Wenn ich einen Roman in der Ich-Form schreibe, kann ich dann als Ich-Erzähler behaupten, dass mein gegenüber nachdenkt? Eigentlich kann ich das als Ich-Erzähler ja nicht wissen, höchstens vermuten.
Beispiel: Ich lächelte Thomas an. »Hast Du morgen Zeit?«
Thomas dachte einen Moment nach. »Nein, morgen kann ich leider nicht.«
Ich denke, das funktioniert problemlos und auch ohne, dass es beim Lesen negativ wirkt. Die Handlung wird zwar in der ersten Person geschildert, passierte jedoch in der Vergangenheit. Der Erzähler könnte also hypothetisch alle Abläufe kennen.
Beispiel: “Während wir mitten im Wald unser Zelt aufschlugen und noch Scherze über wilde Tiere oder einen möglichen Waldbrand machten, warf ein Radfahrer achtlos seinen noch glimmenden Zigarettenstummel ins Unterholz.”
Durch die rückblickende Erzählung könnte der Autor (bzw. das Alter-Ego) ja im Zeitraum des Erlebens bis zum Niederschrift diese Information erlangt haben, z.B. durch einen Zeitungsartikel in dem über die Ursache für den Waldbrand berichtet wird.
Insofern absolut sauber, mich stört diese Erzählform jedenfalls nicht.