SP-Lösung im Markt vorstellen.

ePubli: Die Verlagsgruppe Holtzbrinck ist beispielsweise mit epubli schon seit über fünf Jahren sehr erfolgreich im Self-Publishing aktiv. Internationale Angebote wie Author Solutions, die meiner Meinung nach hauptsächlich darauf abzielen, teure Dienstleistungspakete zu verkaufen, sehe ich nicht als besonders innovativ und kopierenswert.

Neobooks: Droemer Knaur ist mit neobooks ja der erste Verlag, der sich mit dem Thema Selfpublishing in D auseinandersetzt – und das sehr erfolgreich. Ich denke, das bleibt auch den anderen Marktteilnehmern nicht verborgen.

BoD: Aus unserer Sicht ist die Bewegung auch in Deutschland spürbar. Ob Carlsen, Droemer Knauer mit Neobooks, oder wie kürzlich angekündigt Egmont, einige Verlage sehen offenbar die Notwendigkeit, sich zu positionieren.

10. Frage: Wie werden sich die SP-Marktbereiche E-Book und Print im Vergleich zueinander weiterentwickeln?

BoD: Der Anteil der E-Books am Gesamtumsatz ist noch sehr gering. Das Wachstum ist deutlich, doch letztendlich hängt es sehr stark von der Entwicklung des Leserverhaltens ab. Laut einer aktuellen internationalen Studie der amerikanischen E-Book-Plattform Bookboon, in der auch 5.166 Deutsche befragt wurden, wird deutlich, dass gerade mal 3,5% der Befragten regelmäßig E-Books kaufen. Bei den Engländern sind es im Vergleich 24% und bei den Amerikanern sogar 27%. Die Deutschen sind also offenbar nicht bereit auf das Printbuch zu verzichten. Warum sollte dies im Self-Publishing anders sein? Für eine möglichst erfolgreiche Veröffentlichung empfehlen wir daher dem Autor, E-Book und Print-Buch anzubieten, damit der Leser die Inhalte über alle Kanäle und Formate für sich entdecken kann.

Xinxii: Die Marktforschung zeigt, dass der E-Book-Bereich den Printbereich überholen wird.

Feiyr: E-Books haben jetzt schon eine sehr hohe Anstiegsrate und ich denke dass der Printverkauf in den nächsten Jahren stark zurückgehen wird. Verschwinden wird er jedoch nicht.

Monsenstein & Vannerdat: E-Book wird immer mehr und wichtiger, aber Print wird bleiben. Man schaue nur auf das kleine große Comeback der Vinylscheibe, dabei ist das Printbuch in einer viel komfortableren Position als die Schallplatte. Print-on-Demand ermöglicht ja auch die jederzeitige hybride Publikation ohne große Mehrkosten für den Autor. Ich glaube, dass sich die Verhältnisse weiter verschieben werden und je nach Genre und Art des Titels eigene Regeln entwickeln wird. Pornobücher werden wohl hauptsächlich als E-Book erscheinen, Werkstattbücher mehrheitlich als Printversion…

Mein-Bestseller: eBooks werden ganz klar nachziehen. Zur Zeit ist der Anteil noch recht gering, aber in den nächsten Jahren wird dieser Anteil erwartungsgemäß nach >25% steigen. Trotzdem werden viele SP-Autoren auch in Zukunft Print verlangen. Man ist stolz darauf ein Buch veröffentlicht zu haben. Das möchte man auch gerne zeigen. Die Wertigkeit von Papier ist nun mal unschlagbar.

Tredition: Bei tredition denken und argumentieren wir schon seit 2011 in „Ausgabeformaten“. Damit unsere Autoren die für ihren Titel größte Käuferzahl zu erreichen, ist bei uns eine Veröffentlichung grundsätzlich als Taschenbuch, Hardcover und eBook im Veröffentlichungspreis inbegriffen. Es gibt Käufer, die aus haptischen Gründen ausschließlich Hardcover kaufen. Wenn ein SP-Titel aber nicht als Hardcover verfügbar ist, wird diese Lesergruppe nicht kaufen. Des Weiteren sind alle Titel in print- und eBook-Form weltweit erhältlich. Sollte es im Käuferverhalten eine Veränderung zugunsten eBook geben, so profitieren unsere Autoren von diesem Trend. Wenn die Marktverhältnisse so bleiben, profitieren die Autoren wie bisher von der Distribution als print-Titel.
Wir haben in einer im Herbst 2012 durchgeführten Studie festgestellt, dass Self-Publishing-Geschäftsmodelle, die sich ausschließlich auf eBooks fokussieren, auch langfristig wirtschaftlich nicht erfolgreich sein können.

Entscheidend dabei ist das niedrige Preisniveau der eBooks im Self-Publishing: Unsere Analyse der bei Amazon lieferbaren eBooks ergab diese durchschnittlichen Nettoladenpreise: neobooks 1,35 €, Bookrix 3,96 €, epubli 5,40 € und tredition 7,49 €. Wir gehen aufgrund dieser Ergebnisse von einer Konsolidierung im Bereich der Unternehmen aus, die sich auf eBook-Self-Publishing fokussieren. Das grundsätzliche Problem besteht darin, dass einige SP-Anbieter im Gegensatz zu klassischen Verlagen mit eBook-Preisen unterhalb jeder wirtschaftlich sinnvollen Schwelle arbeiten. Im deutschen Buchmarkt insgesamt liegt der durchschnittliche eBook-Preis bei ca. 8,00 Euro. Auf diese Weise machen sich SP-Anbieter selbst die Preise kaputt; der Verkauf höherer Stückzahlen zu Billigpreisen bringt keinem Branchenbeteiligten etwas. Print wird daher im Self-Publishing auch auf lange Sicht die wichtigste Vertriebsform bleiben.

ePubli: eBooks sind durch die fehlenden variablen Kosten und den mit wenigen Klicks realisierbaren weltweiten Vertrieb selbstverständlich prädestiniert fürs Self-Publishing. Aktuell erzielen wir 35% unserer Publikationsumsätze mit eBooks. Aber auch das gedruckte Buch kann dank Print-on-Demand ohne finanzielles Risiko veröffentlicht werden. Auch hier wachsen wir weiter steil. Wir empfehlen unseren Autoren sowohl Buch als auch eBook zu veröffentlichen und dann den Leser die Entscheidung treffen zu lassen.

Neobooks: Der eBook-Markt wird den PoD-Markt überflügeln. Schon heute machen selbst die originären PoD-Anbieter einen großen Teil des Umsatzes bei den Händlern mit den eBooks und nicht den Printbüchern. Das liegt zum einen daran, dass aus Kostengründen längst nicht alle ebooks als auch PoD vorliegen, zum anderen daran, dass die angebotenen PoD-Titel aufgrund der Herstellkosten mind. so teuer sind, wie Verlagstitel und die Hemmschwelle hier für den Käufer dadurch größer ist.

Den vierten und letzten Teil der Antworten unserer Umfrage finden Sie morgen auf buchreport.de. Die Fragen 4 bis 6 finden Sie hier, Fragen 1 bis 3 hier.