Kunden kaufen ungern die Katze im Sack. Darauf basieren die “Stiftung Warentest”, zahllose Test-Zeitschriften und nicht zuletzt auch die Käufer- oder Leserrezensionen, die Sie bei Amazon und den anderen Online-Händlern finden. Für Autoren sind sie sehr oft Quelle großer Freude, aber regelmäßig verursachen sie auch Herzrasen, Muskelkrämpfe und Alpträume. Das Problem ist weniger, dass es nie gelingt, den Geschmack wirklich jedes Lesers zu treffen. Vielmehr ist es das Gefühl, dem System ausgeliefert zu sein.

Stellen Sie sich vor, Sie erhalten eine solche E-Mail von Amazon: “Guten Tag, wir haben bemerkt, dass Sie möglicherweise einige Produktbewertungen manipuliert haben. Autoren bei amazon.de dürfen Bewertungen und Feedback nicht manipulieren. Wenn dieses Problem weiterhin auftritt, können wir Ihnen nicht erlauben, bei amazon.de zu verkaufen.” Fiese Unterstellung und böse Drohung in drei Sätzen – und ohne Erklärung. Das passierte Michael Meisheit vor einigen Wochen, und auch jetzt sind wieder derartige E-Mails unterwegs.

Die Redaktion von Indie Publishing (ein Projekt des Buchreport) rezensiert regelmäßig Titel von Selfpublishern und unabhängigen Verlagen. Erklärtes Ziel: Denjenigen Gehör verschaffen, die es sonst schwer haben auf dem Markt, besonders in den traditionellen Vertriebskanälen, in denen große Akteure den Ton angeben. Welche Titel rezensiert werden, entscheidet die Redaktion – die allerdings gerne von Autoren und Dienstleistern Vorschläge annimmt.

Wer unabhängig von den Rezensionen seinen Titel auf eine breitere Bühne stellen will, kann in auch im „Indie Katalog“ eine Annotation buchen (ab 99 Euro).

Eine der Empfehlungen zur Gewinnung von Rezensenten besteht in der Regel darin, sich die Rezensenten ähnlicher Bücher anzusehen. Oft geben diese als Teil ihres Namens die eigene E-Mail-Adresse preis – mit dem Hintergedanken, darüber von Autoren kontaktiert werden zu können. Rein rechtlich gesehen ist das in Deutschland zwar nicht mit der Bereitschaft gleichzusetzen, von jedermann angeschrieben zu werden – aber zumindest für US-Rezensenten ist das eine interessante Option.

Nun können Sie sich selbst durch Rezensionen anderer Bücher kämpfen. Oder einem Dritten die Aufgabe überlassen. Neben dem BookReviewBroker übernimmt das seit kurzem Bookrazor.com. Einzige Voraussetzung: Sie geben auf der Website etwas über Ihr Buch preis, und dafür sucht Ihnen der Anbieter dann die passenden Rezensenten. Das kostet Sie 50 Cent pro Adresse. Gefunden werden selten mehr als 100 Namen.

Amazon hat in den USA das Rezensionssystem umgestellt – und zwar für alle Artikel auf Amazon.com, auch für Kindle-eBooks. Ab sofort stellt die Sternchen-Bewertung nicht mehr das arithmetische Mittel über alle Kundenbewertungen dar. Stattdessen spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

die Hilfreich-Klicks der anderen Nutzer
das Alter einer Rezension
ob es sich um verifizierte oder nicht verifizierte Käufe handelt

Eine interessante neue Werbemöglichkeit bietet die Website Was-lese-ich.de: Sie empfiehlt Lesern neuen Lesestoff entsprechend den Ingredienzien eines Werkes, also etwa “Traurigkeit”, “Magie” oder “Humor”. Die Seite ist übersichtlich und ansprechend gestaltet – einziges Problem sind die derzeit noch knappen Inhalte. Das sollte sich aber mit zunehmendem Bekanntheitsgrad ändern.