Eine Schwalbe macht zwar noch keinen Sommer, aber als Sachbuch-Autor freut es mich natürlich: In den Kindle-Top-100 dieser Woche sind immerhin gleich fünf Sachbücher vertreten. Ansonsten wieder das übliche Bild: 58 der 100 bestplatzierten eBooks kommen von Self Publishern.

Dabei hat sich während der Woche hinter den Kulissen einiges getan: Ein umstrittener Krimi ist ganz aus dem Angebot genommen worden (keiner weiß so recht, von wem) und drei Erotik-Titel hat es kurzzeitig in die separate Erotik-Ecke verschlagen.

Nachdem das angebliche automatische Roman-Schreibsystem iWright letztens noch recht einfach als Fake zu entlarven war, zeigt dieser Beitrag, wozu Technik tatsächlich taugt. Wenn Sie diesen Text lesen, bin ich gerade irgendwo ohne Netz unterwegs.

Geschrieben habe ich ihn schon vor ein paar Tagen, und trotzdem enthält er aktuelle Daten. Diese holt das WPDataTables-Plugin für WordPress einfach aus meiner Amazon-Top-1000-Datenbank. Im nächsten Schritt könnte ich die Zahl der verlagsunabhängigen eBook in den Top 100 vermutlich auch hier über eine Variable einfügen, aber das kann das Plugin noch nicht.

Dies ist keine Ankündigung, sondern eher ein Aufruf an alle Lektoren, Grafiker, Fotografen, Autoren-Berater, Distributoren, Drucker und so weiter: Wir brauchen eure Mitarbeit. Unter www.selfpublishing-markt.de entsteht ein neuer Marktplatz für alle, die Autoren Dienstleistungen anbieten. Vom Lektorat bis hin zum Druck und zum Marketing, von der Distribution bis zur Information. Bereits über 100 Anbieter haben diese Chance genutzt.

Obwohl Self Publisher wohl nur in Deutschland über 50 Prozent der Kindle-eBook-Bestsellerlisten belegen, gelten die USA noch immer als das eigentliche Indie-Land. Das liegt vermutlich daran, dass der Markt dort etwas anders aussieht: Dort besitzt nämlich nicht nur Amazon, sondern auch der zweite große Buchhändler B&N ein echtes Self-Publishing-Angebot.

Was heißt das für die Selbstverleger? Bestseller-Autor Hugh Howey lässt seit einiger Zeit regelmäßig ermitteln, wie sich Umsatz- und Verdienstanteile von Verlagen und Indies in den USA entwickeln. Gerade erschien wieder ein neuer Authorearnings-Report. Ein paar Zahlen daraus:

An den eBook-Charts dieser Woche ist sehr schön zu erkennen, wie mächtig eine gute Platzierung ist: Sowohl dem Autorenduo BC Schiller als auch der Autorin Katrin Koppold ist mit einem Titel in den Top 10 gelungen, weitere eBooks wieder in die Charts zu ziehen, die wir dort länger nicht gesehen haben.

Insgesamt kommen auch in dieser Woche wieder 57 von 100 der meistverkauften Kindle-eBooks von unabhängigen Autoren. Und das trotz einer neuen AmazonCrossing-PR-Welle und einer Mini-Flut von SPIEGEL-eBooks, die sich ebenfalls ganz gut platzieren konnten. Der mittlere Preis ist wieder etwas gesunken – er liegt nun bei 2,32 Euro.

Die Daten im einzelnen:

Der Indie-Kindle-Deal zur Leipziger Buchmesse ging vergangenen Donnerstag zu Ende. Einige der Titel haben es trotz des nun wieder höheren Preises geschafft, in den Top 100 zu bleiben. Die anderen wurden jedoch nicht etwa durch Verlagsbücher ersetzt: 13 völlig neuen eBooks von Self Publishern ist in dieser Woche der Einstieg in die Charts gelungen. Damit kommen nun erneut 59 der Top 100 nicht von Verlagen.

Gleichzeitig ist der mittlere Preis der Indie-eBooks wieder auf 2,25 Euro gestiegen. Die Neueinsteiger kommen übrigens sowohl aus dem Krimi- als auch aus dem Liebesroman-Bereich. Die Daten im einzelnen:

In den englischsprachigen Online-Medien macht gerade eine statistische Auswertung der eBook-Charts die Runde, die unter authorearnings.com abrufbar ist. Ein (unbenannter) Programmierer hat für die offenbar von Bestseller-Autor Hugh Howey verantwortete Site maschinell Daten der amerikanischen eBook-Händler ausgewertet – ähnlich wie ich das letztens mit den Daten der deutschen Amazon-Top-1000 übernommen habe (siehe eBooks in Deutschland 2013). Daraus haben sich ein paar interessante Erkenntnisse filtern lassen:

  • Indie-eBooks sind im Mittel besser (4.4) bewertet als Bücher der fünf großen US-Verlage (Big Five, 4,1). Das ist in Deutschland ähnlich.
  • Die eBook-Preise der Big Five liegen im Mittel deutlich höher (7$) als bei den Self Publishern (3$). Auch das ist hierzulande nicht anders.
  • Indie-Autoren dominieren die Charts für Mystery/Thriller, Science Fiction/Fantasy und Romance. Mit 35 Prozent liegt ihr Anteil in den USA allerdings deutlich niedriger als in Deutschland, wo er etwas über 50 Prozent liegt.
  • Bei den Verkaufszahlen ist die Dominanz noch deutlicher (was natürlich an den niedrigeren Preisen liegt). Indie-Autoren verkaufen mehr Bücher als die Big Five – was der Report mit großer Überraschung konstatiert, in Deutschland aber längst Standard ist.

Die Amazon-Top-100 haben in dieser Woche wieder Superlative zu bieten: Nachdem letztens die Top 10 von unabhängigen Autoren besetzt waren, kommt diesmal erst auf Platz 13 der erste Verlagstitel. Sechs dieser zwölf Bücher kommen von einer einzigen Autorin: Poppy J. Anderson. Der Fairness halber muss man sagen, dass Amazon daran selbst nicht ganz unschuldig ist – die Bücher sind in einem kleinen Superbowl-Special enthalten, denn sie spielen in der Welt des American Football.

Insgesamt sind 60 der bestverkauften 100 eBooks von Self Publishern verfasst. Drücken die Deals auf den Preis? Im Gegenteil – der mittlere Preis ist im Vergleich zur Vorwoche sogar um fünf Cent auf 2,42 Euro gestiegen.