“Sunny Munich” ist eine fleißige Autorin. Der Schreib-Fleiß hat ihr immerhin schon einen AllStar-Bonus von Amazon eingebracht, und das, obwohl die Titel jeweils eher kurz geraten sind. Dass sie im schnellen Rhythmus eBooks veröffentlichen kann, dabei helfen ihr lauter nette Freunde, die sie uns auf ihrer Website ebenfalls vorstellt. So wie Rosa Löchle, Hausfrau und Mutter aus dem Bayerischen Wald, oder Angelo Inzesto, ein Münchner, der inzwischen in Barcelona lebt. Sie verfassen gemeinsam – Sunny tritt stets als Co-Autorin auf – Werke wie “Lust an Perversionen” oder “Das geile Miststück”. Kann man machen, der Bedarf ist ja offensichtlich vorhanden.
185 solcher Bände hat Sunny bereits bei Amazon veröffentlicht, etwa fünf pro Monat, denn seit August 2012 hält sie diesen beeindruckenden Schreibrhythmus schon durch. Bei rund 100 Seiten pro Band sind das 18500 Seiten, also rund 17 Seiten pro Tag, inklusive Wochenende. Dazu braucht sie natürlich eine Menge Phantasie. Das Kamasutra ist ja schnell abgearbeitet, alle möglichen Hausfrauen-Geschichten sind erzählt. Vielleicht war ja der tägliche Schreib-Stress schuld, dass Sunny irgendwann vergessen hat, was Schreiben eigentlich ist. Nämlich selbst ausgedachte Sätze zu Papier zu bringen. Es geht natürlich schneller, wenn man sich einfach vorhandenen Materials bedient und lediglich beim Namen der Hauptperson mit Suchen und Ersetzen arbeitet.
“Es war sechs Uhr morgens, als Gabi verschlafen in die Küche kam. Draußen war es schon hell. Die Sonne schien wie eine lockende Göttin durch das nach Osten gerichtete Fenster. Ihre Strahlen verfingen sich in ihrem blonden Haar, welches sie zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden hatte. Sie streichelten auch über das weiße ärmellose Shirt, das sich eng an ihre hübschen weiblichen Rundungen schmiegte. Zwischen dem Ende des Shirts und dem rosa Höschen ragte nur der kleine Ansatz eines Bauchs heraus.” So beginnt die Geschichte “Hausfrauen-Spielchen: Die Mutter” von Krystan Knight, veröffentlicht am 22. März 2013.
Der Ausschnitt oben hingegen ist ein Bildschirmfoto aus dem “Blick ins Buch” eines Werkes von Sunny Munich, das “Die Mutter meines Freundes” heißt. Gabi hat sich in Anna Rabenau verwandelt, das Höschen ist ein Slip, die Haare sind lang und der Bauch ist flach – ansonsten ist der Text identisch. Die Übereinstimmungen hören mit der Einleitung leider nicht auf, aber selbst wenn nur der erste Absatz geklaut wäre: So etwas nennt der Fachmann ein Plagiat. Ja, das ist ein hartes Wort, aber Zweifel sind kaum möglich. Wer erotische Geschichten schreibt und diese bereits irgendwo kostenlos veröffentlicht hat, tut vermutlich gut daran, den Geschichten-Fundus von Sunny Munich zu durchforsten. Aber sicher war das nur ein einmaliger Ausrutscher, und Sunny (die hier nicht mit Co-Autor gearbeitet hat) hatte den Stoff rund um die Namen nur als Platzhalter für ihre eigenen Ideen eingefügt und dann dummerweise vergessen, den Platzhalter-Text durch eigene Sätze auszutauschen. Soll ja vorkommen…
Update: Anscheinend hat Sunny, zusammen mit ihrem Freund Andreas Parsberg, sich auch bei der Bastei-Serie “Geisterjäger John Sinclair” bedient (siehe Foto).
Update 2: “Sunny” hat nur noch 182 statt 185 Bücher online. Ein weiterer Titel war offenbar aus einem anderen Heftroman kopiert worden.
Update 3: “Die Triebe der Lehrerin” ist offenbar beim Ullstein-Buch “In Ekstase” abgeschrieben.
Update 4: Der im Impressum genannte Verlag, die Teleprogress AG, hat auf die Vorwürfe reagiert. Zunächst erfolgt eine Erklärung, wer Sunny Munich wirklich ist (Auszug, Hervorhebung von mir):
“Sunny Munich ist keine natürliche Person, sondern ein rechtlich geschützter und eingetragener Markenname. Unter diesem Pseudonym schreiben und veröffentlichen derzeit acht Autoren, in der Vergangenheit auch mehr, die unterschiedlichsten Romane. Dies relativiert die von Ihnen angesetzte Zahl von 17 Seiten pro Tag, die nur die wenigsten Autoren schaffen würde.
Nimmt man die 185 Romane, die in den letzten 4 Jahren zwischen 8-10 Autoren geschrieben haben, ergibt dies max. 1-2 Seiten pro Tag. …”
Nachdem die Geschichte immer größere Ausmaße annahm, erhielt ich folgende Nachricht (Hervorhebung von mir):
- Sämtliche Autoren, die in den letzten Jahren unter dem Pseudonym „Sunny Munich“ ein Buch veröffentlicht haben, wurden von uns heute angeschrieben. Wir haben diese aufgefordert, uns das Urheberrecht/
Veröffentlichungsrecht nachzuweisen. - Bis zu diesem erfolgten Nachweis haben wir alle entsprechenden Bücher vorläufig gesperrt, bis uns die geforderten Nachweise vorliegen.