Ein Buch hat so viele Wörter, da kommt es ja wohl nicht auf jedes einzelne an, oder? Mit dieser Einstellung, tut mir leid, werden Sie nicht weit kommen – zumindest nicht zu dem bestmöglichen Text, den Sie schreiben können. Wie Sie jedes Ihrer Wörter zählen lassen, lesen Sie im Folgenden.

Wörter haben eine sonderbare Eigenschaft: Sie sind Schöpfer, ja, sie erschaffen Realitäten. Wer ein Wort erschafft, erschafft das Ding dazu – das kann eine Emotion sein wie »Liebe«, ein Konzept wie »Steuerflucht« und vieles mehr. »Liebe« etwa ist tatsächlich nur ein Wort. Es tut so, als wäre das dahinterstehende und sehr individuelle Chaos an Gefühlen ein einziges Gefühl. Was für eine Schöpfung, was für eine geniale Täuschung! Und wie sehr eine solche Schöpfung das Leben vieler Menschen beeinflussen kann.

In unserer Reihe mit Stiltipps sehen wir uns an, wie Sie die Power von Sätzen in Ihren Texten freisetzen. Den ersten Teil finden Sie hier.

Dramaturgisch geschickt aufgebaute Sätze auch in Sachtexten – und ein paar weitere Tricks für Romanautoren

Auch bei Sachtexten erzielen Sie eine größere Wirkung, wenn Sie einen Satz auf der höchsten Note beenden. Wie hier Volker Kitz und Manuel Tusch in Ihrem Buch »Warum uns das Denken nicht in den Kopf will« (Heyne 2014):

Umgekehrt sollten Sie aufpassen, dass Sie nicht selbst in die Gefühlswirrwarr-Falle tappen. Wenn Sie abends nach Hause kommen und Ihr Partner mal wieder »nervt« — dann kann es gut sein, dass Ihre körperliche Erregung eigentlich ganz andere Ursachen hat: Vielleicht ist Ihnen der Bus vor der Nase weggefahren. Oder eine Kundin hat Sie bei der Arbeit blöd angemacht.

Oder aber: Sie sind in Wahrheit gar nicht genervt. Sondern verliebt.

Grammatik ist gähn, oder? Könnte daran liegen, dass Ihr Deutschlehrer Ihnen die spannendsten Dinge verschwiegen hat: die Kniffe, die einen Text aufregend machen und Ihre Phantasien, Ideen, Geschichten und Charaktere aus den Seiten heraustreten lassen. Einige davon werden wir uns in diesem und in kommenden Artikeln genauer ansehen. Den DUDEN können Sie getrost weglegen. Statt Fremdwörtern erwartet Sie sofort praktisch anwendbares Wissen.

Grob gesagt ist ein Satz ein Gedanke, der mit einem Punkt, einem Fragezeichen oder einem Ausrufezeichen endet. Und noch in den Satzzeichen steckt Power, wie Sie in dieser Serie über das Potenzial von Sätzen ebenfalls entdecken werden. Sehen wir uns an, wie Sie die Power von Sätzen in Ihren Texten freisetzen!