Nachdem wir aus Teil 1 der Auswertung der Selfpublishing-Umfrage nun wissen, was Selfpublisher im Mittel verdienen, wie sie über Verlage denken und wie schnell und wieviel sie veröffentlichen, gehen wir in Teil 2 ins Detail. Und sofort wird es spannend: was können Verlage Selfpublishern heute noch bieten?

Nicht nur an Buchhändler und andere Autoren, auch an den eBook-Markt und seine künftige Entwicklung richten die Teilnehmer unserer Selfpublishing-Studie 2015 Wünsche. Hier eine kleine Auswahl. Was davon wären auch Ihre gewesen? Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?

Die Schlechterstellung des eBooks ggü. dem gedruckten Buch (MWSt) sollte zurückgenommen werden.
Eine geplante Zensierung (FSK-Label, Unsichtbarmachung im Ranking o.ä.) von Buchinhalten halte ich für überflüssig bzw für Schikane; der Untergang der Zivilisation hängt nicht mit ü18-Stickern zusammen. Hier ist die Eigenverantwortung der Eltern gefragt, kein staatliches oder sonstiges Reglementieren.
Für Leser und Autoren (nicht jedoch für die Marktplätze) wäre es wünschenswert, wenn es ein einheitliches Standardformat für eBooks gäbe. Die Bereitschaft des Buchhandels, VLB-eingetragene Bücher direkt beim Selbstverlag zu bestellen, sollte steigen. Wegfall der Preisbindung sollte verhindert werden.

489 der 906 Teilnehmer beantworteten auch unsere offene Schlussfrage: “Wie sollte sich das Self-Publishing in den nächsten Jahren unbedingt entwickeln – und was sollte verhindert werden?” Die Antworten sind spannend und anregend. Sowohl ihre Vielfalt als auch die Wiederholung bestimmter Motive lassen interessante Schlussfolgerungen zu. Im folgenden einige Auszüge. Vorsicht, viel Lesestoff!

Bücher anderer Selfpublisher lesen die Teilnehmer an der Umfrage zu zwei Dritteln “regelmäßig” oder “manchmal”. Allerdings ist die Quote hier um ein paar Prozentpunkte zurückgegangen, verglichen mit 2014.

Selfpublisher lesen am liebsten auf Kindle (mit deutlichem Vorsprung), Computer (Anteil deutlich gesunken) oder Smartphone. Tolino ist in dieser Gruppe noch nicht bei 10 Prozent angekommen. Sowohl Kindle als auch Tolino konnten dabei zulegen – auf Kosten von Sony, Kobo und PocketBook. Immerhin jeder neunte Indie-Autor liest keine eBooks.

Der dritte Teil der Auswertung der Selfpublishing-Umfrage zeigt deutlich, wie freie Autoren sich zunehmend professionalisieren.

Selfpublisher professionalisieren sich zunehmend – langsam, aber sicher. Der Anteil derer, die möglichst gar nichts ausgeben wollen, ist um zehn Prozentpunkte gesunken. Etwa die Hälfte der Teilnehmer leistet sich zumindest ein professionelles Cover (die Preisgrenze liegt hier wohl bei 300 bis 400 Euro). Mehr als 750 Euro geben immerhin schon über 15 Prozent aus – das ist ein Gebiet, wo auch schon ein Lektorat drin ist. Der Mittelwert (inklusiver derer, die gar nichts ausgeben) liegt bei 360 Euro. Nimmt man die Umsonst-Autoren heraus, steigt er auf 464 Euro. 2014 waren es im Mittel noch 261 Euro.

Heute erwarten uns spannende Zahlen insbesondere zu eBook-Distributoren und Shops. Wer nutzt KDP Select, was halten die Teilnehmer von Bookrix, Neobooks & Co.? Doch zunächst noch einmal zurück zu den Verlagen.

In diesem Punkt hat sich wenig geändert. Nach wie vor schaffen es Selfpublisher eher selten, auch im Buchhandel sichtbar zu werden – das ist der größte Pluspunkt für die Verlage. Geld und Risiko spielen da eine deutlich geringere Rolle. Ein höheres Renommée bescheinigt immerhin mehr als ein Drittel dem Verlag.

Es ist ja immer wieder meine Rede: DEN typischen Selfpublisher gibt es nicht. Das hat auch die Studie des Hamburger Dienstleisters BoD ergeben, deren Ergebnisse Sie jetzt im PDF-Format downloaden können. 42,4 Prozent der Befragten bezeichneten sich hier als Hobbyautoren, 36,5 Prozent als Berufsautoren und 21,1 Prozent als Expertenautoren.

Ein wichtiger Trend ist demnach die wachsende Professionalisierung. 37,5 Prozent nutzen Dienstleistungen Dritter, am häufigsten Korrektorat und Lektorat. 36 Prozent geben dabei mehr als 200 Euro aus. 40 Prozent investieren mehr als eine Stunde wöchentlich in die Vermarktung ihres Buchs. Immerhin 45,9 Prozent der Befragten haben schon einmal mit einem Buchhändler gesprochen – in drei Vierteln der Fälle mit dem positiven Ergebnis, dass das Buch im Laden Platz fand.