Es weihnachtet sehr – zumindest in den Charts. Offenbar ist es eine gute Idee, einen Titel passend zum Fest der Feste online zu stellen. Das zeigen jedenfalls die aktuellen Amazon-Kindle-Charts. Ansonsten hat sich auch kurz vor Weihnachten nicht viel verändert: 51 der 100 meistverkauften eBooks kommen von Self Publishern, daran können auch die zahlreichen Deals wenig ändern.

Derzeit sind zum Beispiel 28 Bücher im Weihnachts-Special erhältlich, die von 25 Dezember-Favoriten flankiert und von 20 Kindle-Monats-Deals begleitet werden. Dazu kommen dann noch zwölf eBooks der “Advents-Lektüre”… Der “eBook-Wintertraum” mit weiteren 60 Titeln ist am 17. Dezember beendet worden.

Seit Amazon Kindle Unlimited in Deutschland eingeführt hat, ist nicht mehr nur die Zahl der Self Publisher in den Top 100 interessant (da bleibt es auch in dieser Woche bei der absoluten Mehrheit, nämlich 52), sondern auch der Anteil der in der Kindle-Flatrate verfügbaren eBooks. Die liegt wie schon letzte Woche bei zwei Dritteln.

Trotzdem erreichen aber auch noch unabhängige Autoren Top-Positionen, die sich nicht auf Exklusivität einlassen. Verlage haben es allerdings zunehmend schwer: Zu den 52 Self Publishern kommen in den Top 100 auch noch 20 Amazon-Publishing-Titel.

In den Amazon-Charts dieser Woche regieren die Sonder- und Schnäppchen-Angebote. Kein Wunder, haben diese doch für ein paar Tage sogar auf dem Kindle selbst die eBook-Bestseller ersetzt. Der Mittelwert der Preise der selbst publizierten Titel ist denn auch auf 2,28 Euro gesunken. Das ändert allerdings nichts an der Dominanz der Self Publisher: 53 der 100 bestverkauften eBooks kommen nicht aus traditionellen Verlagen.

Deutlich wird aber auch eines: Ein Buch auch über KindleUnlimited anzubieten, ist zwar nicht Voraussetzung für einen Bestseller

“Man kann mit einem eBook bei Amazon ja eh nur erfolgreich sein, wenn man es für 99 Cent verschleudert” – das ist eines der gängigen Vorurteile. Der Fakt, dass der Durchschnittspreis der meistverkauften eBooks von Self Publishern längst nahe 3 Euro liegt, kommt dagegen nicht an. Heute sind aber auch die Top 100 der Kindle-eBooks auffällig: Unter den ersten zehn gibt es nämlich nur ein einziges eBook für 99 Cent, unter den ersten 20 sind es nur drei. Billig ist also definitiv nicht die Voraussetzung für eine Top-Platzierung.

In den vergangenen Tagen hat Amazon mal wieder eine Aufräum-Aktion gestartet: Einige besonders erotische Erotik-Titel wurden in die entsprechende Kategorie verbannt. Dort sind sie unter sich und tauchen nicht mehr in den allgemeinen Top 100 auf. Getroffen hat es vor allem drei Bände der Autorin D.C. Odesza, die bis dato sehr gut platziert waren. Eine Bewertung des Themas ist schwierig: Nach deutschem Recht ist es für einen reinen Text sehr schwer, als (verbannungswürdige) Pornografie zu gelten. Amazon muss also eigene Maßstäbe ansetzen, und über die kann man natürlich immer streiten. Und damit ist dann auch immer fragwürdig, wo die Grenze genau liegt.

In letzter Zeit scheint sich in den Kindle-Top-100 ein neuer Trend abzuzeichnen: Der herkömmliche Liebesroman wird immer öfter vom erotischen Liebesroman ersetzt – oder anders formuliert: Sex ist Trumpf. Das Genre “Erotischer Liebesroman” ist dabei ziemlich weit gefasst und enthält nun oft auch eBooks, die früher in der Erotik-Rubrik gelandet wären (und keinen Verkaufsrang bekommen hätten).

Meine Prognose ist nicht eingetroffen, KindleUnlimited wartet immer noch auf den offiziellen Start. Aber trotzdem kommen in dieser Woche 61 der 100 meistverkauften Kindle-eBooks von Self Publishern. Vor allem aber sind ebenfalls 61 der Top-100-Titel exklusiv bei Amazon erhältlich. Es beteiligen sich zwar nicht alle Indie-Autoren am Programm, aber für die, die nicht teilnehmen, kommen Amazon-Publishing-Titel hinzu.

Vermutlich finden Sie in der Tabelle unten die letzten Indie-Charts vor der Revolution: Wenn Amazon in Kürze KindleUnlimited einführt, werden an die 50 Titel von heute auf morgen aus den Kindle-Charts verschwinden – nämlich all die, die nicht via KDP Select verfügbar sind (in den Amazon Top 1000 müssen Sie das Kästchen bei “leihbar” anklicken, wenn Sie die KDP-Select-Titel sehen wollen). Wieviele genau es sind, wird davon abhängen, ob sich tatsächlich wie in den USA kaum ein Verlag an KU beteiligt.

Eine Schwalbe macht zwar noch keinen Sommer, aber als Sachbuch-Autor freut es mich natürlich: In den Kindle-Top-100 dieser Woche sind immerhin gleich fünf Sachbücher vertreten. Ansonsten wieder das übliche Bild: 58 der 100 bestplatzierten eBooks kommen von Self Publishern.

Dabei hat sich während der Woche hinter den Kulissen einiges getan: Ein umstrittener Krimi ist ganz aus dem Angebot genommen worden (keiner weiß so recht, von wem) und drei Erotik-Titel hat es kurzzeitig in die separate Erotik-Ecke verschlagen.