Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat, was zunächst mal unspektakulär klingt, seine “Verkehrsordnung” (PDF) geändert. Es handelt sich nicht um Gesetze, sondern um Vereinbarungen, die die Zusammenarbeit der im Börsenverein zusammengeschlossenen Parteien (Verlage, Buchhändler, Grossisten…) regeln. Sie bestimmen zum Beispiel, wie eine Bestellung auszusehen hat oder welche Versandkosten Verlage berechnen dürfen. Wer Mitglied im Börsenverein ist, muss sich “möglichst” an die Verkehrsordnung halten.

Seit kurzem findet sich unter § 3, Ziffer 3 eine Änderung, die nachgerade anachronistisch anmutet. Der Text: “Änderungen und Aufhebungen von gebundenen Ladenpreisen, auch der Sonderpreise und der Sonderbedingungen, muss der Verlag bzw. der Importeur mit einer Vorlauffrist von 14 Tagen1 im VLB anzeigen. In gleicher Weise sind die Ladenpreise von Neuerscheinungen (§ 9) und Ladenpreisänderungen bei Neuauflagen (§ 13) anzuzeigen. Im Fall von E-Books gilt eine Vorlauffrist von 4 Tagen. E-Book-Aktionspreise müssen mit einer Vorlaufzeit von 28 Tagen angezeigt werden.” Im VLB werden kurzfristigere Preisaktionen ab Anfang 2016 abgelehnt.

Kurz vor Weihnachten wirbelt es die Amazon-Top-100 noch einmal ordentlich durcheinander: Gleich 15 neue Titel von unabhängigen Autoren haben es in die Charts geschafft. Sie leisten dort 39 weiteren eBooks von Self Publishern Gesellschaft – damit sind erneut 54 der Top 100 verlagsunabhängig entstanden.

Meist handelt es sich bei den Neueinsteigern um Nachfolgetitel erfolgreicher Bücher – etwa von Hannah Kaiser, Marah Woolf oder Elke Bergsma. Andere sind Wiedereinsteiger, die von erfolgreichen Titeln wieder hochgezogen werden. Self Publisher sind übrigens im Mittel auch deutlich länger in den Top 100 vertreten als Verlagstitel.

Die Daten im einzelnen:

Es wird ja allmählich schwer, neue Überschriften für die Self-Publisher-Charts zu finden: Die Superlative sind längst ausgereizt, Steigerungen kaum noch möglich. In dieser Woche kommen 56 der 100 meistverkauften Titel bei Amazon von unabhängigen Autoren – immerhin noch vier mehr als in der vergangenen Woche. Auch ganz oben tummeln sich die Indies; sieben der Top 10 stammen nicht aus einem Verlag.

Was mir diesmal besonders auffiel, aber wohl schon länger nachweisbar ist: Frauen sind unter den Autoren absolut in der Überzahl. 42 der 56 Top-Titel wurden von Frauen zumindest mitverfasst (BC Schiller ist ein Autoren-Paar). Dabei kann ich nur bei zwei oder drei Pseudonymen nicht ausschließen, dass sich ein Mann dahinter versteckt. Dabei haben Autorinnen oft gleich mehrere Titel ganz oben: Roxann Hill und Natalie Rabengut kommen auf drei, Poppy J. Anderson sogar auf vier eBooks unter den ersten 100.

Bei den Kategorien stehen Herz&Schmerz (auch in erotischer Hinsicht) an erster Stelle, dann folgen die Krimis, wo auch noch ein paar Männer punkten können. Fantasy scheint derzeit nicht sonderlich populär, jedenfalls bei selbst verlegten Titeln.

Der mittlere Preis ist in dieser Woche übrigens wieder gestiegen; er liegt nun bei 2,50 Euro. Die Daten im Einzelnen:

Johannes Zum Winkel verbindet fünfundzwanzig Jahre Berufserfahrung mit einer Ausbildung zum Integralen Coach. Zwölf Jahre arbeitete er für den Bertelsmann Konzern und stieg dort bis zum Geschäftsführer auf. Alle Unternehmen, für die er tätig war, gingen durch einen Umbruch: In der Hauptsache war es die digitale Revolution, die vor allem in den Verlagen zum Umdenken und Wandel führte. Als Betreiber der reichweitenstarken E-Book-Empfehlungsseite xtme.de hat er reichhaltige Erfahrung in der Vermarktung von E-Books gesammelt.

Ruprecht Frieling: Hallo Johannes, seit Monaten bekomme ich täglich von Dir einen Newsletter, der mir E-Books empfiehlt, die günstig, gut oder kostenlos sind. Ich schaue da voller Interesse hinein und lasse mich gern inspirieren. Die entsprechende Homepage, über die diese Angebote kommen, heißt xtme.de. Was darf ich mir darunter vorstellen, seit wann gibt es die Seite, und wie bist Du auf die Idee gekommen?

Johannes Zum Winkel: Hallo Ruprecht, ich habe xtme (»neXT MEdia«) am 7. Januar 2012 gestartet, nachdem ich die vielen Gratisbücher bei Amazon entdeckt und neugierig darin gestöbert hatte. Ich dachte mir: Da braucht es einen Wegweiser, denn manches ist tatsächlich gut!

XTME bietet sich als Führer im E-Book-Markt an

Ruprecht Frieling: Dein Geschäftsmodell basiert darauf, möglichst viele Besucher dazu zu bewegen, die empfohlenen Bücher anzuklicken und zu »kaufen«. Bei über 2.000 Besuchern pro Tag hast Du im Jahre 2012 mehr als 15.000 Bücher vermittelt, habe ich in Deinem Blog gelesen. Amazon honoriert diesen Vermittlungsdienst prozentual. Steht Dein Aufwand im Verhältnis zum Ertrag?

In den Self-Publisher-Charts hat sich in dieser Woche eine Menge getan: Es gibt nicht nur einen neuen Spitzenreiter, sondern auch dreizehn neu in den Amazon-Top-100 vertretene Titel. Außerdem sind nun auch zwei US-Indie-Autoren dabei, die ihre Bücher selbst haben übersetzen lassen, statt sich von Amazon Crossing nach Deutschland bringen zu lassen.

Nach wie vor werden die Top 100 von Self Publishern dominiert: 52 von 100 Titeln haben keinen Verlag gebraucht. Fünf der Top-10-eBooks sind unabhängig publiziert. 37 der SP-Titel sind exklusiv bei Amazon erhältlich. Der mittlere Preis hat sich bei 2,57 Euro eingependelt.

Alle Daten en detail: