Natürlich wieder einmal überraschend hat Amazon gestern einen Lautsprecher vorgestellt. Einen Lautsprecher? So ein Ding, das Lärm macht? Natürlich ist Echo (den man derzeit nur auf Einladung bestellen kann) weit mehr als das. Auf den ersten Blick ist es einfach eine Art Siri im schwarzen Zylinder. Echo hört seinem Besitzer (und dessen Familie) zu, beantwortet Fragen und führt Befehle aus. Das ist etwa dasselbe, als läge das Smartphone dauerhaft auf dem Wohnzimmertisch. Nur dass Echo vermutlich einen besseren Sound produziert.
Dass an dieser Stelle der große Aufschrei von wegen Privatsphäre kommt, ist einerseits erwartbar, andererseits bei genauerem Hinsehen unverständlich. Denn jeder, der ein Smartphone mit sich herumträgt, besitzt bereits ein ganz privates Echo, das all seine Befehle auf Apple-, Google-, Amazon- oder auch Samsung-Server im Ausland überträgt.
Die eigentliche Neuerung besteht aus zwei Aspekten:
- Spracheingabe wird ubiquitär, ist also immer um uns herum. Wir werden uns in Zukunft nicht mehr an ein bestimmtes Gerät richten müssen. Echo ist da nur der Anfang.
- Wer es schafft, seine Eingabetechnik in die Haushalte zu schleusen, hat damit erfolgreich einen virtuellen Verkäufer platziert. Apple versucht das schon länger mit Siri – die zwar wenig genutzt wird, aber eine riesige Installationsbasis besitzt. Natürlich wird keiner dieser Anbieter so dumm sein, seine Nutzer mit Werbesprüchen zu nerven. Aber welche Shops empfiehlt Siri, wenn man ein eBook kaufen will? Wo wird Echo die Preise für bestimmte Produkte abfragen?
Die Technik in einen schwarzen Zylinder zu packen und Lautsprecher zu nennen, ist ein schlauer Schachzug. Jeder weiß, was ein Lautsprecher ist. Ein Smartphone klingt kompliziert. Es wird immer Smartphone-Verweigerer geben. Wer wirklich frei haben will, schaltet sein Handy vielleicht sogar zu Hause aus. Bei einem Lautsprecher ist das anders. Haben Sie schon mal bewusst Ihren Lautsprecher ausgeschaltet? Ein Lautsprecher sitzt still in der Ecke und stört nicht – nur wenn man Musik hören will, wird er laut. Der ideale Mitbewohner also, der nun auch noch Fragen beantwortet und Befehle ausführt.