Neuer Service: E-Books sicher an Rezensenten, Testleser und Blogger versenden

Unter den illegalen Methoden, wie Leser an E-Books kommen, steht mit 30 Prozent die Weitergabe per E-Mail an dritter Stelle, so die Digimarc-Studie von 2017. Dabei sind zumindest für professionelle Uploader, die das Material dann in die einschlägigen Börsen hochladen, Titel besonders spannend, die noch gar nicht veröffentlicht sind – schließlich bekommt man die in den Shops nicht.

Andererseits wollen Testleser, Blogger und Rezensenten schon frühzeitig mit Lesestoff versorgt werden, am besten deutlich vor dem Veröffentlichungstermin, damit die Rezensionen dann entsprechend kurz nach dem offiziellen Start verfügbar sind. Dabei sind Autorinnen und Autoren weitgehend darauf angewiesen, den Empfängern zu vertrauen. Harter Kopierschutz (so sinnlos er normalerweise ist) kommt gar nicht in Frage, weil er für einen einzelnen Autor viel zu teuer und umständlich ist. Nicht immer ist dieses Vertrauen gerechtfertigt; allzuoft kommt irgendwann später heraus, dass einer der Testleser das E-Book eben doch schon im privaten Kreis herumgereicht hat, und dann ist es durch einen dummen Zufall auf einer Piratenplattform gelandet.

Man kann natürlich prima darüber streiten, inwieweit dies die Verkäufe beeinflusst. Vermutlich ist es u.a. genreabhängig. Aber allein das Gefühl, dass da jemand aus der eigenen Arbeit auch noch Profit schlägt, ohne etwas dafür zu zahlen, ist unangenehm und verursacht auf lange Sicht Magenschmerzen. Hier will eine neue Plattform helfen, die u.a. von den Bookrix-Gründern ins Leben gerufen wurde: “eBook Watermark” (derzeit noch in offener Betaversion) fügt Ihren E-Books ein für den Leser unsichtbares, auf den Empfänger individualisiertes Wasserzeichen hinzu. Der Vorteil: sie wissen immer, wer ein Buch weitergegeben hat. Das schützt Ihr E-Book zwar nicht physisch vor der Weitergabe an sich – aber Sie können im Nachhinein stets Maßnahmen ergreifen, den Weitergeber aus dem Testleserkreis werfen, ihn oder sie anzeigen… Allein diese Möglichkeit dürfte durchaus eine wirksame psychologische Hürde sein, dieses Exemplar irgendwo hochzuladen. Was nicht heißt, dass Ihr E-Book nie in einer der Piratenbörsen landet, sobald es in den Shops steht, wird es auch zum Klauen verfügbar sein, aber zumindest nicht früher.

Ich konnte den Service vorab testen – und habe einen positiven Eindruck. Die Seite ist einfach bedienbar und erfüllt die Ansprüche von Selfpublishern ebenso wie die von Verlagen. Sie laden zunächst ein E-Book hoch. Dazu können Sie auch Anhänge (PDF, Bilder…) hinzufügen, die mit der E-Mail versendet werden. Den Text der zu versendenden Mail definieren Sie ebenfalls selbst. Sie können also auch beliebig viele Pseudonyme verwenden. Der Leser kann sich dann ePub oder Mobi herunterladen oder das Buch online lesen. In der Nachricht und im E-Book ist noch einmal ausdrücklich das Wasserzeichen erwähnt – und dass die Weitergabe strafbar ist. In den Statistiken sehen Sie, welcher Empfänger Ihr E-Book wie oft gelesen bzw. heruntergeladen hat, Sie merken also auch, wenn jemand gar nicht reagiert, könnten also in diesem Fall mal nachfragen.

Direkt aus dem E-Book heraus kann der Leser dem Autor zudem Feedback geben. Hier wäre es toll, wenn man auch optional direkt eine Amazon-Adresse zum Hinterlassen einer Rezension angeben könnte, die dann gleich das Bewertungsfenster öffnet.

Wenn Sie das E-Book später trotzdem irgendwo finden (das müssen Sie selbst überwachen), finden Sie über den Menüpunkt “Leaks” sehr einfach heraus, welcher der Empfänger sein Exemplar weitergegeben hat. Zeit, einen Rechtsanwalt anzurufen…

Ganz kostenlos ist eBook Watermark nicht: Das gute Gefühl, dass Ihr Buch einigermaßen sicher vor Weitergabe ist, kostet sie entweder 99 Cent pro Empfänger oder 49 Euro pro Buch und Monat (bei mehr Büchern verringert sich der Preis, bei fünf Titeln z. B. auf 29 Euro pro Buch). Bei der Zahlung “pro Buch” können Sie den Titel einen Monat lang an unbegrenzt viele Empfänger verschicken. Das lohnt sich also ab 50 Empfängern (falls Sie aktuell nur ein Buch haben, was bei Selfpublishern die Regel sein dürfte).