Wer in China Informationen über die Buchbranche sucht, kann entweder bei den Firmen selbst oder bei der zuständigen staatlichen Behörde fragen – oder aber bei OpenBook Co., einem der GfK oder Mediacontrol vergleichbaren privaten Unternehmen, das den Buchmarkt im Land der Mitte untersucht. OpenBook erhält Daten von 2000 stationären und 20 Online-Händlern, die etwa ein Viertel des Gesamtumsatzes ausmachen. Erfasst werden dabei nicht nur die verkauften, sondern auch die gelagerten Exemplare eines Titels. Das ist in China wichtig, denn die Händler teilen den Verlagen ihre Verkäufe nur ungern mit. Erst in diesem Moment müssen sie nämlich auch bezahlen.

Wenn Jiang Yanping, General Managerin von OpenBook, von ihrer Aufgabe erzählt, gibt sie erst einmal ihrem Neid auf Deutschland Ausdruck. Hierzulande gebe es nämlich, erstens, einen guten Markt für akademische Bücher. Und zweitens wären die Verlage nicht gezwungen, schon kurz nach dem Erstverkaufstag den Endkunden-Preis zu senken: die Preisbindung wünscht sich die chinesische Buchbranche offenbar sehr.

Eine interessante Publikation bietet die Auslandsvertretung der Frankfurter Buchmesse in China: Wenn Sie dieses Formular ausfüllen und per Mail an weidel@biz-beijing.org schicken, erhalten Sie eine umfangreiche Beschreibung des chinesischen Buchmarktes in deutscher und englischer Sprache.

Vielleicht lohnt sich ja eine Übersetzung Ihres Buches? Der Markt ist jedenfalls riesig – hat aber auch ein paar Seiten, die den Umgang erschweren. Wussten Sie schon, dass:

in China derzeit 582 offizielle Verlage registriert sind, die alle dem Staat gehören? Private Verlage gibt es offiziell nicht.
private Verlage als “Kultur-Agenturen” arbeiten und zur Veröffentlichung stets mit einem offiziellen Verlag zusammenarbeiten müssen?
es in China keine Buchpreisbindung gibt?

Wann immer in den USA ein neues HumbleBundle erscheint und mal eben Umsätze in fünfstelliger Höhe erwirtschaftet, erwacht das Interesse, auch hierzulande ein solches Modell für eBooks anzubieten. Zwar erlaubt die Preisbindung, Bücher zu verschenken – doch wie bei Openbooks.com den Käufer einen eigenen Preis festlegen zu lassen, das ist eindeutig verboten. Das Preisbindungsgesetz, das muss man eindeutig feststellen, behindert die Umsetzung innovativer Preismodelle. Und da Selfpublisher schon vom Ansatz her innovativ sind und sein müssen, stoßen sie öfter an vom Gesetz vorgegebene Grenzen, als ihnen lieb ist. Ich schließe mich selbst da mit ein.

Ein Drittel aller eBook-Verkäufe auf Amazon.com geht auf das Konto von Selfpublishern – das entspricht jedem fünften von Käufern ausgegebenen Dollar. Damit können Indie-Autoren 40 Prozent aller Autorenumsätze bei Amazon.com auf sich vereinen. Das geht aus dem neuen “Author Earnings”-Report von Hugh Howey & Co. hervor, der gestern veröffentlicht wurde.

Die Studie, die auf täglich erfassten Rankings basiert, legt damit zum fünften Mal spannende Zahlen zum US-Markt vor. Sie setzt dabei stets auf möglichst konservative Grundannahmen. Bei den Umsätzen dominieren mit 51 Prozent demnach immer noch die “Big 5” der US-Verlage. Dass der Honoraranteil der Indie-Autoren so hoch ist, liegt natürlich an den höheren Honorarsätzen von KDP. Dabei gingen die Studienautoren von einer Leihrate von 1:1 aus, die in Deutschland eher niedriger liegt.

Es hatte sich ja in der Branche bereits herumgesprochen – nun ist es tatsächlich offiziell: Der Buchgroßhändler Libri wird in die Tolino-Allianz aufgenommen. Libri ist weniger als eBook-Vertrieb eine Größe: das von Libri betriebene eBook.de konnte bisher keine nennenswerten Marktanteile erobern.

Aber Libro besitzt enorm viele Partnerbuchhandlungen – unabhängige Buchhändler, für die Libri das Shopsystem und die Abrechnung bereitstellt. Etwa 1000 Buchhandlungen bundesweit könnten in Zukunft zusätzlich zu den über 500 der bisherigen Tolino-Partner die Lesegeräte vertreiben.

