Test: eBooks erstellen mit Liber.io und Google Drive

Das Konzept klingt überzeugend: Aus einem im Google Drive oder in der Dropbox gespeicherten Dokument per Mausklick ein eBook im ePub-Format erzeugen und gleich noch im eBook-Store hochladen. Das verspricht der neue Anbieter Liber.io, den ich für einige Zeit in der Private Beta getestet habe. Nun ist Liber.io für alle online. Wie funktioniert der Prozess in der Praxis, und woran muss Liber.io noch arbeiten?

Dass die Firma aus Berlin kommt, merkt man der Website zunächst mal nicht an. Alles ist komplett in Englisch gehalten und lässt sich auch nicht auf Deutsch umschalten. Ein Login ist schnell erstellt. Da ein Google-Account Voraussetzung ist, kann man sich auch gleich via Google anmelden. Danach verbindet man noch einen eventuellen Dropbox-Zugang und füllt das eigene Profil aus (die Angaben daraus landen im eBook-Impressum).

Einige Seiten (Titel, Impressum) generiert die Anwendung automatisch, die Position kann man dabei nicht festlegen. Das Impressum hätte ich zum Beispiel lieber am Ende des eBooks. Da die Angaben stets aus dem Profil entnommen werden, ist Liber.io zur Verwaltung von Titeln unterschiedlicher Autoren unpraktisch.

Das Erzeugen eines ePubs ist einfach, das ist die größte Stärke von Liber.io. Man klickt auf das große Plus-Zeichen nd sucht einen Text vom Google Drive (oder aus der Dropbox) aus. Dann muss man noch ein paar Angaben eintragen – etwa Beschreibung, Cover und Sprache, dann erledigt der Server den Rest. Achtung: wer auch bei Tolino (Thalia, Weltbild…) veröffentlichen will, muss “ePub 2” wählen (Standard ist ePub 3, aber das verbietet Tolino derzeit noch).

Die fertige ePub-Datei kann man öffentlich machen (Zugriff für alle auf Google Drive), man kann sie an die Kindle-E-Mail-Adresse schicken, herunterladen oder bei Google Play einreichen. Und man kann dafür in Social-Media-Kanälen werben.

Das ePub wird auch per Mausklick verteilt
Das ePub wird auch per Mausklick verteilt

Mit dem erstellten ePub-Dokument bin ich nicht so recht zufrieden. Es werden zum Beispiel stets eigene Fonts eingebettet (200 KB), die nicht wirklich nötig sind. Ich hätte auch erwartet, dass ein valides ePub erzeugt wird, doch das war bei meinem Test nicht der Fall. So, wie sie ist, wäre die Datei von Distributoren abgelehnt worden. Eine Schwäche des ePub-Layouts besteht darin, dass man zwar vor bestimmten Headings Seitenumbrüche einstellen kann. Doch wenn man etwa “H2” (Ebene 2) wählt, dann erfolgt der Umbruch direkt nach einer H1-Überschrift, falls beide direkt aufeinander folgen. Das sieht dann so aus:

  • Hauptüberschrift H1
  • —Umbruch—
  • Unterüberschrift H2

Hier bräuchte der Konverter noch etwas mehr Intelligenz.

Ein paar Fehler hat die aktuelle Version auch noch:

  • Die Verknüpfung zu Dropbox funktioniert derzeit nur, wenn der Dropbox-Account unter derselben E-Mail-Adresse läuft wie der Google-Account (bei mir nicht der Fall).
  • Inhaltsverzeichnis und “Über den Autor” erscheinen im ePub auf Englisch.
  • Das Inhaltsverzeichnis wurde zwar erzeugt, enthielt aber nur Nummern, keine Überschriften.
  • Die Anlieferung zu Google Play funktionierte bei mir nicht.
  • Im erstellten ePub ist als Sprache Englisch eingetragen, obwohl ich Deutsch gewählt habe.
  • Das Cover wurde aus unerfindlichen Gründen auf 210 x 280 Pixel geschrumpft.

Insgesamt wirkt Liber.io derzeit noch deutlich unfertig. Das Einfügen einer ISBN soll demnächst noch als “Profi-Feature” ermöglicht werden, dann soll man ISBNs wohl auch bei dem Anbieter kaufen können. Ich hoffe mal, dass auch die Verwendung eigener ISBNs möglich sein wird.