Bei den Self-Publisher-Charts dieser Woche fallen zwei Besonderheiten auf: Erstens – Amazon drückt bei “Amazon Crossing” erschienene Titel ziemlich kraftvoll in den Markt, nämlich zu Preisen von 99 Cent. Es handelt sich dabei zwar um Werke von Self Publishern, doch die deutsche Übersetzung hat Amazons Verlagsarm verantwortet, deshalb zähle ich sie in den Charts nicht mit. In dieser Woche kommen zehn der Top100-Titel von Amazon Crossing.

Echte Self Publisher sind trotzdem gut vertreten, mit immerhin 43 von 100 Titeln. 30 davon sind exklusiv (die Crossing-Titel ebenfalls).

Zweite Besonderheit: Erfolgreichen Autoren/Autorinnen gelingt es häufig, auch noch weitere ihrer (durchaus älteren) Titel nachzuziehen. So in dieser Woche etwa Melanie Hinz oder BC Schiller (mit älteren Titeln) oder Lesley Marie Milton mit einem neuen Titel, der gleich gut einsteigt. Die kompletten Zahlen dieser Woche beim Klick auf Weiterlesen – hier gibt es aber auch die 1000 besten Amazon-Titel.

Ob als Leser oder als Autor – Amazons Kindle-Charts haben einen kleinen Nachteil: Sie enden bei Rang 100. Sobald ein Buch auf Platz 101 gefallen ist, fällt es schwer, seinen weiteren Lebenslauf zu verfolgen. Es gibt zwar auch Charts für einzelne Rubriken, doch diese ermöglichen keinen rubrikübergreifenden Vergleich. Beliebte Rubriken sind zudem auch besonders überfüllt, auch dort ist dann meist bei Rang 250 Schluss. Deshalb gibt es nun die Top 1000 – täglich aktualisiert, und damit ein hoffentlich hilfreiches Tool.

Zahlreiche Erweiterungen sind schon in Arbeit: Es wird zum Beispiel möglich sein, nur Bücher der Leihbibliothek anzuzeigen, nur Indie-Titel oder nur eBooks unter 2,99 Euro. Im nächsten Schritt kommt dann auch noch Statistik hinzu, mit der sich dann spannende Fragen beantworten lassen, etwa: Wie hat sich eine Preisänderung auf den Rang eines eBooks ausgewirkt? Also dranbleiben 🙂

Kerstin Carlstedt will in der “Interview Lounge” Autoren ein Gesicht geben – selbstverständlich auch Self Publishern. Das Interview dazu haben wir dann doch lieber per E-Mail geführt. Wie wichtig sind Videos oder Trailer für die Vermarktung eines Buches – und was ist dabei zu beachten?

Welche Tipps habt ihr für Autoren, die sich in einem Video-Interview präsentieren möchten? Was gilt es in Sachen Selbstmarketing dabei zu beachten?

Das Wichtigste ist, locker zu bleiben. Nichts ist für den Zuschauer quälender, als wenn der Interviewpartner vor der Kamera 1000 Tode stirbt. Es ist ja keine Live-Situation, d.h. das Ergebnis, das online geht, ist immer ein „Best of“ aller Antworten.

Je mehr die Autoren plaudern und an Informationen anbieten, desto einfacher ist es natürlich, ein interessantes Stück zusammen zu schneiden. Auch Ehrlichkeit, Offenheit und (ein vielstrapaziertes Wort!) Authentizität ist essenziell für das Gelingen eines Interviews.

Über die Antworten können wir direkt nach dem Interview verhandeln. Was Autoren auf keinen Fall gesagt haben wollen, kommt natürlich auch nicht in die Endfassung. Wir wollen niemandem schaden, sondern Autoren und ihre Bücher für Zuschauer interessant machen und das Beste aus ihren Storys herausholen.

Wie kann ein solches Video-Interview die Bekanntheit und den Erfolg eines Autors steigern, gerade im Hinblick auf die Bedeutung des Buchmarketings bei Selfpublishern?

Nach unserer Erfahrung ist es mitnichten so, dass Verlage für jedes Buch, das sie drucken lassen eine große Kampagne starten. Viele „verlegte“ Autoren beklagen sich sogar darüber, dass sich ihre Verlage nicht genug oder gar nicht um die Vermarktung kümmern.

