Der Buchdruck wurde nicht von Verlegern erfunden – für lange Zeit war es der übliche Weg, sein Werk im Selbstverlag an den Leser zu bringen. Ruprecht Frieling hat die Geschichte des Selfpublishing nun in einem Buch aufgeschrieben, das er “Weltberühmt durch Selfpublishing” genannt hat. Der Untertitel “Was Autoren aus der Geschichte des Veröffentlichens lernen können” deutet ein bisschen in die falsche Richtung, denn der Band (als eBook: 3,99 €, als Taschenbuch: 12,80 €) ist nicht als Anleitung zu verstehen. Vielmehr nimmt uns der Autor mit auf eine vergnügliche Reise durch die Geschichte des Veröffentlichens, die sich – Überraschung – in wesentlichen Teilen als Geschichte des Selfpublishing erweist.

Die größte Bühne gibt Frieling im Buch dabei den Menschen, ohne die kein Buch möglich wäre: den Autoren. In fünfzehn Porträts erfährt der Leser zum Beispiel, warum Marcel Proust oder Hermann Hesse Selbstverleger wurden – oder wie Nika Lubitsch zur Bestsellerautorin wurde. Ob man aus jeder dieser Geschichten etwas lernen kann, sei dahingestellt – bei einer spannenden oder kuriosen Story hätte ich diesen Anspruch aber auch gar nicht.

Nicht für jede Geschichte ist ein Buch das passende Format: Reportagen oder andere bild- und vielleicht sogar videolastige Stories lassen sich oft besser im Web erzählen. Ich habe dazu schon einige Tools getestet, etwa Blookist, PubML oder auch Creatavist. Storyteller ist insofern anders, als es sich auf ein einziges Format spezialisiert: Die Multimedia-Story aus Text, Foto und Video im Web. Zielgruppe sind Autoren aller Art, die eine lineare Geschichte erzählen wollen, ohne sich mit Technik oder Programmierung herumschlagen zu müssen.

Ein Mörder, der sich nur durch leise Schritte verrät. Eine Wanderung durch wunderschöne Fantasy-Landschaften, untermalt vom Zwitschern der Vögel. Romantische Geigenmusik beim ersten Kuss: Die Macher von Booktrack.com meinen, dass eBook durch passenden Sound an Atmosphäre gewinnen könnten. Alles, was dazu nötig ist, ist ein Computer mit Firefox-, Opera- oder Chrome-Webbrowser.

Es ist allerdings nicht möglich, einfach eigene ePubs hochzuladen. Stattdessen schreibt man seine Geschichte online, setzt an den richtigen Stellen Sound ein (von der Seite bereitgestellt oder selbst hochgeladen) und veröffentlicht das Ganze. Leser können dann im Web oder in der (Android- oder iOS-)App die musikuntermalte Geschichte verfolgen.

Eine Geschichte von Miracle Jones, über die ich mich so amüsiert habe, dass ich sie (mit Genehmigung des Autors) übersetzen musste.

Auslieferungslager

Ich arbeite im neuen Amazon-Auslieferungslager in Haslet, Texas, als Teilzeit-Saison-Picker. Es ist Winter. Wir sind hier keine Arbeiter, wir sind Partner. Es ist ein Job, in dem ich selbst verkatert und unter Drogen nicht versage, und ich verdiene gerade genug hier, um meine eigene Wohnung zu zahlen, einen Platz, um all meine leeren Bierdosen und zerknüllten Taco-Cabana-Tüten aufzubewahren und all meine Stapel beschissener Science-Fiction-Heftchen.

Ich bin wieder zu Hause, weil ich nicht mehr in Dallas sein will, vielleicht auch, weil ich damit nicht mehr umgehen konnte, und womöglich, weil ich für eine Weile vergessen will, wie das Internet funktioniert.

Genau genommen bin ich gar nicht bei Amazon angestellt. Genau genommen bin ich bei Amazons Personalagentur angestellt, die sich “Human Solutions” nennt.

Die Human-Solutions-Verantwortliche für Haslet ist diese Dame namens Ashley Hood (wie in John Hood, wie in Fort Hood, wie in den Hood’s Rangers, also wie in den Texas Rangers). Sie ist ein tolles Weibsbild, das ich schon ewig kenne, und so bin ich auch an den Job gekommen. In unserer Highschool-Zeit haben wir uns nach den Theater-Übungsstunden auf dem Parkplatz von Cici’s Pizza gemeinsam zugedröhnt und gevögelt.