Zumindest mit der Lieferung des neuen Kindle Paperwhite hat sich Amazon wieder einmal selbst übertroffen – überpünktlich und dank Prime-Mitgliedschaft für 99 statt 129 Euro kam er bei mir an. In den vergangenen Tagen konnte ich das neue Modell dank längerer Zugfahrten zur Buchmesse ausführlich testen – hier mein erster Eindruck.

Optisch sind die beiden Modelle sehr ähnlich. Das Gehäuse ist identisch. Der Kindle-Schriftzug unter dem Display besteht beim neuen Kindle Paperwhite aus etwas gedrungeneren Buchstaben. Auf der Rückseite prangt statt des Kindle-Logos nun ein glänzendes Amazon-Logo.

Neuer (links) und alter Paperwhite im Vergleich

Nach dem Einschalten bemerkt man wirklich sofort, dass Amazon das Display ausgewechselt hat. Während das alte Modell beleuchtet leicht bläulich schimmert, ist das neue nun wirklich papierweiß, wie es der Name verspricht. Für meine Augen ist das angenehmer. Amazon hat wohl auch die maximale Helligkeit erhöht – das Foto unten ist bei jeweils höchster Stufe aufgenommen. Die Beleuchtung ist angenehm ausgeglichen, subjektiv fallen mir keine verschieden hellen Flecken auf. Im Helligkeitsregler gibt es nun auch einen “Max”-Knopf, der automatisch auf die höchste Stufe schaltet.

Doch kein neuer Tolino shine: Die Tolino-Allianz hat heute auf der Frankfurter Buchmesse neue Geräte vorgestellt. Ein neuer eReader, den die Gerüchteküche erwartet hatte, war allerdings nicht dabei*. Stattdessen gibt es zwei neue Tablets in 7 und 8,9 Zoll Bilddiagonale, die zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen sollen.

Während das Tolino Tab 7 mit 1440 x 900 Punkten nicht ganz die Auflösung etwas des neuen Kindle Fire HD mitbringt, hat das 8,9-Zoll-Modell FullHD-Auflösung (1920 x 1200). Mit der Konkurrenz von Amazon und Kobo können die Tolinos damit nicht ganz mithalten. Beide Modelle kommen noch mit Android 4.2.2. Preise sind noch nicht bekannt – ab Mitte November beginnt der Verkauf.

Angetrieben werden die Tablets von einem Quadcore-Prozessor (1,6 GHz). Insgesamt vier Lautsprecher sollen brillanten Klang garantieren. Der Hersteller verspricht eine “extralange Akkulaufzeit” um die zwölf Stunden. Über dem gewohnten Android liegt eine Tolino-Software, die der Nutzer problemlos verlassen kann. Die Tolino-App wird für “Lesen, Hören, Sehen” zuständig sein. Musikpartner ist 7 Digital. Einen Videopartner gibt es derzeit noch nicht.

An einem eReader mit 5 Zoll Diagonale hat sich schon Kobo versucht: Der Kobo Mini (siehe auch mein Kobo-Handbuch) war bei seinem Erscheinen vor einem Jahr der kleinste und leichteste eReader der Welt. Diesen Titel macht ihm nun der Pocketbook Mini streitig, der noch drei Gramm weniger wiegt.

Die Frage ist allerdings: Kann sich der Hersteller dafür etwas kaufen? Denn das Problem ist, dass die Zielgruppe wohl recht überschaubar ist. Seit der kleine Kindle bei Amazon nur noch 49 Euro kostet, erscheinen die 59 Euro, die Pocketbook für den Mini haben will, nicht mehr wirklich günstig. Also muss der geneigte Käufer wohl auf die geringen Abmessungen des eReaders scharf sein. Zu dumm nur, dass ausgerechnet jetzt bei Gadgets mit Bildschirm ein gewisser Trend zu größeren Displays erkennbar ist…

Die Mini-Maße des eReaders haben allerdings durchaus einen Vorteil. So kann man das Gerät wirklich noch gut in die Hosentasche stecken. Die 131 Gramm hält man auch noch bequem zwischen zwei Fingern. Da die Blätter-Knöpfe vom Seitenrand unter den Bildschirm gewandert sind, ist aber auch genau diese Haltung notwendig. Es sei denn, man hat zwei Hände frei wie vielleicht abends im Bett. Dort braucht man, das ist schon selten geworden, unbedingt eine Lampe, denn es gibt keine eingebaute Beleuchtung.

