Inzwischen muss man sich ja beinahe dafür entschuldigen, einen weiteren Beitrag zur Amazon-versus-Hachette-Debatte zu liefern. Ich versuche es trotzdem, weil ein Punkt hier immer wieder zu kurz kam: die Frage nach den Interessen. Im bewussten Autoren-Brief, in Amazons “Readers United”-Aufruf und in so gut wie jedem anderen Statement und erst recht in den Presse-Reaktionen darauf gab es viel zu viele bestimmte Artikel.

“Die” Autoren, “die” Leser, “die” Self Publisher”, “die” Buchhändler, “die” Verlage: der Artikel unterstellt, dass die Angehörigen dieser Gruppen dieselben oder zumindest ähnliche Interessen haben – und dass diese mit den Interessen der jeweils als Gegensatz dargestellten Gruppe kollidieren. Tatsächlich gibt es aber beispielsweise schon unter den Autoren mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Und dass Autoren und Verlage von denselben Interessen getrieben werden, stimmt höchstens auf einer grundlegenden Ebene: Man will von seiner Arbeit leben.

Es passiert nicht oft, dass Amazon sich zu strittigen Fragen offiziell äußert. Aber wenn, dann immer mit überraschenden Positionen – wie in diesem Beitrag im Amazon-Diskussionsforum: Darin erklärt der Buchhändler, dass ein Anteil von 30 Prozent vom Verkaufspreis eines eBooks für ihn absolut fair und wünschenswert sind. Das schreiben wir uns jetzt am besten ganz dick auf: Amazon möchte 30 Prozent, 70 Prozent sollen die Rechteinhaber bekommen.

Nicht auf der Presseseite, sondern in einem Supportforum hat sich Amazon nun erstmals offiziell zum Streit mit Hachette geäußert. Dabei bleibt man insgesamt betont neutral. Zu den grundlegenden Fakten gehört:

Amazon kauft weniger “auf Vorrat” von Hachette, weil man sich nicht über Lieferbedingungen einigen konnte (eBooks werden dabei nicht erwähnt).
Vorbestellungen für Hachette-Titel sind deaktiviert.
Man ist pessimistisch, dass sich daran bald etwas ändert.