Die Leipziger Buchmesse startet bald – entsprechend häufen sich die Meldungen neuer Unternehmen, die die Buchwelt auffrischen oder gar revolutionieren wollen. “frankly” kommt aus Leipzig, also bietet es sich natürlich an, auf der Heimat-Messe zu starten. Die Homepage ist bereits passwortgeschützt online, das Passwort kann man sich zuschicken lassen oder dem Quelltext der Seite entnehmen. Letzteres wirkt auf den ersten Blick nicht besonders professionell. Doch keine Sorge, nach dem Eintritt erwartet den Nutzer eine sehr schicke, moderne Oberfläche, die frei von offensichtlichen Bugs ist.

Mit der Firma Draft2Digital wird ein bisher nur im englischen Sprachraum bekannter eBook-Distributor für deutsche Selfpublisher interessant – denn das US-Unternehmen hat offenbar einen wirklich guten Deal mit der Tolino-Plattform ausgehandelt. Autoren erhalten dort rund 60 Prozent des Nettopreises eines über Tolino oder Apple verkauften eBooks. Bei Tolino ist das mehr als bei allen anderen Distributoren, nämlich 49 Cent bei einem Verkaufspreis von 99 Cent, 1,51 Euro bei 2,99 Euro Verkaufspreis und 6 Euro bei 11,99 Euro eBook-Preis.

Die Selfpublishing-Plattform ePubli zahlt Autoren in Zukunft für eBooks weniger aus. Die Pressemitteilung des Anbieters verklausuliert das ein bisschen: Statt von einer Herabsetzung der eBook-Honorare spricht man von einer Umstellung des Honorarmodells. Statt bisher 60 Prozent vom Netto-Verkaufspreis gibt es in Zukunft 70 Prozent vom Netto-Erlös. Faktisch entspricht das einer Verringerung der Auszahlungen um gut 20 Prozent: Bei Titeln für 2,99 Euro gibt es zum Beispiel in Zukunft statt 1,50 Euro nur noch 1,17 Euro.

Der Hamburger Print-on-Demand-Dienstleister und eBook-Distributor BoD verzichtet ab sofort auf die Einstellgebühr für eBooks – bisher kosteten diese (zusammen mit einem Print-Auftrag) 19 Euro. Das “BoD eBook” überträgt das bereits länger von BoD angebotene “eShort” auf längere Werke.

Die Bedingungen sind auf den ersten Blick vernünftig, auch im Vergleich zu anderen eBook-Distributoren: BoD bietet 70 Prozent Marge (vom Erlös, nicht vom Verkaufspreis), es gibt keine ewigen Vertragslaufzeiten, die Kündigungsfrist beträgt vier Wochen. Autoren können ihre eBooks für 1, 2, 4 oder 8 Wochen kostenlos anbieten. Dauerhaft kostenlos dürfen nur Titel bis zu 144.000 Zeichen sein (“eShort”). Für diese kürzeren Werke gilt ein Mindestpreis von 49 Cent, ansonsten müssen Sie mindestens 99 Cent verlangen.

Wie wirken sich Programme wie KDP Select und Amazons Verlags-Offensive auf die Anteile der verschiedenen Veröffentlichungswege an den Kindle-eBook-Charts aus? Dazu ein paar Daten live aus meiner Amazon-Top-1000-Datenbank.

Die Tendenz, denke ich, ist eindeutig: Der Anteil traditioneller Verlage schrumpft. Sie werden von zwei Seiten in die Zange genommen: Von Self Publishern und von Amazon selbst. Self-Publishing-Distributoren spielen keine große Rolle, jedenfalls unter den Top 1000. Das kann daran liegen, dass die meisten es inzwischen erlauben, Amazon aus der Distribution auszunehmen – und bei Preisen über 2,68 Euro lohnt sich das auch.

Der Hamburger Self-Publishing-Dienstleister Tredition hat in seine Autorenverträge seit neuestem das kleine, aber feine Wort “nicht” eingefügt, und zwar in Paragraph 3, der die Rechteeinräumung behandelt: “Der Rechteinhaber räumt uns für die Dauer des Buchvertrages das nicht ausschließliche, räumlich unbeschränkte Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung (Verlagsrecht) für alle Auflagen des Werkes ohne Stückzahlbegrenzung und für alle Sprachen und alle Ausgabeformate (z.B. Taschenbuch, Hardcover und e-Book) ein, d.h. der Rechteinhaber bleibt berechtigt, das Werk selbst und durch Dritte neben tredition zu verwerten.”

Nach Neobooks und ePubli (beide Holtzbrinck) ist nun auch der bislang unabhängige eBook-Distributor Bookrix in Verlagshand. Das meldet Bastei Lübbe AG in einer Pressemitteilung. Interessant sind die Zahlen, die der Text liefert: Demnach habe Bookrix derzeit 560.000 Nutzer und gewinne monatlich über 4000 (!) hinzu. Pro Monat würden von den Usern zudem 1000 neue eBooks produziert.