Wenige Wochen vor der Frankfurter Buchmesse verdichten sich die Gerüchte, dass auch die Tolino-Allianz aus Thalia, Weltbild, Hugendubel, Pageplace und Club Bertelsmann die Hardware des Tolino shine erneuert – und tatsächlich bestätigen mir Insider der beteiligten Unternehmen glaubwürdig, dass in Frankfurt etwas Neues gezeigt würde. Das wäre schon deshalb sinnvoll, weil der Tolino-eReader sonst gegenüber Kindle Paperwhite arg ins Hintertreffen geriete.

Denn der nutzt die neueste Version der eInk-Displays, E-Ink Carta, die mit einem deutlich verbesserten Kontrast und der die hässlichen Ghosting-Effekte vermindernden Regal-Technik aufwartet. Allerdings nutzt Amazon die neue Technik angeblich exklusiv – womöglich muss Tolino deshalb auf ein verbessertes eInk-Pearl-Display zurückgreifen, wie es auch im Kobo Aura eingesetzt wird.

Es ist inzwischen ungewöhnlich, wenn ein Hersteller bei einem neuen Produkt den Preis im Vergleich zum Vorgänger erhöht. Genau das hat Kobo mit dem Kobo Aura vor, der den Kobo Glo ablöst. Im Vergleich zum Hauptkonkurrenten Kindle Paperwhite ist der neue eReader 20 Euro teurer, im Vergleich zum Tolino shine sogar 50 Euro. Was bekommt der Nutzer dafür?

Zunächst mal einen eReader, der gut in der Hand liegt und trotz des matten Bildschirms gut aussieht. Kobo hat beim Design ein gutes Händchen bewiesen. Der Rahmen um das Display ist so schmal, dass man sich das Gerät auch gut in einer  Damenhand vorstellen kann. Der rechte Daumen blättert dann, Linkshänder können aber auch auf den linken Daumen umstellen.

Der Kobo Aura reagiert in jeder Lebenslage sehr flott, man merkt, dass die Software von einem 1-GHz-Prozessor angetrieben wird. Bücher öffnet er schnell, beim Blättern verzichtet er sehr oft auf den kompletten Neuaufbau der Seite (Refresh), der bei anderen Geräten einen lästigen Grafikeffekt verursacht. Beim Blättern ist das Gerät merklich schneller als etwa der Paperwhite (der allerdings in wenigen Tagen runderneuert auf den Markt kommt) und deutlich flotter als der Tolino.

Gute eReader sind praktisch: Der Akku hält fast ewig, der Bildschirm ist auch in der Sonne noch gut ablesbar, frischer Lesestoff wandert per Funk auf das Gerät, das Schriftbild ist lesefreundlich und kontrastreich, und wer eine Brille braucht, stellt einfach die Schrift etwas größer. Bei den besseren neuen Modellen kann man sogar nachts noch ohne Zusatzbeleuchtung lesen.

Einziger Nachteil: Farbdarstellung beherrschen die gängigen Modelle nicht. Es gibt zwar ab und zu Hersteller, die farbfähige Technik einsetzen. Ich habe mir zum Beispiel extra den Kyobo aus Korea (mit Qualcomms inzwischen eingestellter Mirasol-Technik) und den Ectaco-Color-eReader aus den USA (mit Color-eInk) kommen lassen. Doch massentauglich ist die Technik bisher nicht geworden – dazu war die Konkurrenz durch die Tablets wohl zu groß. Denn diese boten bisher bei geringerem Preis eine weitaus bessere und schnellere Farbdarstellung als jeder Color-eReader.

Das, dies muss ich vorausschicken, hat sich nicht geändert. Wer einen Pocketbook Color Lux in der Hoffnung kauft, darauf nun Hochglanz-Magazine oder Bildbände in einer dem Tablet vergleichbaren Optik lesen zu können, wird ganz sicher enttäuscht. Trotzdem ist das knapp 250 Euro teure Gerät interessant – und am Ende des Beitrags werden Sie wissen, warum und für wen.

