Zahlen, Daten, Fakten: Amazons Indie-Lesefestival – was sich in den Bestseller-Listen geändert hat

Seit 1. Februar läuft bei Amazon das Indie-Lesefestival, bei dem jede Woche 1000 über KDP veröffentlichte eBooks preisreduziert sind. Was hat dieses Rabatt-Festival gebracht? Vorab hatten die potenziellen Teilnehmer mehr oder weniger große Hoffnungen gehegt, wer jedoch mangels Select nicht teilnehmen konnte, fürchtete um sein Ranking und seine Sichtbarkeit. In der Realität sieht es nun so aus, dass sich wohl weder Hoffnungen noch Befürchtungen in vollem Ausmaß erfüllt haben.

Das zeigen unter anderem diese Zahlen – eine Stichprobe, die Top 100 und Top 1000 am 10. Januar und 10. Februar vergleicht:

  • Mittlerer Preis der Top-100-Titel am 10. 1.: 3,84 € / am 10. 2.: 2,75
  • Mittlerer Preis der Top-1000-Titel am 10. 1.: 4,88 € / am 10. 2.: 4,39 €
  • Umsatz* der Top-100-Titel am 10. 1.: 24.600 € / am 10. 2.: 21.700 €
  • Umsatz* der Top-1000-Titel am 10. 1.: 94.800 € / am 10. 2.: 87.000 €
  • Anteil echter Selfpublisher an Top 100 am 10. 1.: 65 % / am 10. 2.: 70 %
  • Anteil traditioneller Verlage an Top 100 am 10. 1.: 15 % / am 10. 2.: 10 %
  • Zahl der Rezensionen der Top-100-Titel am 10. 1.: 6894 / am 10. 2.: 5940
  • Zahl der Rezensionen der Top-1000-Titel am 10. 1.: 107.000 / am 10. 2.: 88.000
  • Mittlere Bewertung der Top-100-Titel am 10. 1.: 4.09 / am 10. 2.: 3.40
  • Mittlere Bewertung der Top-1000-Titel am 10. 1.: 3.40 / am 10. 2.: 3.41
  • Anteil der in KindleUnlimited leihbaren Titel an Top 100 am 10. 1.: 83 % / am 10. 2.: 80 %
  • Anteil der in KindleUnlimited leihbaren Titel an Top 1000 am 10. 1.: 65 % / am 10. 2.: 66 %
  • Anteil der im Lesefestival reduzierten Titel an den Top 100 am 10.2.: unter 10 %
  • Anteil der im Lesefestival reduzierten Titel an den Top 1000 am 10.2.: unter 10 %

Damit hat es nicht ganz jeder zehnte reduzierte Titel durch den Mega-Deal geschafft, in die Top 1000 einzuziehen (die Titel sind durch ihre ungewöhnlich krummen Preise leicht erkennbar). Insgesamt haben wir also wohl eher “Business as usual” als die große Ausnahmesituation.

Interessant fand ich, dass in den Top 100 anscheinend die Zahl der Bewertungen gesunken und die mittlere Bewertung abgerutscht sind – sollte es da eine Kausalität zum gewachsenen Anteil der Indie-Titel geben? Dagegen spricht, dass ein solcher Trend für die Top 1000 nicht messbar ist.

Auch spannend: die Zahl der in KindleUnlimited leihbaren Titel hat sich binnen Monatsfrist kaum verändert. Das gilt für die Top 100 wie die Top 1000 und sogar für die Top 10.000 (33 vs. 31 %). Die Deal-Titel haben damit wohl eher nicht reduzierte E-Books anderer Selfpublisher verdrängt als Verlags-E-Books.

Ob Amazon tatsächlich Umsatz einbüßt, wie es die Zahlen andeuten, ist allerdings fraglich, denn meine Statistik kann innerhalb der Ränge steigende Verkaufszahlen nicht abbilden. Es könnte also sein (wobei es nach den mir zur Verfügung stehenden Zahlen nicht so aussieht), dass die geringeren Verkaufspreise einfach durch die Masse ausgeglichen werden. Außerdem könnten außerhalb der Top 1000, also im großen Long-Tail, die Verkäufe ebenfalls angekurbelt worden sein.

*Umsatz: anhand der Bestseller-Rankings geschätzter Wert inkl. Zahlungen für gelesene Seiten (falls Titel bei Select)