Amazon führt neues Vergütungsmodell für über Distributoren ausgelieferte E-Books ein

Amazon passt nach einer aktuellen Mittilung von Bookrix an alle AutorInnen die Honorar-Zahlungen für Distributoren wie Bookrix, Neobooks oder BoD an die Preisstruktur von Kindle Direct Publishing an. Demnach werden Titel unter 2,99 Euro oder über 9,99 Euro in Zukunft nur noch mit 35 Prozent des Netto-Verkaufspreises vergütet. Für Titel zwischen 2,99 und 9,99 Euro zahlt man zwar einen höheren Prozentsatz aus, jedoch wird das längst nicht mehr zeitgemäße Modell der “Übertragungskosten” auch für über Distributoren ausgelieferte E-Books eingeführt.

Die “Übertragungskosten” richten sich nach der Dateigröße des E-Books. Sie liegen bei zwölf Cent pro Megabyte. Das sind 120 Euro pro Gigabyte – man könnte meinen, Amazon habe seine Server am teuersten Mobilfunk-Provider der Welt angeschlossen, wenn bei der Dateiübertragung solche Kosten entstehen. Zum Vergleich: Wer einen Original-Amazon-Server über den S3-Speicherdienst anmietet, zahlt im teuersten Fall (!) Übertragungskosten von 9 US-Cent pro Gigabyte, also weniger als ein Tausendstel dessen, was Amazon als “Übertragungskosten” für E-Books abzieht.

Das neue Tarifmodell für Distributoren bedeutet, dass sich die Auslieferung von E-Books an Amazon über diese Firmen noch weniger lohnt als bisher. Zumindest bei teuren oder sehr günstigen Titeln konnten Selfpublisher bisher noch deutlich sparen. In Zukunft jedoch gibt es dort grundsätzlich mindestens 30 Prozent weniger, als man bei KDP selbst erhalten würde, jedoch ohne die Möglichkeit der Teilnahme an KindleUnlimited. Bookrix sagt, dass das neue Modell für Auslieferungen ab 14. 8. gelte. E-Books, die bereits online sind, würden noch nach dem alten Honorarmodell bezahlt. Das Unternehmen weist zudem darauf hin, dass das verschlechterte Modell in Zukunft auch für alle anderen Distributoren gelten soll.

BoD bestätigt diese Veränderung auf Anfrage. Auch dort werde man das Honorarmodell in Kürze anpassen. Preise unter 99 Cent sind dann nicht mehr möglich. Es entfalle damit die Option „E-Short“ für kurze E-Books und die Möglichkeit, einen Gratispreis festzulegen. Auf einen positiven Aspekt macht BoD aufmerksam: Die an Amazon gelieferten E-Books sind dann international verfügbar, also auf allen Amazon-Plattformen.

Der wichtigste KDP-Wettbewerber Tolino Media zahlt bei Preisen unter 2,99 € den AutorInnen 40 Prozent vom Nettopreis aus, bei Preisen ab 2,99 € sind es 70 Prozent. Übertragungskosten gibt es dort nicht.