Die fünf häufigsten Fehler bei der Formatierung von E-Books – und wie Sie am besten vorbeugen

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Wer seine E-Books gegen Geld abgibt, dem sollte klar sein, dass LeserInnen ein Recht nicht nur auf spannende Inhalte haben, sondern auch auf korrekte Formatierung. Spätestens Amazons drohende Warnhinweise sollten E-Book-Autoren Anlass sein, ihre eigenen Titel auf entsprechende Fehler durchzugehen. Welche Probleme treten am häufigsten auf – und wie können Sie vorbeugen?

1. Fehlendes Inhaltsverzeichnis

Problem: In einen E-Book zu blättern, fühlt sich ganz anders an als in einem gedruckten Buch. Navigationshilfen sind hier unerlässlich – fehlen sie, stört das nicht nur den Leser, sondern verstößt auch gegen die Inhaltsrichtlinien der Anbieter.

Erklärung: Man muss zwischen zwei Arten von Inhaltsverzeichnissen unterscheiden. Ein aktives Inhaltsverzeichnis ist eine “Seite” (genauer: ein Kapitel) im E-Book, die alle Kapitel auflistet und eine direkte Sprung-Möglichkeit bietet. Ein logisches Inhaltsverzeichnis ist ein Hilfsmittel für den E-Book-Reader beziehungsweise die E-Book-Lese-App. Es erscheint, wenn man eine entsprechende Funktion (etwa “Gehe zu” beim Kindle) benutzt, und es listet ebenfalls alle Kapitel samt direkter Sprungmöglichkeit. Beim aktiven Inhaltsverzeichnis muss der Leser also die Seite mit dem Verzeichnis aufsuchen, beim logischen hingegen nur ein Knöpfchen drücken. Beide Verzeichnisarten sind Pflicht!

Vorbeugung: Das aktive Inhaltsverzeichnis können Sie recht leicht erzeugen, nämlich mit der entsprechenden Funktion Ihrer Textverabeitung. Achten Sie nur darauf, dass Sie keine Seitenzahlen einfügen (gibt es im E-Book nicht) und die Variante mit Verlinkung wählen. Das logische Inhaltsverzeichnis ist leider nicht so einfach herzustellen. Laden Sie eine Worddatei mit aktivem Inhaltsverzeichnis bei Amazon KDP hoch, enthält das umgewandelte eBook nicht automatisch auch ein logisches Inhaltsverzeichnis. Ich benutze am liebten Jutoh, um aus einer Worddatei ein korrektes eBook zu erzeugen. Es gibt aber auch Nutzer, die auf kostenlose Programme wie Sigil oder Calibre setzen. Am einfachsten ist es wohl, die Word-Datei bei Go4Convert hochzuladen. Die Website erzeugt automatisch eine E-Book-Datei mit logischem Inhaltsverzeichnis.

2. Falsche Formatierung von Fließtext und Absätzen

Problem: In Deutschland ist es üblich, den ersten Absatz eines Kapitels nicht einzuziehen, die folgenden schon. Fließtext sollte in regulärer Schrift (also nicht kursiv o.ä.) erscheinen. Absatz-Abstände dürfen nicht durch Leerzeilen markiert werden.

Beschreibung: Bei einem E-Book übernimmt der Leser die Formatierung! Sie sollten deshalb möglichst wenig vorgeben. Verzichten Sie darauf, im Fließtext folgendes einzustellen:

  • Schriftart
  • Schriftgröße
  • fett / kursiv
  • Absatz-Ausrichtung

Vorbeugung: Benutzen Sie Formatvorlagen! Darin können Sie alles auszeichnen, was Ihr E-Book braucht: Einzug der ersten Zeile, Abstand zum nächsten Absatz. Weitere Vorgaben sollten Ihre Formatvorlagen für Fließtext nicht enthalten. Bei den Vorlagen für Überschriften, Zitate, Kästen und so weiter dürfen Sie stärker ins Detail gehen. Der Vorteil von Formatvorlagen: Wenn Sie später mal etwas ändern wollen, brauchen Sie nicht durch den kompletten Text zu gehen, sondern nur die Vorlage zu ändern.

3. Text in Grafiken

Problem: Um die mangelnden Fähigkeiten von E-Book-Readern zu umgehen, verpacken manche Autoren Text (etwa Zitate, Kästen, Bildunterschriften oder Tabellen) einfach in eine hübsch gestaltete Grafik.

Beschreibung: Dieses Vorgehen birgt gleich mehrere Probleme. Erstens – die Auflösung der Lesegeräte ist höchst unterschiedlich. Ihr Bild wirkt vielleicht auf einem älteren Tolino scharf, auf einem iPad aber ist es unlesbar winzig. Zweitens – der so versteckte Text ist über die Suchfunktion nicht auffindbar. Drittens – Sie blähen die Buchdatei auf und erhalten dadurch bei Amazon weniger Honorar. Viertens – in Grafiken versteckte Texte bleiben (sehschwachen) Nutzern von Screenreadern verborgen.

Vorbeugung: E-Book-Reader sind heute in der Lage, auch aufwändigere Formatierungen darzustellen. Nutzen Sie echte Tabellen, Kästen und so weiter; das ist mit Programmen wie Jutoh kein Problem. Wenn nötig, fragen Sie einen Experten.

4. Nicht-typografische Satzzeichen

Problem: Statt „“ und ‚‘ finden sich in vielen E-Books die typografisch nicht korrekten Kombinationen “” und ”.

Beschreibung: Die in der deutschen Sprache korrekten Zeichen waren nicht in den ersten Computer-Zeichensätzen (ASCII) enthalten. Insbesondere im Netz haben sich deshalb ” und ‘ eingebürgert. Im E-Book sollten Sie aber (wie im Buch) besser die typografisch korrekten Versionen verwenden. Als Ersatz für die „“ können Sie auch auf die französischen Anführungszeichen mit den Spitzen nach innen zurückgreifen („Chevrons“, »…«). Nicht zu verwechseln mit den Guillemets («»), die in der Schweiz üblich sind. Verwechseln Sie außerdem Bindestrich (kurz) und Gedankenstrich (lang) nicht.

Vorbeugung: Lassen Sie sich von der Autokorrektur Ihrer Textverarbeitung helfen! Diese ersetzt auf Wunsch wie durch Zauberhand Ihre falschen Anführungszeichen durch die korrekte Variante.

5. Überflüssige Zeichen

Problem: Beim Tippen schleichen sich automatisch überflüssige Zeichen ein. Doppelte Leerstellen, Leerzeilen, wo keine hingehören, Tabulatoren, um Texte auszurichten …

Beschreibung: Überflüssige Zeichen fallen oft erst beim zweiten Hinsehen auf. Vielleicht auch erst dann, wenn ein Leser mal eine besonders große Schriftart wählt.

Vorbeugung: Dieses Problem können Sie leicht ausmerzen – benutzen Sie die Suchfunktion Ihrer Textverarbeitung! Eventuell müssen Sie das mehrmals wiederholen; ein vierfach wiederholtes Leerzeichen wäre nach einem Durchgang immer noch doppelt.