Die größte Herausforderung beim Finden der passenden Erzählstimme: Die Stimme muss von der ersten Seite an sitzen. Anders als die meisten Elemente eines Romans können Sie die Stimme nach dem Schreiben der Rohfassung nicht mal eben im Nachhinein korrigieren. Da sie alles durchdringt, heißt eine – nicht nur kosmetische und damit wirkungslose – Korrektur der Stimme: den Text komplett neu schreiben. Hier vorab Zeit zu investieren und verschiedene Stimmen auszuprobieren, ist essenziell für das Gelingen Ihres Romans (oder des Erzählstrangs, den dieser eine Erzähler bedient).

Der Leser legt seine Zeit, seine Aufmerksamkeit und nicht zuletzt sein Geld in Ihre Hände, die Hände eines Fremden. Dafür erwartet er einen angemessenen Gegenwert. Sein Maßstab hierfür: Inwiefern bekommt er von dem Buch, was er sich davon verspricht? Das können spannende Lesestunden sein, tief bewegende emotionale Erlebnisse, aufregend exotische Welten und Erfahrungen, Spaß, intellektueller Kitzel, sprachliche Eskapaden, ästethische Genüsse, vertieftes Wissen, Tratsch, gelüftete Geheimnisse, Unschickliches und Verbotenes, die Bestätigung seiner Weltsicht und Vertrautes oder neue Informationen. Dieses Vertrauen zu gewinnen, dabei hilft Ihnen der Erzähler Ihres Romans.

Schon zu 21 Büchern habe ich in den letzten Wochen mögliche Gründe genannt, warum sie ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Es ist nicht überraschend, dass immer wieder Cover und Klappentext die wichtigste Rolle dabei spielen. Ich kann deshalb nur dazu raten, sich selbst nicht für so wichtig zu nehmen. Der eigene Geschmack ist selten ein guter Ratgeber.

Gibt es einen Bestseller-Code? Ich bezweifle es. Es gibt aber ein paar offensichtliche Eugenschaften, die sich gut verkaufende Bücher mitbringen – und an denen man als Autorin oder Autor auch etwas ändern kann. In der Regel gehört zuallererst die Qualität des Buches dazu. Das ist ein Thema, über das Sie mit der Lektorin oder dem Lektor Ihres Vertrauens sprechen sollten.