Betrachtet man die Amazon-Charts, hat man unmittelbar diesen Eindruck: Mit Liebesromanen ist offenbar das meiste Geld zu verdienen. Selbst wenn man unterstellt, dass die meisten Autoren nicht wegen des Honorars schreiben, scheint dieses Genre für viele spannend zu sein. Tatsächlich ist es gar nicht wirklich lukrativ, wie ein Blick in die neuen Amazon-Kategorien-Charts der Selfpublisherbibel zeigt.

Eine hübsche Idee hatte eBook-Amazonas.de: Gute Bücher gibt es ja nicht nur auf den vordersten Rängen der Amazon-Charts. Deshalb stellt die Website nun im Wochenrhythmus Titel von den hinteren Plätzen vor, und zwar nach fester Systematik. Das erlaubt dem Leser ein paar interessante Entdeckungen – und gibt dem Autor ein Stückchen Sichtbarkeit. Welchem Schema die Seite folgt, lässt sich dort nachlesen.

Amazon nutzt sehr erfolgreich die wenigen Möglichkeiten, die ein Buchhändler in Deutschland hat, sich von anderen zu differenzieren. Über die Preise funktioniert das wegen der Preisbindung nicht, wohl aber über das Angebot. Self Publisher haben es hier leicht wie nirgends sonst, ihre Werke zu veröffentlichen. Damit sie nicht auch andere Läden beliefern, schnürt der Anbieter ein schlaues Exklusiv-Paket (“KDP Select” genannt), das Autoren vor die schwierige Wahl stellt: Möglichst breite Sichtbarkeit bei Amazon, ohne anderswo lieferbar zu sein – oder doch lieber möglichst weite Verbreitung bei geringerer Sichtbarkeit auf der Plattform, die Self Publishern nun einmal die größten Chancen bietet?

Die individuellen Antworten fallen unterschiedlich aus. Aber wie? Dominieren, wie ich es schon gehört habe, die Self Publisher das Angebot von Amazon? Betrachtet man die Top 100, könnte man auf diese Idee kommen. Hier gehört schon seit Monaten stets mindestens die Hälfte aller Titel einem unabhängigen Autor. Doch wie sieht es in der ganzen Breite des Angebots aus? Meine Datenbank verfolgt nun schon seit anderthalb Jahren die Verkaufsränge von eBooks. Wie sieht hier – also etwa unter den Top 100.000 – das Verhältnis von unabhängigen zu Verlags-Titeln aus?

Neben dem Verkaufsrang spielt für die Sichtbarkeit eines eBooks bei Amazon ein weiterer Faktor eine Rolle: Die “Beliebtheit”. Das Beliebtheitsranking werden Sie nicht unter diesem Namen finden. Sie haben es aber garantiert schon einmal genutzt. Es bestimmt nämlich, welche Titel Ihnen oben angezeigt werden, wenn Sie sich im Kindle-Store von oben her durch die Regale klicken.

Wie diese Reihenfolge zustande kommt, verrät Amazon natürlich nicht. Es gibt jede Menge Vermutungen und Halbwissen dazu. Sicher ist, dass nicht nur Verkäufe, sondern auch kostenlose Downloads gewertet werden, und zwar über einen vergleichsweise langen Zeitraum von 30 Tagen. Das ist der Grund, warum sich Gratisaktionen via KDP Select überhaupt auf die Verkäufe auswirken (und warum diese Auswirkung nach 30 Tagen dahin ist). Nach gängiger Meinung rechnet Amazon 30 kostenlose Downloads so wie einen echten Verkauf.

Es weihnachtet sehr – zumindest in den Charts. Offenbar ist es eine gute Idee, einen Titel passend zum Fest der Feste online zu stellen. Das zeigen jedenfalls die aktuellen Amazon-Kindle-Charts. Ansonsten hat sich auch kurz vor Weihnachten nicht viel verändert: 51 der 100 meistverkauften eBooks kommen von Self Publishern, daran können auch die zahlreichen Deals wenig ändern.

Derzeit sind zum Beispiel 28 Bücher im Weihnachts-Special erhältlich, die von 25 Dezember-Favoriten flankiert und von 20 Kindle-Monats-Deals begleitet werden. Dazu kommen dann noch zwölf eBooks der “Advents-Lektüre”… Der “eBook-Wintertraum” mit weiteren 60 Titeln ist am 17. Dezember beendet worden.