Hilfe, jemand verkauft mein Buch bei Amazon zu einem höheren Preis

Ab und zu stellen Autor*innen fest, dass ihre bei KDP Print oder einem anderen On-Demand-Anbieter hergestellten Taschenbücher nicht nur zum Originalpreis bei Amazon erscheinen, sondern auch in einer deutlich (meist sogar sehr deutlich) teureren Variante. Das sieht mindestens seltsam aus: Wer kauft denn, fragt man sich, mein Buch zu solch einem exorbitanten Preis, wenn es auch günstiger zu haben ist?

Die Antwort darauf ist dieselbe wie auf die Frage, warum Sie immer noch Spam-Nachrichten in Ihrem Postfach haben, die für Penisvergrößerung, Potenzpillen oder Online-Kredite werben. Es funktioniert! Es gibt immer ein paar Dumme, die darauf hereinfallen. Klar – die Zahl ist sehr, sehr gering. Aber eine Millionen E-Mails zu verschicken oder von einem Computer ein überteuertes Buch bei Amazon einspeisen zu lassen, kostet ungefähr gleich viel, nämlich beinahe nichts. Ein substanzieller Gewinn auf der einen Seite, Kosten nahe Null auf der anderen… wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt, warum Sie nicht selbst lieber Spam versenden, statt Bücher zu schreiben.

Gut, unverlangte Werbung ist in Deutschland nicht legal, dasselbe gilt wegen der Buchpreisbindung dafür, Bücher zu anderen Preisen als von Ihnen festgelegt zu verkaufen. Die Händler sitzen allerdings nicht in Deutschland. Und wenn sie nicht primär den deutschen Markt beliefern, braucht sie die Buchpreisbindung nicht zu interessieren. Sie machen sich auch nicht die Arbeit, manuell Titel auszusuchen. Stattdessen beschäftigen sie ein Computerprogramm, das automatisch geeignete Titel aussucht, einen Fantasie-Preis festlegt und online stellt. Diese Händler besitzen das angebotene Buch gar nicht. Erst wenn tatsächlich eine Bestellung eintrifft, leiten sie diese weiter.

Wichtig ist hierbei das “geeignet”. Es bietet Ihnen einen Angriffspunkt, über den Sie das Phänomen mindestens eindämmen können. Die fraglichen Titel müssen nämlich im “Erweiterten Vertrieb” von KDP lieferbar sein. Löschen Sie hier das Häkchen. Danach sollte Ihr Buch nicht mehr auf diese Weise erhältlich sein. Der “Erweiterte Vertrieb” hat übrigens einen weiteren Nachteil: Manchmal wird sie auch von Händlern genutzt, um ein Buch billiger als im Original anzubieten.

Bei BoD gibt es ebenfalls einen internationalen Vertrieb, der ein solches Verkaufsmodell ermöglicht (kommt allerdings seltener vor). Ein weiterer Nachteil: Manchmal bestellt Amazon BoD-Titel aus Zeitgründen lieber in Großbritannien, wo sie in schlechterer Qualität beim Vertriebspartner von BoD gedruckt werden. Hier können Sie es beim Support versuchen, der den internationalen Vertrien herausnehmen kann.