Es passiert nicht oft, dass Amazon sich zu strittigen Fragen offiziell äußert. Aber wenn, dann immer mit überraschenden Positionen – wie in diesem Beitrag im Amazon-Diskussionsforum: Darin erklärt der Buchhändler, dass ein Anteil von 30 Prozent vom Verkaufspreis eines eBooks für ihn absolut fair und wünschenswert sind. Das schreiben wir uns jetzt am besten ganz dick auf: Amazon möchte 30 Prozent, 70 Prozent sollen die Rechteinhaber bekommen.

Angeregt durch eine Diskussion in der Self-Publishing-Gruppe auf Facebook habe ich mal ermittelt, was bei einem typischen eBook für 2,99 Euro tatsächlich beim Autoren hängen bleibt.

Die Ergebnisse sind ernüchternd. Die eBook-Distributoren für Self Publisher versprechen zwar meist einen recht großen Teil vom Kuchen – aber bei genauem Hinsehen bleibt dann doch viel weniger übrig. In der Tabelle unten finden Sie alle Daten.

Den besten Deal liefert demnach Xinxii ab, zumal auch die ISBN dort inzwischen kostenlos ist. Wer Xinxii nutzt, hat auch sämtliche Freiheiten bei der Wahl anderer Kanäle. Bei Neobooks etwa darf man nur Amazon ausschließen, und das auch nur bei Preisen ab 2,99 Euro.

Heute startet die Münchner Verlagsgesellschaft mit 100fans.de eine Plattform, die das Crowd-Funding-Prinzip in die Verlagswelt übertragen soll. Dr. Felicia Englmann (40) ist bei der Münchner Verlagsgesellschaft für das Projekt 100 FANS zuständig. Sie ist Autorin und hat Journalistik, Englische Philologie und Politische Wissenschaft studiert. Englmann lehrt und forscht am Lehrstuhl für Politische Theorie der Universität der Bundeswehr München. Selfpublisherbibel.de beantwortete sie per E-Mail ein paar Fragen.

Frage: Was hat den Verlag bewogen, 100fans.de zu starten?

Antwort: Leser oder User können im Zeitalter von Social Media, Mediatheken, E-Papers und On-Demand-Angeboten sehr genau bestimmen, was sie sehen, hören und lesen möchten. Warum also nicht auch bei Büchern? Wir lassen die Leser entscheiden, welche Bücher bei 100 FANS erscheinen. Wir glauben, dass dies eine Chance im sich verändernden Buchmarkt ist, Autoren und Leser näher zusammen zu bringen.

Frage: Wie profitiert ein Autor davon, bei Ihnen ein Projekt einzustellen?

Antwort: Der Autor oder die Autorin kann sein Projekt direkt den Lesern präsentieren und dabei feststellen, wie es bei Lesern ankommen. Wenn es ankommt, erhält ein Autor einen Verlagsvertrag mit allen Verlagsleistungen und muss sich nicht selbst auf die oft mühsame Suche nach einem Verlag machen. Außerdem verdient der Autor bei 100 FANS prozentual mehr vom Verkaufspreis als bei einem klassischen Verlag.

Der Wettbewerb um die besten Autoren wird härter: Nachdem bisher nur Amazon mit “KDP Select” versucht, Selbstverleger an sich zu binden, startet der Münchner Anbieter Bookrix nun “Bookrix Selected” – ein Programm, im Rahmen dessen bestimmte Autoren nun auch Vorschüsse auf noch zu veröffentlichende Werke erhalten können. Die Firma übernimmt damit eine Funktion, die bisher Verlage exklusiv für sich beanspruchen konnten.

Die Ankündigung bleibt noch vage, was die genauen Details des Programms betrifft. “Ausgewählte Autoren” sollen Vorschüsse erhalten, über deren Höhe sich der Anbieter noch bedeckt hält. Bookrix-CEO Gunnar Siewert hat allerdings versprochen, uns in Kürze noch ein paar Fragen dazu zu beantworten. Die Vorschüsse werden mit den Einnahmen des eBooks nach Erscheinen verrechnet.

Derzeit scheint es an der Zeit für neue Konzepte: nach bestselleridee.de kommt nun auch die aus der Self-Publishing-Branche nicht ganz unbekannte Firma Tredition mit einem in dieser Form neuartigen Konzept. Ihre Plattform Buchtalent.de fungiert als eine Art virtueller Agent: Manuskripte, die Autoren hier einstellen, werden zunächst Verlagen vorgelegt (die Tredition allerdings auch erst noch von der Teilnahme überzeugen muss).

Kauft der Verlag das Manuskript, was wohl eher die Ausnahme als die Regel ist, ist der Prozess auch schon zuende (die Einzelheiten machen dann Verlag und Autor aus). Der Verlag kann eine Buchidee aber auch “beobachten”, also eine Art Option erwerben. Dafür muss der Verlag nichts zahlen. Der Autor veröffentlicht sein Buch dann über Buchtalent.de als Print und eBook, Tredition bringt es in den Handel.  Der Verlag, der die Option hat, wird über die Entwicklung der Verkäufe unterrichtet und kann dem Autor jederzeit einen Vertrag anbieten. Parallel erhält er sogar 2,5 Prozent vom Umsatz.

Gehen mehr als 1000 Exemplare über den Ladentisch, entsteht daraus eine Verpflichtung: Schlägt der Verlag dann nicht binnen drei Monaten zu, darf Buchtalent den Titel anderen Verlagen anbieten. Der Autor bekommt dabei für jedes verkaufte Exemplar ein Honorar, das in verlagsüblicher Höhe liegt beziehungsweise sogar leicht darüber (10 Prozent vom Netto-Verkaufspreis für Taschenbuch, 11 Prozent bei Hardcover, 30 Prozent beim eBook).

Kobo Writing Life hat allen Nutzern jetzt Änderungen beim Honorarmodell angekündigt, die am 17. Oktober in Kraft treten. Die Neuigkeiten “werden Ihnen helfen, Ihre Verkaufszahlen und Umsätze zu erhöhen”, heißt es in der E-Mail. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich allerdings um Veränderungen, die nicht nur zugunsten der Autoren ausfallen.

Was kommt? Kobo zahlt wie bisher auch grundsätzlich 45 Prozent Honorar vom Nettopreis (zum Vergleich: bei Amazon sind es 35 Prozent, bei Apple 70 Prozent). Geändert haben sich allerdings die Ausnahmen.

Wenn das eigene Werk das Licht der Welt erblicken soll (und die Entscheidung gegen einen Verlag gefallen ist), stellt sich automatisch die Frage: Wen soll ich mein eBook online stellen lassen? Dazu gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten.

  • Sie beliefern die wichtigsten Shops selbst, natürlich bei Amazon beginnend. Vorteil: direkte Kontrolle, aktuelle Statistiken, höheres Honorar. Nachteil: Massenbetrieb, kein direkter Ansprechpartner, Sie erreichen nicht alle potenziellen Leser.
  • Sie lassen sich die Verteil-Arbeit von einem so genannten Distributor abnehmen. Vorteil: kein Ärger mit x verschiedenen Shops, Übersicht über alle Kanäle, mehr potenzielle Käufer. Nachteil: weniger Honorar, weniger Kontrolle, oft exklusive Bindung.

Dass die Anbieter ihre Konditionen oft recht verklausuliert darstellen, erschwert die Auswahl. Ich habe deshalb in einer großen Tabelle die wichtigsten Merkmale der bedeutendsten Distributoren zusammengestellt. Zum Vergleich führt die Tabelle auch die Self-Publishing-Programme der Online-Händler auf.