Bookrix ist für Bastei Lübbe auch deshalb interessant, weil es bereits eine Präsenz in den USA gibt. Der Verlag sieht seine eigenen Wachstumschancen vorwiegend im Ausland.

Mit Firmen wie ePubliBookrix, Xinxii, Neobooks, BoD oder auch Narcissus buhlen inzwischen viele Unternehmen um die Gunst von Autoren – mit dem Angebot, Ihr neues eBook auf alle verfügbaren Plattformen zu bringen. Sie müssen sich nur einmal die Arbeit machen, und trotzdem ist Ihr Werk überall erhältlich. Das klingt doch vielversprechend? Schließlich haben Sie mit all den anderen Tätigkeiten eines Self Publishers eh genug zu tun…

Doch so wie Bequemlichkeit und Komfort für diesen weg sprechen, gibt es auch Gründe dagegen. Nicht zuletzt das liebe Geld: Wer sich die Arbeit selbst macht, braucht nichts vom Honorar abzugeben. Vor der Entscheidung sind deshalb Recherche (etwa in unserem eBook-Distributoren-Vergleich) und Abwägung eigener Prioritäten nötig.

Was für die Nutzung eines Distributors spricht

  • Bequemlichkeit: Statt auf vier oder fünf Websites geben Sie alle Daten Ihres Buches nur einmal ein. Sie brauchen auch nur einen einzigen Account und müssen sich nur mit einer Bedien-Oberfläche befassen.
  • Einfachheit: Distributoren unterstützen Sie in der Regel bei der korrekten Erstellung eines eBooks, etwa mit einem Online-Editor.
  • Übersicht: Alle Daten der belieferten Plattformen laufen bei Ihrem Distributor ein, auch das Honorar erhalten Sie nur aus einer Hand.
  • Marktanteile: Manche Plattformen (insbesondere Tolino) erreichen Sie nur über Distributoren – Sie verpassen anderenfalls also etwa ein Drittel des Marktes.
  • Marketing-Hilfe: Da die Distributoren prozentual beteiligt sind, haben sie ein Interesse daran, Ihre eBooks gut zu verkaufen. Potenzielle Hit-Titel werden da durchaus auch mal beworben – die Unternehmen kennen die Manager der eBook-Plattformen meist.
  • Community: Die meisten Distributoren bringen ihre Nutzer untereinander in Kontakt – das kann Autoren helfen, ihre eigene Arbeit zu verbessern.

Distributoren kümmern sich um den Vertrieb Ihrer Bücher. Wer leistet und kostet was – und was ist bei der Auswahl des richtigen Partners zu beachten?

Es gehört zu den Freiheiten eines Self Publishers, dass er sich um alles selbst kümmern muss: Vom Verfassen des Buchs über Lektorat und Herstellung bis hin zum Vertrieb. Während der Verlag ab Manuskript-Abgabe die Regie übernimmt, hat der Indie-Autor selbst die volle Verantwortung. Natürlich können Sie sich selbst mit einem Bauchladen auf die Straße stellen und Passanten ansprechen.

Tatsächlich gehört das bei manchen Autoren sogar zur Strategie: Warum nicht den örtlichen Buchhändler ansprechen, ob er einen aufstrebenden Schriftsteller aus der Nachbarschaft unterstützen möchte? Auch am Rande von Lesungen wird das eigene Werk in der Regel nicht nur signiert, sondern auch verkauft. Wenn, gehört die eigene Präsenz auf der Straße oder beim Buchhändler allerdings eher zum Marketing. Wer sich dafür interessiert – der für sein persönliches Engagement im Buchverkauf bekannte Wiener Autor Albert Knorr berichtet im Web  über seine spannendsten Ideen.

Kein Autor schafft es jedoch, in allen Buchhandlungen der Bundesrepublik persönlich vorbeizuschauen, um sein Buch vorzustellen. Und in den Online-Läden für gedruckte Bücher und eBooks hat der Verfasser eines Titels ja gar nicht erst die Chance, selbst potenzielle Käufer anzusprechen. Sie brauchen also einen Dienstleister, der Ihre Werke in eigenen oder fremden Läden an Ihrer Stelle anpreist.

Gedruckte Bücher verkaufen

Der Markt ist dabei allerdings zweigeteilt. Für gedruckte Bücher funktioniert er wesentlich anders als für elektronische. Das liegt natürlich daran, dass Print-Bücher nicht einfach über Datenleitungen auf einen Server zu laden ist. Jemand muss sie in Pakete packen und in der Buchhandlung in Regale stellen – falls es vorher gelungen ist, den Buchhändler davon zu überzeugen, dass das eine gute Idee ist. Verlage beschäftigen dafür Key Accounter (für die großen Ketten) und Vertreter, die zweimal im Jahr ihre Kunden abklappern, die Buchhändler. Self Publishern fehlen diese Strukturen.