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat heute neue Zahlen zum Buchmarkt 2013 herausgegeben. Diese kommen zum einen aus einer Befragung von Verlagen und Mitglieds-Buchhandlungen, zum zweiten aus einem GfK-Panel mit insgesamt 25.000 Buchkäufern, zum dritten schließlich aus einer Befragung von 10.000 Endverbrauchern zum Jahresanfang. Das muss man wissen, wenn man die in der Pressemitteilung genannten Zahlen einordnen will:

  • Der Umsatzanteil von E-Books am Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) stieg 2013 auf 3,9 Prozent, 2012 lag er noch bei 2,4 Prozent.
  • Die durchschnittliche Intensität pro Käufer stieg von 5,5 auf 6,4 E-Books pro Jahr.
  • Erwarben 2013 3,4 Millionen Menschen 21,5 Millionen E-Books, so waren es 2012 2,4 Millionen Menschen, die 13,2 Millionen E-Books kauften.
  • 79 Prozent aller Befragten sagen: „Ich liebe gedruckte Bücher zu sehr, ein elektronisches Gerät reicht nicht an das Leseerlebnis heran“, 2009 waren es noch 88 Prozent.

Self Publishing boomt – das wissen inzwischen auch die Feuilletons der großen Zeitungen. Aber was haben Self Publisher im vergangenen Jahr tatsächlich mit eBooks auf Amazon und anderen großen Plattformen eingenommen? Ich versuche mich im folgenden an einer kleinen Abschätzung, die selbstverständlich mit jeder Menge Unsicherheiten behaftet ist und auf einigen Annahmen aufbaut:

  1. Der Tages-Umsatz der Top-100-eBooks bei Amazon entspricht ungefähr einem Viertel der gesamten täglichen eBook-Umsätze. Das ergibt jedenfalls eine Abschätzung über die Amazon-Top-1000 – die eine interessante Folgerung erbringt: Die Titel auf den Plätzen 101 bis 1000 bringen insgesamt deutlich mehr Umsatz als die ersten 100 eBooks. Die Midlist ist damit im Vergleich zu 2012 deutlich gewachsen.
  2. Unabhängige Autoren hatten nach Anzahl der Veröffentlichungen über das ganze Jahr 2013 einen Anteil von rund 50 Prozent an den Top-100-Titeln. Wegen ihrer im Mittel deutlich niedrigeren eBook-Preise (meist um 2,30 Euro) lag ihr Umsatzanteil bei etwa 20 Prozent.
  3. Im Mittel liegt der Umsatz eines Top-100-Titels bei Amazon bei 500 Euro pro Tag – dabei ist der Amazon-Anteil schon abgezogen.
  4. Über die Markanteile der anderen Plattformen ist leider wenig bekannt. Distributoren setzen diesen gern bei 40 Prozent und mehr an – allerdings sind etwa zwei Drittel der KDP-Veröffentlichungen Amazon-exklusiv. Self Publisher dürften deshalb insgesamt über andere Plattformen höchstens 20 Prozent zusätzliche Einkünfte erwirtschaften – zumal Indies dort oft nicht wirklich präsent sind.

Mit diesen Annahmen komme ich dann auf ca. 4,4 Millionen Euro Umsatz (exklusive Amazon-/Distributoren-Anteil), die Self Publisher 2013 in Deutschland erwirtschaftet haben.

Erst kürzlich habe ich einen Artikel gelesen, der Jungunternehmern Tipps gibt, wie man mit seiner Botschaft schnell wahrgenommen wird. Einer dieser Ratschläge lautete: “Make bold claims” – also “stelle mutige Behauptungen auf“. Ganz nach dieser Devise scheint der in der Branche bisher unbekannte Australier James O’Toole zu verfahren, der mit “New Publisher House” das Self Publishing revolutionieren will (die Kickstarter-Sammelaktion dafür soll demnächst starten).

Wie macht man also am besten all die auf sich aufmerksam, die man künftig vielleicht als Kunden locken will? Mit einer kühnen Behauptung. 52 Milliarden Dollar – die Zahl ist so groß, dass manch einer gar nicht mehr nachliest, was da eigentlich gemeint ist. Denn um überhaupt nachlesen zu können, soll man doch bitte Namen und E-Mail hinterlassen. Dafür gibts dann ein “executive summary” einer so genannten Studie, das überhaupt nichts über die verwendete Methodik oder die Quellen der Daten verrät und ganz nebenbei sehr geschickt formuliert, was im Grunde nur Vermutungen sind.