Widerspruch: Warum die eBook-Preise nicht weiter sinken werden

Industrie-Experte Joe Wikert behauptet in einem Artikel, dass eContent-Preise nur einen Trend kennen: nach unten. Da muss ich leider widersprechen – der Mann hat unrecht. Arbeiten wir das doch an seinen Argumenten ab:

  • “eInk dies while tablets reign” – eInk-Reader sterben aus? Nicht so bald. Tatsächlich werden in Zukunft mehr Menschen auf Tablets lesen als bisher. Die Gesamtzahl der verkauften eReader wächst aber weiter. Und als Single-Funktions-Geräte werden sie vor allem von Nutzern gekauft, die viel lesen (und deutlich mehr eBooks kaufen als Tablet-Leser).
  • “More and better free content competition every year” – ich weiß ja nicht, in welcher Welt Joe Wikert lebt, aber gerade jetzt ist der Moment, wo Anbieter kostenloser Inhalte versuchen, diese an ihre Leser zu verkaufen. Die Konkurrenz durch kostenlose Inhalte (auch verschenkte eBooks, siehe die Zahlen von Smashwords) sinkt!
  • “New, lower pricing models driven largely by startups” Das bezieht sich auf neue Preismodelle, wie sie von Firmen wie Skoobe, Scribd oder Readfy angeboten werden. Hier wäre ein Blick in die Musikbranche hilfreich. Haben Musik-Flatrates die MP3-Preise sinken lassen? Im Gegenteil. Kosteten früher die allermeisten Songs bei iTunes 99 Cent, zahlen Hörer heute fast durchgängig eher 1,29 Euro pro Track, und das für in der Regel kopierschutzfrei angebotene Songs (da muss die Verlagsbranche noch lernen).
  • “Digital first, print never” Wikert behauptet, junge, Digital-only-Verlage führten aggressive Preiskämpfe, weil ihnen am Verkauf von Print nichts mehr läge. Davon abgesehen, dass gerade diese eBook-Verlage Probleme haben, Autoren zu finden, so liegen ihre Preise doch auch in der Regel deutlich über denen von Self Publishern.
  • “Kids and free” – die junge Generation sei mit kostenlosen Inhalten aufgewachsen und daran gewöhnt, meint Wikert. Nun ja, schön wäre es, jedenfalls würde das Taschengeld meiner Kinder dann länger reichen… Jugendliche gehören zu den besten Kunden in den App- und Musik-Stores, und ja, die bezahlen dort…

Hinzu kommt, dass inbesondere die inzwischen am eBook-Markt beträchtlich beteiligten Self Publisher ihre Preise Schritt für Schritt nach oben anpassen. Inzwischen liegt ihr mittlerer Preis nah an drei Euro. In zwei Jahren, schätze ich, wird das durchschnittliche Indie-eBook 3,99 Euro kosten und damit auf demselben Niveau liegen wie ein Verlags-eBook.