Das ePub3-Format für eBooks ist seit über zwei Jahren offizieller Standard des IDPF. Man sollte also meinen, dass die Hard- und Software-Hersteller seitdem genügend Zeit hatten, ihre Produkte anzupassen. Dass Amazon da nicht den Vorreiter spielt, überrascht nicht – aber wie sieht es bei den anderen Unternehmen aus?

Leider überraschend mies, wie eine hübsche Übersicht der ePub3-Testsuite zeigt. Selbst der Spitzenreiter Readium (basierend auf dem Chrome-Browser) unterstützt demnach nur 4 von 5 der erforderlichen Features sowie 62 Prozent der optionalen ePub3-Fähigkeiten. Bei den Smartphone-Apps liegt Kobos iOS-Reader mit knapp 70 Prozent noch etwas vor dem aktuellen Google Play Books mit 66 Prozent.

Auf der CONTEC-Konferenz vor der Frankfurter Buchmesse stieß ich auf PubCoder – ein Programm einer italienischen Firma, mit dem sich besonders leicht interaktive eBooks auf Basis des ePub3-Formats erstellen lassen sollen. Apple iBooks und der eReader Readium sind Zielformate, auch das Amazon-Format KF8 gehört zu den Ausgabeoptionen. Da an diesem Tag der Download der Software kostenlos war, musste ich das neue Tool unbedingt ausprobieren.

Nach der Installation (die Software gibt es derzeit nur für MacOS) hat der Nutzer einen Bildschirm vor sich, der an eine Mischung aus Designsoftware und Programmierumgebung erinnert. Das charakterisiert die Funktionalität des Programms wohl auch ganz gut. Da die Features nicht unbedingt selbsterklärend sind, lädt man am besten zuerst die Beispieldatei. Sie zeigt auf 48 Seiten, was man mit Pubcoder alles anstellen kann. Auf diese Weise arbeitet man sich schrittweise in die Software ein.

Die Oberfläche von PubCoder

Jutoh ist mein Lieblings-Werkzeug zum komfortablen Erzeugen von eBooks, die auf allen möglichen Geräten eine gute Figur machen. Dabei macht Jutoh auch noch alle möglichen Features eines eBooks einfach zugänglich, etwa Inhaltsverzeichnisse oder Indices. Nur bei Tabellen muss man hier mit HTML arbeiten.

Allerdings galt das bisher nur für eBooks ohne echte Gestaltung, bei denen der Text so fließt, wie es der Leser anhand seiner eigenen Vorlieben befiehlt. Für manche Zwecke ist das jedoch unpraktisch. eBooks mit hohem Bildanteil, Kinderbücher, Rezeptbücher, Reiseführer und so weiter könnten von einem fest vorgegebenen Layout (fachsprachlich “fixed layout”) profitieren, das die eBook-Standards von Amazon (KF8) und der restlichen Welt (ePub 3) auch bereits vorsehen. Werkzeuge, mit denen man standardkonforme eBooks in diesen Formaten systemübergreifend erstellen kann, gibt es jedoch derzeit im Grunde nicht. Jutoh 2 soll diese Lücke nun finden. Interessierte können unter http://www.jutoh.com/preview.htm eine Vorabversion herunterladen.

Ich habe die Version für den Mac einem Kurztest unterzogen. Die Installation unter MacOS 10.7 läuft reibungslos. Die Preview akzeptierte auch meinen bezahlten Benutzer-Key für Jutoh 1. Netterweise liegt eine Beispiel-Datei bei, mit der man die neuen Features testen kann. Beim Erstellen eines neuen eBooks stößt man schnell auf das neue Feature: Die Entscheidung, ob es “reflowable” oder “fixed” gestaltet werden soll, gilt, bis dass der Tod uns scheidet.