Kindle? Paperwhite? Kindle Keyboard? Fire HD? Fire HD 8.9? Auf den ersten Blick scheint Amazons Auswahl elektronischer Lesegeräte riesig. Tatsächlich müssen Sie sich jedoch nur zwischen zwei Gerätekategorien entscheiden.

Kindle Paperwhite, Kindle und Kindle Keyboard sind so genannte eReader. Das sind Geräte, die mit einem eInk-Bildschirm arbeiten. Schon daraus ergeben sich ein paar Besonderheiten, die Amazon aber noch dadurch erweitert, dass diese Kindles auch beim Umgang mit eBooks zusätzlichen Komfort bieten.

Kindle Fire, Kindle Fire HD und Kindle Fire HD 8.9 sind so genannte Tablets. Dabei handelt es sich im Grunde um kleine Computer mit hochauflösendem Farb-Bildschirm, die alles mögliche können – und unter anderem auch eBooks anzeigen.

Vor dem Kauf müssen Sie sich also darüber klar werden, was Sie wollen. Sie möchten vor allem lesen? Dann entscheiden Sie sich für einen eInk-Kindle. Diese Vorteile sprechen für Paperwhite & Co.:

  • kontrastreicher Bildschirm, der auch bei großer Helligkeit ablesbar bleibt
  • lange Akkulaufzeit (mehrere Wochen)
  • Benutzung externer Wörterbücher für Kindle, die beim Lesen fremdsprachiger Lektüre hilfreich sind
  • Zeitungs-Abos
  • Ordner / Sammlungen für eBooks anlegbar
  • Anmerkungen und Notizen in eBooks über myclippings.txt-Datei zugänglich und weiterzuverarbeiten

Nachteile der eInk-Kindles bestehen in:

  • keine Apps, Spiele nur mit Hacks wie im Kindle-Handbuch beschrieben
  • für bildlastige Bücher eher ungeeignet
  • PDF-Dateien nur mit Einschränkungen anzeigbar
  • ePub-Dateien von anderen Anbietern nur mit Jailbreak wie im Kindle-Handbuch beschrieben

Endlich bin ich dazu gekommen, meinen Tolino shine auf die neueste Software zu aktualisieren. Was gibts Neues? Die Programmierer haben sich der wichtigsten Kritikpunkte angenommen, die ich noch beim ersten Test des Tolino shine genannt hatte. Also: interne Links im Text funktionieren nun.

Man kann Markierungen und Notizen anfertigen, die gemeinsam mit den Lesezeichen abrufbar sind. Wo der Tolino den Inhalt der Markierungen speichert, habe ich noch nicht herausgefunden. Zeilenrand und -abstand sind nun einstellbar, dito die Formatierung. Bei Büchern auf SD-Karte vergisst der eReader die Lesezeichen nicht mehr, wenn man die Karte entfernt.

Lesezeichen (oben rechts), interner Link (3. Zeile), Notiz (7. Zeile) und Markierung (letzte Zeilen) in einem Tolino-eBook.

Anlässlich der Vorstellung des Kobo Aura (Test hier) beantwortete mir Kobo-Manager Wayne White, Executive Vice President and General Manager, Devices, ein paar Fragen – zum Tolino, zum Markt, über das Self Publishing – und über den neuen Kobo Aura HD.

Was gibt es Neues bei Kobo?

Wir wachsen noch immer sehr stark: 190 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Wir haben jetzt 13 Millionen Kunden und 3,4 Millionen eBooks in 68 verschiedenen Sprachen. Writing Life, unser Self-Publisher-Angebot in 13 Ländern, macht zehn Prozent unserer weltweiten Verkaufszahlen aus. Der Markt für eInk-Geräte wächst weltweit in attraktivem Ausmaß: 2015 sollen es 18 Millionen Geräte werden. Menschen, die unsere Geräte kaufen, gehören zu den aktivsten Lesern. Sie kaufen im Mittel vier Bücher pro Monat, das ist extrem viel. Im Vergleich zu den Nutzern unserer Apps kaufen eReader-Besitzer fünfmal so viel. Vielleser greifen in der Regel offenbar lieber zu einem speziellen Lesegerät als zu einem allgemeinen Tablet.