Selfpublisher:innen brauchen ebenso eine Bühne wie Verlagsautor:innen. Besonders die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt bedeuten für die Branche stets wichtige Termine für den Austausch. Doch wie können autonome Autor:innen den eigenen Messebesuch so gestalten, dass er sich auch für die Buch-PR lohnt? Und unter welchen Umständen sollte man in eine Messepräsenz mit eigenem Stand investieren?
Zur Frankfurter Buchmesse und auch mit Blick auf die Leipziger Buchmesse setzt sich ein Trend fort: Selbst ist der Autor bzw. die Autorin – auch vor Ort. Selfpublishing-Autor:innen stehen zunehmend vor der Frage, ob sie einen eigenen Messestand für sich nutzen sollten, um die Bekanntheit für das eigene Portfolio, kurzum die Buch-PR, zu steigern. Doch in der Vorbereitung entstehen viele Fragen, die zu überprüfen sind, damit der Auftritt vor Ort gelingen kann – und auch die passende Buchmesse für die PR-Initiative gewählt wird.
Wer, wie, was und: Frankfurt oder Leipzig?
Allgemein gilt die Frankfurter Buchmesse als das größte, internationale Branchenevent in der Buchbranche, die Leipziger Buchmesse hingegen punktet als publikums- und leserorientierte Autorenmesse. Doch auch in Frankfurt passiert für einen Imagewechsel einiges für junge Leser:innen: Eine ganze Halle mit rund 8.000 Quadratmetern wurde dem Trend-Genre “New Adult” erstmalig in 2024 gewidmet. Demnach sind aus PR-Sicht beide Messen sowohl für die Fachbranche als auch das Lesepublikum interessant und bieten eine tolle Plattform, um sich als Autor:in zu präsentieren. Je früher man eine Entscheidung für den Austragungsort treffen kann, desto besser sind die Vorbereitungszeiten für die Pressearbeit.
Das Sprachrohr nutzen: Mit PR-Arbeit die Messepräsenz ankündigen
Die Pressearbeit, also die Ankündigung der eigenen Messepräsenz, sollte von Aussteller:innen in der Planung aktiv und ebenso pünktlich, also ideal mindestens 4-8 Wochen vor Messebeginn, gestartet werden, um sich bei den Medienvertreter:innen und dem Publikum vor Ort sichtbar zu positionieren. Zu den Tätigkeiten, die Selfpublisher:innen autonom oder mit externer PR-Unterstützung vornehmen können, zählen die Erstellung einer Pressemitteilung, die Bestellung von ausreichend Rezensionsexemplaren, eine Terminübersicht am Messestand sowie die Einladung ausgewählter Pressevertreter:innen.
Der Messestand als Hotspot: Eigenes Programm erstellen und verteilen
Sobald das Programm der Messe eröffnet wird, sollten Autor:innen ihre eigenen Veranstaltungen selbstständig eintragen und Anmeldemöglichkeiten für Medienvertreter:innen bereitstellen, um die eigene Übersicht zu erhalten. Sollten beispielsweise Live-Gespräche oder Präsentationen am Stand durchgeführt werden, kann ein Hinweis dieser Events medial, beispielsweise in lokalen Veranstaltungskalendern der Branche und in den sozialen Medien, effektiv angekündigt werden. Die verschiedenen Mediengattungen wie Print, Online bzw. Hörfunk und Fernsehen verfügen über unterschiedliche Vorlaufzeiten in der Planung, die in den zugehörigen Zeitfenstern durchaus parallel angesprochen werden können.
Auch die bekannten Veranstaltungsformate rund um die Buchmessen sind eine gute Plattform für Sichtbarkeit, so das Leipziger Lesefest „Leipzig liest“ für eine eigene Lesung in der Stadt. Wichtig: Zugang zum Onlinebestellsystem haben nur Aussteller:innen, die für die Leipziger Buchmesse angemeldet sind. Auch hier im Fall von eigenen Veranstaltungen unbedingt den Anmeldeschluss beachten. Die Kernfrage sollte stets lauten: Was möchte ich als Aussteller:in erreichen und welche Aktivitäten und Formate können dies fördern?
Vor-Ort-Materialien von Selfpublishing-Aussteller:innen für einen professionellen PR-Auftritt:
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Publikumsmagnet mittels persönlichem Austausch
Die Ausgaben für einen Messestand und der Aufwand, der damit verbunden ist, sind nicht zu unterschätzen, daher ein Tipp für das Budget: Alle potenziellen Kosten einmal aufschreiben und diese durch den Verdienst pro Buch teilen. Das Ergebnis ist ein guter Richtwert an Büchern, die man mitnehmen sollte. Zudem gilt die Grundregel: Besser ein Zuviel an Büchern mitnehmen, als zu wenig. Dennoch ist der monetäre Einsatz nicht 1:1 mit dem Ertrag Ihrer Autorenmarke zu errechnen, da sich der Messeauftritt grundsätzlich über die Messetage hinaus auszahlt und einen langfristigen PR-Effekt hat. Der persönliche Austausch mit anderen Autor:innen und der Leserschaft sowie Medienvertreter:innen und der Branche sind gute Gründe für eine eigene Messepräsenz.
Um als Selfpublisher:in mit dem eigenen Messestand-Programm sowohl bei den Leser:innen als auch den Medien vor Ort aufzufallen, ist es ratsam, vorab durch eine persönliche Ansprache die Initiative zu ergreifen und konkrete Termine mit Redaktionen zu vereinbaren. Neben den genannten Vor-Ort-Materialien sind auch kleine Goodies wie gebrandete Lesezeichen oder Jutebeutel sinnvolle Werbematerialien, um das Messepublikum an den Stand zu ziehen und das Gespräch zu fördern.
Fazit: Selfpublisher:innen stehen mit einem eigenen Messestand vor der Aufgabe, ihren Auftritt vor Ort selbständig anzukündigen und mit kreativen Vorkehrungen in der Ansprache aufzufallen. Sorgfältig vorbereitet und mit einem persönlichen Stil gen Medien und Publikum ist das Fundament für einen erfolgreichen Messeauftakt gelegt. Die Vorfreude ist dabei natürlich nicht zu vergessen!
Über die Autorin
Deborah Klein ist freie PR-Beraterin mit Sitz in Hamburg. Die Kommunikationsexpertin berät vor allem Selfpublisher:innen, Verlagsautor*innen sowie Verlage im Bereich Buch-PR und Autoren-PR. Zu ihren Schwerpunkten gehören neben der klassischen Pressearbeit auch die Planung von Lesungen, Mediencoachings und die Produktion von Buchtrailern. Zu ihren vorherigen beruflichen Stationen als Pressesprecherin zählen u. a. epubli (Holtzbrinck Verlag) sowie der Selfpublishing-Dienstleister Books on Demand (libri).