Amazons Wochen-Deals geben anscheinend den Self Publishern Aufwind: In dieser Woche sind 48 von 100 eBooks der Kindle-Top100 verlagsunabhängig erschienen (Vorwoche: 46). Das ist der höchste Anteil, seit ich diese Charts erhebe. 33 davon sind Amazon-exklusiv.

Gleichzeitig steigt auch der Durchschnittspreis auf nunmehr 2,38 Euro (Vorwoche: 2,18 Euro). Vielleicht geben die Verlags-Deals ja den unabhängigen Autoren den Mut, auf Preise jenseits der 99 Cent zu setzen? Oder der Leser lernt durch die Deals, dass auch schon 2,99 Euro ein Schnäppchenpreis sind… Unter den 48 Titeln sind übrigens sechs echte Neueinsteiger und drei Wiedereinsteiger.

Die Zahlen im einzelnen:

In einer Pressemitteilung zum ersten Quartal 2013 gibt der eReading-Anbieter Kobo ein zweistelliges Wachstum seiner weltweiten Verkaufszahlen im Vergleich zum ersten Quartal 2012 bekannt – was sich in einem Gewinnzuwachs von 98 Prozent äußere. Kobo hat nun weltweit 14,5 Millionen registrierte Nutzer, die im Mittel um 34 Prozent mehr lesen als noch im ersten Quartal 2012.

Konkrete Zahlen für Deutschland liefert die Meldung nicht, aber eBook-Charts für das erste Quartal mit den fünf meistverkauften Titeln:

Während die deutsche ISBN-Agentur ohne Gewerbeanmeldung als Verlag nur teure Einzel-ISBNs verkauft, ist die US-Agentur Bowker ein ganzes Stück weiter. Nicht nur, dass dort jeder ISBNs auch in kleineren und größeren Paketen kaufen kann – mit dem Angebot Selfpublishedauthor.com wendet man sich auch direkt an unabhängige Autoren. Manche dieser Dienste übernimmt der Anbieter selbst, andere in Kooperation mit Drittanbietern. Offeriert werden derzeit:

  • ISBNs (das Kerngeschäft, 1000 Stück für 1000 Dollar)
  • eBook-Umwandlung ab 139 Dollar (gibts hier günstiger)
  • Barcodes (aus der ISBN generiert, für das Print-Backcover)
  • Blick-ins-Buch-Widget (120 Dollar, ähnlich wie bei Amazon, bietet in Deutschland z.B. Book2look günstiger an)
  • QR-Codes (aus der ISBN generiert, 25 Dollar, gibts anderswo kostenlos)
  • Android-App (wandelt das eBook in eine App um, die bei Google und Amazon verkauft wird, Kosten: einmalig 299 Dollar plus 50 Dollar/Jahr, Honoraranteil 50%)

Der Amazon-Deal der Woche bringt die Charts jedes Mal ordentlich durcheinander. Doch trotzdem ist eines gewiss: Der Anteil der unabhängigen Autoren unter den Top 100 verändert sich nicht. Im Gegenteil: in dieser Woche kamen 46 (Vorwoche: 44) der ersten 100 eBooks von Self Publishern. 29 davon nutzten KDP Select, sind also exklusiv bei Amazon erhältlich. Bei der Betrachtung der Charts fällt auf, dass manche Autoren ihr Potenzial noch nicht optimal nutzen. “Taxi 503” etwa, mit tollen Rezensionen derzeit auf Gesamt-Platz 7, kostet zwar 2,88 (kann wegen der Buchpreisbindung also nur bei Amazon erhältlich sein), nutzt aber trotzdem KDP Select nicht und büßt damit unnötig ein.

Zu den Veränderungen dieser Woche gehören außerdem drei Neueinsteiger und vier Wiedereinsteiger. Womöglich eröffnet der Deal der Woche, der ja stets nach einer Woche beendet ist und selten zum dauerhaften Verbleib der preisgesenkten eBooks in den Top 100 führt, ein Fenster, über das Titel auch unterhalb der Top 100 wieder Sichtbarkeit gewinnen können.

Die Daten im einzelnen: