Warum Calibre nicht zur eBook-Erstellung geeignet ist (und wann Sie es trotzdem einsetzen sollten)

Die Homepage von Calibre
Die Homepage von Calibre

Wer nach Möglichkeiten googelt, eine Textdatei in ein eBook-Format umzuwandeln, stößt schnell auf Calibre. Das kostenlos erhältliche Programm bietet eBook-Verwaltung und -Umwandlung in einem. Es wird gern “iTunes für eBooks” genannt. Und wirklich: Es erfüllt seinen Zweck tadellos. Nun muss man nur wissen, worin dieser Zweck besteht: nämlich Lesestoff irgendwelcher Art in ein auf dem eReader lesbares Format zu verwandeln. Das funktioniert mit Calibre bequem und auch für Einsteiger nachvollziehbar, deshalb lege ich die Software jedem eReader-Besitzer dringen ans Herz.

Wer allerdings eBooks mit professionellem Anspruch verkaufen will, der sollte sich besser andere Werkzeuge zulegen. Denn Calibres größte Stärke, dass es eben jede Eingabe-Datei akzeptiert und etwas Lesbares daraus herstellt, ist in diesem Fall eine Schwäche. Damit eBooks online zum Verkauf angeboten werden können, setzen die meisten Anbieter voraus, dass sie Standards genügen, dem ePub-Standard. Ob das der Fall ist, verraten Tests wie der ePub-Validator. Das ist aber nicht Calibres Priorität. Gerade Einsteiger, von der leichten Bedienbarkeit des Programms verführt, wundern sich dann, wenn die so einfach erstellte ePub-Datei mit kruden Fehlermeldungen von den Shops oder Distributoren abgelehnt wird.

Deshalb mein dringender Tipp: Nutzen Sie lieber eine zur professionellen eBook-Erstellung geschaffene Software. Ich empfehle immer wieder Jutoh. Das kostet zwar ein paar Euro, aber der geringe Betrag lohnt sich. Das Programm besitzt eine deutschsprachige Oberfläche und erlaubt Ihnen, alle Feinheiten eines eBooks (Inhaltsverzeichnis, Index, Fuß-/Endnoten, Tabellen…) einzusetzen. Ein Knopfdruck, und ein die Standards erfüllendes eBook ist das Ergebnis, im ePub- oder auch Mobi-Format.

Doch es muss gar nicht Jutoh sein. Viele Schreibprogramme besitzen längst eine gute ePub-Exportfunktion. Scrivener, Papyrus Autor (beide Windows + Mac), Pages (Mac), das ePub, das damit entsteht, erfüllt die Standards ebenfalls und lässt sich auch direkt bei KDP hochladen (oder mit dem kostenlosen Kindlegen zuvor in ein Mobi-File umwandeln).

Das heißt übrigens nicht, dass Calibre zur Erstellung professioneller eBooks völlig ungeeignet wäre. Es setzt aber voraus, dass Sie schon beim Erstellen der Eingabedatei (also Ihres Manuskripts) Regeln beachten, die ein perfektes Ergebnis garantieren. Diese Regeln kennen gerade Einsteiger nicht, und die Lernkurve ist steil, weil Sie das Ergebnis immer erst im Nachhinein betrachten können. Es ist also viel Versuch & Irrtum angesagt. Jutoh hingegen bringt Sie dazu, die Regeln einzuhalten, ohne dass Sie diese zunächst erlernen müssten. Calibre ist damit eigentlich ein Profi-Werkzeug, dem man das nicht ansieht, während viele Autoren Jutoh für ein Profiwerkzeug halten, obwohl dieses Programm gerade Einsteigern nützlich ist. Profis können ja eBooks auch per Hand programmieren…

Ein Tipp zum Abschluss: Sie haben meinen Tipp nicht beachtet, und nun produziert Ihr mit Calibre hergestelltes eBook viele Fehlermeldungen? Dann laden und speichern Sie es doch mal mit dem kostenlosen ePub-Editor Sigil. Das Programm korrigiert dann automatisch schon viele Fehler…